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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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den Esstisch, so dass Geschirr und andere Utensilien zu Boden polterten. Dann rollte er sich zur Seite, um einem weiteren Angriff Adrian Minkins zu entgehen, der erneut mit dem Schürhaken zuschlug.
     
     

15
     
    Gia legte schützend die Hände auf ihren Leib, als ihr klar wurde, welchen grässlichen Wunsch Tara soeben geäußert hatte.
    »Mein Baby? Nein … das kann nicht dein Ernst sein.«
    Tara nickte und schwebte auf sie zu. »Doch, das ist es. Ich will dieses Baby. Ich brauche es.«
    »Nein!«
    Gia entdeckte das Kreuz, das Charlie aus der Hand gefallen war. Sie bückte sich, ergriff es und hielt es hoch. Sie konnte kaum fassen, tatsächlich so zu reagieren. Es war, als spielte sie eine Szene aus einem dieser alten Vampirfilme nach, die Jack sich immer so gerne ansah.
    Tara schien verwirrt. »Nehmen Sie das herunter.«
    »Du hast Angst. Du fürchtest dich vor dem Kreuz!«
    »Ich fürchte mich vor gar nichts.« Sie sagte es ein wenig zu schnell. »Es ist nur …«
    »Nur was?«
    »Es ist nur so, dass die Kreuze, die in diese Steine eingelassen waren, sich zu lange in nächster Nähe eines falschen Einflusses befanden. Einige Jahrhunderte zu lange. Daher haben Sie einiges von diesem Einfluss angenommen.«
    »Was soll das heißen? Was haben sie angenommen?«
    Tara schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Etwas Giftiges. Denke ich.«
    »Für dich vielleicht etwas Giftiges, aber Kirchen sind für mich kein Gift.«
    »Eine Kirche?« Tara runzelte die Stirn. »Wie kommst du darauf, dass sie in einer Kirche waren? Sie befanden sich an der Wand eines Raumes, den man eher ein Gefängnis nennen könnte.«
    Gia verstand nichts von dem, was die Erscheinung da sagte, aber sie hatte wenigstens eine Waffe, konnte sich immerhin verteidigen. Sie atmete mehrmals tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Es gelang ihr nur teilweise.
    Gia wandte sich zur Treppe. »Ich gehe jetzt. Ich werde diese Stufen hinaufsteigen und das Haus verlassen.«
    Um nie wieder hierher zurückzukehren. Lieber Himmel, warum hatte sie nicht auf Jack gehört und sich von diesem Ort fern gehalten?
    Tara schüttelte den Kopf. »Nein, das wirst du nicht.«
    Ihre Selbstsicherheit jagte Gia Angst ein, aber sie ließ sich davon nichts anmerken.
    »Pass gut auf.«
    Indem sie das Kreuz mit gestreckten Armen vor sich hoch hielt, bewegte sie sich nach rechts in Richtung Kellertreppe. Tara beobachtete sie aufmerksam und machte keinerlei Anstalten, sie daran zu hindern. Als Gia die Treppe erreichte, wurde sie gestoppt – sie konnte nicht weitergehen. Wie schon zuvor hielt etwas wie eine unsichtbare Wand aus Stoff sie auf. Sie stieß das Kreuz nach vorne – es drang ungehindert durch die Barriere, aber ganz gleich wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte ihm nicht folgen.
    Sie drehte sich um und glaubte fast zu ersticken, als sie sah, dass Tara unmittelbar hinter ihr stand. Sie hob das Kreuz, Tara wich zurück.
    »Seien wir doch vernünftig«, sagte das Kind. »Du kannst andere Babys haben. Ich aber kann keins haben. Niemals. Darum gib mir deines und …«
    »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Du bist noch nicht mal zehn Jahre alt! Warum sollte ich …?«
    »Ich wäre jetzt über zwanzig!« Wut verzerrte die Miene des kleinen Mädchens. »Ich will ein Kind! Da ich kein eigenes haben kann, adoptiere ich deines!«
    »Wie?«, fragte Gia. »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Nein. Kein Wahnsinn. Ganz einfach. Wenn das Baby hier stirbt, innerhalb dieser Mauern, zwischen diesen Steinen, dann bleibt es hier. Ich kann es behalten.«
    »Aber es ist nicht deins!«
    Taras Stimme steigerte sich zu einem Schrei, der den Boden unter Gias Füßen beben ließ. »Das ist mir Egal!«
    Gia hatte zunehmend Schwierigkeiten zu atmen. Tara … der Erdrutsch … die Granitblöcke … das seltsame Kreuz in ihrer Hand … ihr Baby …
    »Tara, so bist du nicht.«
    Das Gesicht des Mädchens verzerrte sich. »Was weißt du schon über mich? Nichts!«
    »Ich habe mit deinem Vater gesprochen.«
    »Er hat mich im Stich gelassen, genauso wie meine Mutter.«
    »Nein! Deine Mutter …«
    »Ich weiß über meine Mutter Bescheid. Sie hat mich zuerst aufgegeben!«
    Gia suchte verzweifelt nach einem Weg, an das Kind heranzukommen. Wenn es nicht über ihre Eltern möglich war, wie dann?
    »Tara, du wurdest geliebt. Ich habe die Familienfotos gesehen. Du mit deinem Pferd …«
    Der Anflug eines Lächelns. »Rhonda.«
    » …und mit deinem Bruder.«
    Eine abweisende Miene. »Dieses kleine Gör.

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