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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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schwächt die scharfe Abgrenzung zwischen unserer Welt und der Anderen Seite, wodurch das Menelaus Manor zum perfekten Standort für die Glaubensgemeinschaft wird, die ich hier gründen möchte.‹« Gia sah Jack irritiert an. »Eine Kirche?«
    Jack lächelte. »Das ist der grandioseste Schwindel. Steuerfrei und völlig legal. So als hätte man eine Lizenz zum Gelddrucken. Was meinst du denn, wie die Scientologen es sich leisten können, jeden zu verklagen, der was Abfälliges über ihre Organisation verbreitet?«
    »Er sagt hier, die Spenden würden darauf verwandt, dafür zu sorgen, ›dass das Manor mit dieser Welt Frieden schließt und mit der nächsten in Harmonie existiert.‹ Was heißt das?«
    »Es heißt, dass die Renovierungsarbeiten ewig andauern. Oder zumindest so lange, bis Ifasen selbst zur Anderen Seite überwechselt.«
    »Vorsicht, Jack«, warnte sie ihn. »Red nur so weiter, und mein schlimmer Verdacht, dass du ein Zyniker bist, findet seine Bestätigung.«
    »Ich?«
    Jack bog in den Sutton Square ein und stoppte vor Gias Tür. Er zog seine Freundin an sich und küsste sie.
    »Danke, dass du mich heute aus meiner Höhle gelockt hast. Erdbeben und Spiritisten in verfluchten Häusern … du hast wirklich den Bogen raus, jemandem die Zeit zu vertreiben.«
    Sie erwiderte den Kuss. »Stets zu Diensten. Und morgen Abend zeige ich dir noch was viel Besseres.«
    »Hört, hört!«
    Lachend stiegen sie aus dem Wagen. Jack legte einen Arm um ihre Schultern. Er schickte sich an, sie das kurze Stück zur Tür zu geleiten, blieb aber auf halbem Weg dorthin stehen.
    »Hey. Moment mal. Du hast mir deine Frage noch nicht verraten. Wie hieß sie?«
    »Es war nichts. Nur ein alberner Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Versuch nicht …«
    »Du weißt doch, wie sehr ich Albernheiten liebe, Gia. Ich fahr erst nach Hause, wenn du meine Frage beantwortet hast.«
    »Na schön.« Sie konnte erkennen, dass sie so einfach nicht davonkam. »Ich hab gefragt: ›Wie viele Kinder werde ich haben?‹«
    »Und er hat dir geantwortet: zwei.« Jack grinste. »Ich wünschte, ich könnte an diese Dinge glauben. Das würde nämlich heißen, dass ich der Vater von Nummer zwei wäre. Zumindest nehme ich an, dass ich es wäre.«
    »Er sagte das mit so viel Sicherheit.«
    »Weil er ein Profi ist. Und weil er sich ausrechnete, dass er damit auf der sicheren Seite ist. Betrachte das Ganze doch mal von seiner Warte aus. Du siehst für dein Alter viel jünger aus. Ifasen geht davon aus, dass du ein Kind hast, vielleicht auch zwei. Selbst wenn du keine Kinder hättest und er von zweien oder dreien spricht, steht er gut da. Drei wäre die sicherere Aussage gewesen. Aber ich habe das Gefühl, dass dieser Typ das Risiko liebt. Er hat es gewagt und zwei geantwortet.«
    »Aber wenn ich kein zweites Kind bekomme, steht er als Lügner da.«
    »Sobald du das mit Sicherheit weißt, wirst du Ifasen längst vergessen haben. Oder er kann abstreiten, dass er dir so etwas jemals prophezeit hat. Er kann nicht verlieren. Also vergeude dein Gehirnschmalz nicht mit ständigem Nachdenken über diese Aussage.«
    Aber das war für Gia nicht so einfach. Sie konnte sich erinnern, sich an diesem Morgen etwas unwohl gefühlt zu haben. Aber sie konnte nicht schwanger sein. Sie nahm die Pille, und sie achtete jeden Morgen darauf, sie nicht zu vergessen …
    Außer im Juni, als sie und Vicky nach Iowa geflogen waren, um die Familie zu besuchen. Sie hatte vergessen, die Pillen einzupacken. Das war aber ziemlich ungewöhnlich für sie gewesen, denn ihre Pillen vergaß sie eigentlich nie. Doch es war auch nicht so schlimm gewesen, denn Jack hatte sie auf dieser Reise nicht begleitet. Und sobald sie nach Hause zurückgekehrt war, hatte sie wieder angefangen, regelmäßig die Pille zu nehmen.
    Aber kurz nach ihrer Rückkehr hatten sie und Jack …
    Gia verspürte erneut einen Anflug von Übelkeit. Sie konnte sich viel Schlimmeres vorstellen, aber sie wollte das nicht, nicht jetzt …
    Es war nicht möglich …
    Vielleicht nicht. Aber gleich morgen, sobald Vicky im Bus zum Ferienlager saß, würde sie sich auf dem Heimweg einen Schwangerschaftstest besorgen.
     
     
    In der Zwischenwelt
     
    Für lange Zeit war es nicht. Aber jetzt ist es.
    Für lange Zeit hatte es kein Bewusstsein. Aber jetzt hat es eins.
    Schwaches Bewusstsein nur. Es weiß nicht, was oder wer es ist oder war. Aber es weiß, dass es vor einiger Zeit mal existierte, und dann wurde diese Existenz beendet.

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