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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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wie …?
    Er blickte sich um und sah, dass Bellitto aus dem Sessel hochgekommen war. Er stand über ihm, das Gesicht eine wütende Fratze. Erstickte Schreie kämpften gegen das Klebeband auf seinem Mund an, Luft fegte pfeifend durch die aufgeblähten Nasenlöcher darüber.
    Er holte zu einem weiteren Tritt aus und zielte diesmal auf Lyles Magen, doch Lyle rollte sich weg und bekam den Fuß in die Seite. Er ächzte vor Schmerzen. Gleichzeitig glaubte er zu hören, dass eine Rippe knirschend brach.
    Der nächste Tritt galt Lyles Kopf und traf mitten ins Schwarze. Der Raum rotierte plötzlich wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell …
     
    »Sie!«, kreischte Minkin mit zusammengebissenen und gefletschten Zähnen. »Sie ahnen gar nicht, wie sehr ich diesen Moment herbeigesehnt habe!«
    Jack lag auf dem Rücken. Die Kante eines zerbrochenen Tellers bohrte sich in sein Schulterblatt, während Minkin rittlings auf ihm saß, seine mächtigen Hände um Jacks Kehle, und versuchte, mit den dicken Daumen seinen Kehlkopf zu zerquetschen.
    Trottel. Er hatte sich durch das Fax ablenken lassen. Der Überraschungsangriff sowie sein Mangel an praktischem Training während der letzten Monate hatten dafür gesorgt, dass er im Nachteil war. Er hatte es zwar geschafft, den Schürhaken aus Minkins Hand zu treten, doch während des darauf folgenden Nahkampfs hatte der große Mann seine enorme Körpermasse erfolgreich einsetzen können.
    Jack hoffte, dass seine Halsmuskulatur dem Druck standhielt. Bisher hatte sie sich dem Druck von Minkins Daumen widersetzen können, aber auf Dauer würde sie nicht durchhalten. Er warf sich hin und her, versuchte sich aufzubäumen, doch der schwerere Mann hatte ihn fest im Griff. Jacks Glock war nirgendwo zu sehen, und er kam weder an das Spyderco-Messer in seiner Tasche noch erreichte er die Reserve-.38er im Halfter an seinem Fußknöchel.
    Am Rand bekam er ein Poltern, laute Rufe und Schleifgeräusche aus dem Nebenzimmer mit. Lyle?
    Sein Kopf schien anzuschwellen, als wollte er jeden Moment explodieren. Allmählich ging ihm die Luft aus. Das konnte man von Minkin nicht sagen. Er hatte alle Luft der Welt zur freien Verfügung.
    »So …, das ist also der Dieb, der im Dunkeln von hinten angreift …, der Eli mit dem Messer angestochen und mir einen Teil meiner Erinnerung gestohlen hat … Das ist also der harte Bursche, der dachte, er könnte Eli umbringen und den Zirkel übernehmen.« Er grinste. »Du bist ja gar nicht so hart. Genau genommen bist du ein jämmerliches Stück Scheiße!«
    Jack versuchte, die Finger von seinem Hals wegzubiegen, doch er fand keinen Ansatz, um so etwas wie eine Hebelwirkung zu erzeugen. Er stieß mit den eigenen Daumen nach Minkins Augen – er ließ sich die Nägel für solche Aktionen immer etwas länger wachsen – aber seine Arme waren einfach zu kurz.
    Minkin lachte spöttisch. »Das klappt nicht, kleiner Mann.«
    Er brauchte Hilfe. Wo zum Teufel war Lyle?
     
    Während er den Schmerz und die Benommenheit abschüttelte, tat Lyle das Einzige, wozu er in diesem Augenblick fähig war: Er rollte sich weg.
    Aber Bellitto folgte ihm. Seine Hände waren zwar auf dem Rücken mit Klebeband gefesselt, doch er brauchte sie gar nicht. Seine Füße machten diesen Mangel mehr als wett und landeten einen wütenden Tritt nach dem anderen. Lyle versuchte, den Totschläger gegen die fliegenden Füße einzusetzen, erzielte aber keine entscheidende Wirkung, weil er die Waffe nur eingeschränkt benutzen konnte.
    In seiner Verzweiflung drehte er sich auf der Hüfte und versuchte seinerseits, einen gezielten Tritt anzubringen. Er erwischte Bellitto am Oberschenkel, und das bremste diesen ein wenig. Angetrieben von seinem kleinen Sieg, trat Lyle erneut zu, diesmal um einiges härter. Seine Ferse traf Bellittos Schienbein.
    Während der Mann rückwärts taumelte, kämpfte Lyle sich auf Hände und Knie hoch – Herrgott im Himmel, sein ganzer Körper schmerzte – und streckte sich. Er bekam einen von Bellittos Knöcheln zu fassen und riss ihn hoch.
    Da er seine Hände nicht benutzen konnte, um sich abzufangen, stürzte Bellitto schwer. Lyle war sofort über ihm. Er hatte den Totschläger noch in der Hand und zögerte nicht. Bellitto hob den Kopf, und Lyle schlug zu, so dass er gleich wieder nach unten sackte. In dieser Stellung blieb er.
    Lyle starrte auf den halb bewusstlosen Mann und betrachtete dann den Totschläger in seiner eigenen Hand. Er hatte sich gefragt, ob er wohl fähig wäre,

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