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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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fallen lassen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Oscar verrät es mir nicht. Nein, warten Sie, er hat etwas bei sich, hält es in seiner Schnauze. Ich kann nicht sagen, was es ist oder was er damit vorhat. Er kommt näher …, näher …«
    Auch Charlie sollte jetzt näher kommen …
    »Warum ist es so kalt?«, fragte Anya.
    »Ja«, pflichtete Evelyn ihr bei und rieb sich die Oberarme. »Es ist eisig hier drin.«
    Lyle spürte es ebenfalls. Eine Decke aus feuchter, frostiger Luft hatte sich auf den Tisch herabgesenkt. Er rieb die Hände aneinander. Seine Finger wurden allmählich taub. Doch er nahm mehr als nur ein Absinken der Temperatur wahr. Mit dem Eindringen der kalten Luft schien sich auch die Stimmung verändert zu haben. Zorn machte sich bemerkbar … Nein, mehr als nur gewöhnlicher Zorn …, eine bittere, stählerne Wut …
    Lyle zuckte zusammen, als Anya aufschrie. Er sah, wie sie mitsamt ihrem Stuhl nach hinten flog und krachend gegen die Wand prallte. McCarthys Stuhl kippte ebenfalls nach hinten, so dass er auf dem Fußboden landete. Lyle spürte, wie er selbst nach vorne gedrückt wurde, wie von einem Sturmwind geschoben, so dass ihm die Tischkante schmerzhaft in den Leib schnitt, und dann kippte der Tisch selbst um und ließ ihn gegen Evelyn fallen. Während sie auf den Fußboden stürzten, hörte Lyle ringsum Glas zerschellen. Er rollte sich herum und sah, wie sich die Vorhänge bauschten und flatterten, während die geschwärzten Fensterscheiben zersprangen und als Regen silbern funkelnder Glasscherben herabprasselten. Greller, gelber Sonnenschein drang herein. Die Statuen, die er im Raum aufgestellt hatte, schwankten und kippten um, wobei einige auf dem Parkettfußboden zerbarsten.
    Dann, genauso schnell, wie es begonnen hatte, legte sich der Tumult wieder. Benommen kämpfte Lyle sich hoch und half Evelyn aufzustehen. McCarthy kümmerte sich in ähnlicher Weise um Anya. Niemand schien sich bei dem Vorfall ernsthaft verletzt zu haben, der Channeling-Raum jedoch … Er war ein einziger Trümmerhaufen. Lyle drehte sich langsam um die eigene Achse und erkannte, dass jeder gläserne Gegenstand, auf den sein Blick fiel – die Fenster und sogar zwei Spiegel an der Wand – zerstört worden war.
    »Das ist allein Ihre Schuld!«, kreischte Anya und deutete mit einem zitternden Finger auf Evelyn. »Sie haben den Geist Ihres Hundes geärgert, und sehen Sie sich bloß mal an, was daraufhin passiert ist!«
    Evelyn brach in Tränen aus. »Ich weiß nicht, was ich getan habe! Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung, worüber sich das arme, liebe Wesen aufgeregt haben könnte!«
    »Wir sollten uns alle beruhigen und besonnen bleiben«, meldete sich Lyle zu Wort. »Ich glaube nicht, dass Oscar für diesen Zwischenfall verantwortlich war.«
    Er wusste verdammt genau, dass kein jämmerlicher Köter irgendetwas damit zu tun hatte. Aber wer hatte das Ganze ausgelöst? Und wie hatte das alles inszeniert werden können?
    »Das ist unglaublich!«, staunte Vincent McCarthy. »Ich hätte niemals geglaubt, dass … Ich hatte so etwas immer für ausgemachten Schwachsinn gehalten …, aber jetzt …«
    »Ich vermute, das hängt mit dem Erdbeben der vergangenen Nacht zusammen«, sagte Lyle und versuchte die Situation zu retten. »Seismische Wellen pflanzen sich in die Geisterwelt fort und verursachen …«
    Wie lautete das Wort, nach dem er suchte? Er vergrub seine zitternden Hände in den Hosentaschen. Sein Herz klopfte heftig und sein Gehirn war von dem Vorfall durcheinander geschüttelt worden. Verdammt noch mal, denk nach! Disruption – das war das Wort.
    » …und verursacht Disruptionen in der Transmission der Informationen. Ich denke, es wäre besser, wenn wir diese Sitzung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Auf den nächsten Samstag vielleicht?«
    »Du liebe Güte, ich glaube nicht, dass ich so lange warten kann«, sagte Evelyn. »Wenn der arme Oscar so furchtbar aufgeregt ist …«
    »Dann vielleicht morgen Abend eine private Sitzung«, schlug Lyle vor. »Bis dahin dürften sich die seismischen Störungen verlaufen haben. Ich glaube, ich kann Sie noch in meinen Terminplan einbauen. Ich schaffe das schon, und wenn ich jemand anderem absagen muss.«
    »Oh, danke, Ifasen! Vielen Dank!«
    Ich muss wenigstens einen kleinen Vorteil aus diesem Debakel herausholen, dachte er.
    »Ich möchte auch wiederkommen«, meldete sich Vincent McCarthy.
    »Ich auch!«, rief Anya.
    Lyle hob beschwichtigend die Hände. »Ich werde

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