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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Tätigkeit hasste, sosehr wünschte sie sich aber auch, dass er wieder so wurde wie früher. Und das würde er nur, wenn er sich von seinem faulen Hintern erhob und wieder einen seiner typischen Aufträge übernahm. Und diese Sache klang einigermaßen harmlos. Zwei konkurrierende Übersinnlichkeitsgurus, die sich gegenseitig ihre Klienten streitig machten. So etwas regelte Jack normalerweise mit der linken Hand.
    Aber hatte Ifasen nicht am Abend vorher irgendetwas von einer Bombe gesagt? Das hatte sie völlig vergessen. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein?
    Sie sollte ihn lieber noch mal anrufen. Genau. Und ihm sagen, er solle die Nummer, die sie ihm genannt hatte, vergessen. Den Zettel, falls er sie aufgeschrieben hatte, wegwerfen. Aber würde er ihrer Bitte nachkommen? Wenn er sich tatsächlich dazu entschlossen hätte, würde er auch die Nummer wählen. Vielleicht aber doch nicht. Vielleicht käme er zu dem Schluss, dass er diese Angelegenheit auch allein würde regeln können.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als das zu hoffen.
     
     

7
     
    Während er darüber nachdachte, welche seltsamen Wendungen das Leben manchmal nehmen konnte, schlenderte Jack in der zunehmenden Dämmerung zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden über den schmalen Weg durch den Vorgarten des Menelaus Manor.
    Seinen ersten Schock hatte er bekommen, als er Ifasens Stimme in seiner Mailbox hörte. Den zweiten erlebte er, als er erfuhr, dass Gia ihm seine Nummer gegeben hatte. Sie hatte ihm ihre Gründe im Laufe des romantischen Nachmittags, den sie in ihrer Wohnung miteinander verbrachten, ausführlich erklärt. So richtig konnte er es noch immer nicht verstehen. Diese Prophezeiung, dass sie zwei Kinder haben würde, schien sich bei ihr zu einer fixen Idee entwickelt zu haben. Warum? Er ahnte irgendwie, dass sie nicht ganz offen zu ihm war, aber das passte gar nicht zu ihr. Gewöhnlich war er es, der irgendwelche Geheimnisse hatte.
    Wie zum Beispiel das Einschussloch in Ifasens Wohnzimmerfenster. Er hatte es am Vorabend bemerkt, während sie das Haus verließen. Wenn es ihm schon beim Hineingehen aufgefallen wäre, hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre mit ihr sofort wieder nach Hause gefahren. Auf keinen Fall hätte er zugelassen, dass Gia sich in einem Haus aufhielt, das jemand als Zielscheibe für seine Schießübungen benutzte.
    Ifasens Nachricht in der Mailbox war nicht sonderlich aufschlussreich gewesen. Er deutete lediglich an, belästigt zu werden, nannte aber keine Einzelheiten. Als Jack ihn zurückrief, hatte der Mann gemeint, er würde die Angelegenheit am liebsten ohne Mitwirkung der Polizei regeln, da er schlechte Publicity vermeiden wolle. Ob Jack glaube, dass er ihm dabei helfen könne?
    Die Vorstellung, ausgerechnet Ifasen aus der Klemme zu helfen, hatte für Jack einen besonderen Reiz. Wahrsager und selbst ernannte Medien wie er bewegten sich in einer quasilegalen Halbwelt, in der er sich schon immer wohl gefühlt hatte. Außerdem ergab sich für ihn die Möglichkeit, ein paar Betrüger auszutricksen, sie sozusagen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Und so etwas machte ihm immer Spaß.
    Nun war er also wieder hier. Heute brannte entschieden mehr Licht – Vorderveranda und Fenster waren hell erleuchtet. Während Jack die Stufen zur Haustür hinaufstieg, stellte er fest, dass die Fenster zu seiner Rechten mit dicken schwarzen Tüchern zugehängt waren. Wenn er sich richtig erinnerte, gehörten sie zum Channeling-Raum und waren am Vorabend nicht in dieser Weise präpariert gewesen. Irgendetwas musste seit gestern geschehen sein. Etwas, das diesen Hilferuf ausgelöst hatte.
    Jack streckte die Hand nach dem Klingelknopf aus, doch die Tür wurde geöffnet, ehe er darauf drücken konnte.
    Ifasen – oder genauer, der Mann, der sich Ifasen nannte –stand in der Türöffnung und starrte ihn an. »Sie?«
    »Hallo, Lyle.«
    Die Augen in dem dunklen Gesicht weiteten sich. »Lyle? Ich weiß nicht, wen Sie …?«
    »Sie sind Lyle Kenton. Und ich bin der, den Sie angerufen haben.«
    »Aber … Sie waren doch …«
    »Gestern Abend hier. Ich weiß. Kann ich reinkommen?«
    Lyle trat beiseite und Jack schlängelte sich an ihm vorbei ins Wartezimmer. Lyles Bruder stand dort. Er hatte sich gestern offenbar im Hintergrund gehalten.
    »Hallo, ich bin Jack. Sie müssen Charles sein.«
    Charles ergriff die Hand und schüttelte sie, doch dabei blickte er seinen älteren Bruder fragend an. »Wie …?«
    »Das war

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