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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Nachspann eines Films anzusehen. Eines Abends, als sie ein paar Gins zu viel intus hatte und ziemlich hart am Wind segelte, verriet sie mir, dass der Name von einem alten russischen Nachbarn stammte, der gestorben war, als Bertha gerade zehn Jahre alt war. Aber du kennst ja das Sprichwort: Ein Leopard wechselt nie sein Fell. So war Bertha. Sie mochte sich Ouskaya nennen, aber das verbarg nicht ihre wahre Natur. Ihr Vater war Sizilianer, und sie hatte das Temperament eines Berufskillers. Sie schickte mich los, Reifen aufzuschlitzen und Fenster einzuschlagen und …«
    »Hast du es getan?«
    Jack sah sie nicht an. »Meistens habe ich ihr nur so gesagt, ich hätte es getan, aber manchmal … manchmal, ja, da hab ich es wirklich getan.«
    »Jack …« Sie konnte den missbilligenden Klang nicht aus ihrer Stimme verbannen.
    »Hey, ich war hungrig, dumm und um einiges jünger. Ich dachte: Was schlecht für sie ist, ist auch schlecht für mich. Ich hatte damals noch nicht erkannt, dass sie für mich schlecht war. Verdammt, wenn sie gewusst hätte, wie man Bomben baut, hätte sie wahrscheinlich von mir verlangt, dass ich sie irgendwo verstecke und sie zünde, um die Konkurrenz in die Luft zu sprengen.« Er schüttelte den Kopf. »Sie war eine Quartalsirre.«
    »Könnte sie es sein, vor der Ifasen Angst hat?«
    »Nein. Vor zwei Jahren hörte ich, dass sie, wie es in ihrem Gewerbe so schön heißt, auf die Andere Seite übergewechselt ist.« Ein schneller Blick zu Gia. Das Ganze schien ihm peinlich zu sein. »Reden wir nicht mehr über sie, okay? Ich kriege Zahnschmerzen, wenn ich nur an sie denke.«
    Gia wusste, wenn sie diese Madame Ouskaya als Gesprächsthema fallen ließen, würden sie unweigerlich auf ihre Frage an Ifasen zu sprechen kommen. Sie suchte nach etwas Unverfänglichem und entdeckte die Broschüre, die Jack aus dem Haus des Spiritisten mitgenommen hatte. Sie griff danach.
    »›Die Menelaus Manor Restauration Foundation‹. Was ist das?«
    »Klingt wie ein groß angelegter Schwindel. Nimm Spenden an, um das Haus zu renovieren, in dem du lebst und arbeitest. Eine Erfolgsnummer, wie sie im Buche steht. Für Ifasen.«
    »Ist das denn alles wahr?«, fragte Gia, als sie im wechselnden Licht der Straßenbeleuchtung kurze Eindrücke von der chaotischen Geschichte des Hauses aufschnappen konnte.
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, in dem Heft zu lesen. Was steht denn da?«
    Sie knipste die Lampe am Armaturenbrett an und hielt die Broschüre in den Lichtkegel. »Es heißt hier, das Haus wäre im Jahr 1952 von einem gewissen Kastor Menelaus gebaut worden. Er starb an Krebs und war der letzte Eigentümer, der auf Grund natürlicher Ursachen auf die Andere Seite gewechselt ist.«
    Jack grinste. »Das klingt, als würde es richtig interessant.«
    »Sein Sohn, Dimitri, der das Haus erbte, beging Anfang der neunziger Jahre Selbstmord. Die nächsten Besitzer, ein Doktor Singh und seine Frau, besaßen das Anwesen einige Jahre lang und renovierten es teilweise, bis ihnen jemand im Schlaf die Kehlen durchschnitt.« Sie schaute Jack von der Seite an. »Das ist ja schrecklich! Ich hoffe, es ist reine Fiktion.«
    »Lies weiter.«
    Gia gefiel das Ganze immer weniger. »Die letzten Eigentümer, diejenigen, die vor Ifasen dort wohnten, waren Herbert Lom und seine Frau …«
    »Doch nicht etwa der Schauspieler – der Mann, der in der Hammer-Produktion Das Phantom der Oper mitgespielt hat?«
    »Das steht hier nicht. Er und seine Frau Sara verschwanden nach – o Gott.« Da stand etwas von einem verstümmelten Kind. Ihr Magen drehte sich um, und sie klappte die Broschüre zu.
    »Nach was?«
    »Vergiss es, Jack, es ist schrecklich! Es scheint, als war das Haus verflucht. Er muss sich das aus den Fingern gesogen haben.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Man kann dabei zu leicht erwischt und als Lügner entlarvt werden. Ich vermute, er hat ein paar Fakten rausgesucht und sie so weit ausgeschmückt, dass sie gerade noch den Tatsachen entsprechen. Lies weiter.«
    »Lieber nicht.«
    »Dann geh weiter zu einer Stelle, die nicht so blutig ist.«
    Widerstrebend schlug sie die Broschüre wieder auf und sprang von der Stelle, wo sie aufgehört hatte zu lesen, einen Absatz weiter. »Hier zitiert Ifasen sich selbst: ›Ich habe mich für das Menelaus Manor entschieden, weil die gewaltsamen Todesfälle starke mediale Schwingungen hinterließen. Die Seelen derer, die hier gestorben sind, finden keine Ruhe. Ihre ständige Präsenz

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