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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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beerdigt.«
    »Hä?«
    » DEN ALTEN FETZER EGON HABEN SIE ANSCHEINEND SCHON BEERDIGT !«
    »Ich habe gedacht, die Beerdigung ist erst heute Nachmittag!«
    »Ja, das habe ich auch gedacht.«
    »Hä?«
    Hansjochen Becker war ein Mann, der immer einen Plan B in der Tasche hatte. Für den Fall, dass ein Mikrophon ausfiel, dass sich ein Kabel löste oder dass es bei einer Auseinandersetzung beschädigt wurde, hatte Becker ein Peilsignal in alle Mikrophonsender eingebaut, er hatte sich eine Karte des Friedhofs und der Umgebung besorgt und sie in den Rechner eingescannt. Auf dem Bildschirm konnte er die Bewegungen der Beamten verfolgen. Als das grüne Signal bei Nicole auf Rot umgesprungen war, als nur noch ein Rauschen zu hören gewesen war, hatte er Jennerwein alarmiert. Der jagte nun mit Hansjochen Beckers Anweisungen im Ohr zwischen den Gräbern hindurch, die verschlungenen Kieswege entlang. Ludwig Stengele und Maria Schmalfuß keuchten hinterher.
    »Und jetzt scharf rechts, am Brunnen vorbei, dann wieder rechts!«
    Doch dann blieb Jennerwein schier das Herz stehen – vor ihm war eine dunkelrote Blutspur auf dem Kiesweg zu sehen, alle paar Meter glänzte ein dicker Fleck, was darauf hindeutete, dass der Läufer eine Arterienverletzung hatte, bei der das Blut in rhythmischen Stößen herausgeschossen war. Jennerwein hoffte inständig, dass es sich um das Blut des Verfolgten und nicht um das der Verfolgerin handelte.
    »Passen Sie jetzt auf!«, hörte er Becker im Kopfhörer schreien. »Der nächste Seitenweg rechts, gleich ganz am Anfang.«
    Jennerwein bremste ab und spähte um die Ecke. Dort standen zwei Leute vor einem Grab. Er sah die Leute nicht von vorn, aber er war sich sicher, dass die Beschreibung von Nicole auf keinen von beiden zutraf. Dann sah Jennerwein einen Mann hinter einem Grabstein kauern. Er verließ den Kiesweg und ging auf dem Gras weiter, um verräterische Schrittgeräusche auf ein Minimum zu beschränken. Auch die Blutspur führte hier ins Gras, verlor sich aber bald und war nicht mehr zu erkennen. Jennerwein schlich gebückt hinter den Grabsteinen vorbei, bis
er den kleinen, schwarzhaarigen Mann wieder sah. Der drehte ihm den Rücken zu und kauerte immer noch am Boden. Jennerwein sprang los. Mit einem Schrei warf er sich auf ihn, riss ihm die Pistole aus der Hand und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Mit dem Knie hielt er ihn am Boden fest. Wong wehrte sich verzweifelt, und erst mit Hilfe von Stengele und Maria konnte Jennerwein die Handschellen anlegen.
    »Wo ist die Polizistin?!«, schrie Maria.
    Keine Antwort.
    »Wo ist die Frau!?«, brüllte Stengele und packte Wong unsanft am Kragen.
    »Sie muss direkt bei euch stehen«, tobte Becker durchs Mikrophon, und seine Stimme überschlug sich. »Mitten unter euch. Das gibt’s doch nicht!«
     
    Jennerwein stöhnte auf, als sein Blick die frisch aufgeschüttete Erde traf. Für die beiden Zuschauer, den Wohlbeleibten und die Schwerhörige war es jetzt schon ein höchst verstörendes Bild, wie zwei schwer atmende Männer und eine genauso atemlose Frau, nachdem sie einen kleinen Chinesen mit Handschellen an das gusseiserne Kreuz des Nachbargrabes gefesselt hatten, auf das Grab des alten Fetzer Egon sprangen und wie wild zu buddeln begannen, mit den bloßen Händen, mit Schaufeln und Grabbesteck, das sie hinter anderen Grabsteinen gefunden hatten.
    »Was machen Sie da?«, fragte der Wohlbeleibte.
    »Polizeieinsatz«, schrie Jennerwein.
    »Was geschieht da?«, fragte die Schwerhörige.
    » VIELLEICHT EINE EXHUMIERUNG !«, schrie ihr der Dicke ins Ohr.
    »Hä?«
    » POLIZEIEINSATZ !«

59
    »Jetzt reicht’s mir aber endgültig mit diesen Pfuschern!«
    Swoboda schaltete den Radioapparat aus und nahm sich noch eine Portion Kaiserschmarrn.
    »Was ist denn mit unserem kleinen Konfliktfresserchen?«, fragte Ignaz Grasegger verschmitzt.
    »Ist doch wahr«, erwiderte Swoboda. »Du kannst sie nicht alleine lassen. Und jetzt auch noch ein Mord an einem allseits beliebten Original! Mit Gewalt erreichst du doch gar nichts!«
    »Von wem redest du?«, fragte Ursel. »Von den Chaoyangern? Mit denen hätte ich mich sowieso nicht eingelassen. Die waren mir von Anfang an suspekt.«
    Swoboda wählte eine Telefonnummer.
    »Zwischen Bergen und Gehölz –«, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung.
    »– ist meine Heimat Werdenvölz!«, ergänzte Swoboda schnell. Er war wütend. Er war auf hundert.
    »Um es kurz zu machen«, bellte er ins Telefon, »ich habe die

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