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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Nachrichten im Radio gehört. Die Sache wird mir zu brenzlig. Morgen kommt Rogge. Ich habe das Ablenkungsspektakel vorbereitet, damit habe ich meinen Auftrag erfüllt. Der Rest ist eure Sache. Ich bin raus.«
    Swoboda klappte sein Mobiltelefon zu.
    »Schiffschaukelbremser, chinesische«, schimpfte er.
     
    Auch Shan klappte ihr Telefon zu und steckte es wieder ein. Gut, dann eben nicht. Sie brauchten diesen nervtötenden Österreicher ohnehin nicht mehr. Sie würden die Sache jetzt alleine in die Hand nehmen. Wie China Blue sah sie momentan nicht aus, ganz im Gegenteil. Sie trug einen schlabberigen Trainingsanzug, hatte einen kleinen Rucksack umgeworfen und lief leichtfüßig durch den Ort. Bald stand sie vor dem Haus, das sie gesucht hatte. Sie schlich um den alten Bauernhof herum, tat so, als bestaune sie die Lüftlmalereien, die Bauernfresken, die klugen Sprüche. Sie zog einen Fremdenführer heraus und betrachtete alles so, als ob sie Kunstgeschichte im sechsten Semester studierte. Dabei blickte sie sich verstohlen um. Sie war beruhigt, denn dieser Hinterhof war von den umliegenden Häusern aus schlecht einzusehen, er lag mehr oder weniger mitten im Grünen. Zudem war das komplette Polizeiteam sicherlich auf der Beerdigung vom Zither Beppi. An der Hinterseite des Hauses war ein Haufen Brennholz aufgeschichtet, dort kletterte sie hinauf. Mit einem kräftigen Klimmzug wuchtete sie sich hoch und stand bald auf einem kleinen Balkon. Nach ein paar Schritten konnte sie durchs Fenster in ein vollgestopftes Zimmer sehen. Sie hatte vorgehabt, die Wohnung des vermutlichen Trittbrettfahrers zu durchsuchen, während ihn Wong auf der Beerdigung abpasste. Shan und Wong waren sich sicher, dass ihr lästiger Rivale zur Beerdigung ging, schon deswegen, um nicht aufzufallen. Deshalb war Shans Überraschung groß, als sie drinnen in dem vollgestellten Zimmer einen Mann sitzen sah, auf den Swobodas Beschreibung haargenau passte. Umso besser. Dann konnte sie ihn sich gleich vornehmen. Sie holte eine Skimaske aus ihrem Rucksack und streifte sie über. Dann machte sie sich daran, das Fenster zu öffnen.
    Der Mann drinnen schrieb einen Brief. Er kämpfte mit den Worten, er rang um den richtigen Ausdruck, er sprach alles laut mit.
Lieber Herr Kommissar, ich bin entsetzt, ich bin entrüstet,
ich bin außer mir, ich rase vor Zorn, ich koche über, ich spucke Blut und Galle –
Der Mann stand auf, ging im Zimmer herum und deklamierte weiter. Shan musste sich ducken, als er am Fenster vorbeikam. Ein Kohleofen bullerte dahin. Mitten im Sommer? Die Ofenklappe stand auf, Shan konnte die gierigen Flammen lodern sehen. Er hatte wohl schon mehrere solcher Briefe geschrieben oder besser gesagt begonnen, denn viele weiße Papierknäuel lagen vor dem Ofen. Ach, deshalb das Feuer. Wieder knüllte er ein Blatt zusammen und pfefferte es Richtung Ofenklappe. Treffer. Neuer Versuch.
Lieber Herr Kommissar, mit einem Mord will ich nichts zu tun haben, das ist nicht mein Stil, das ist nicht meine Philosophie, das war nie meine Absicht, das war nie mein Plan –
Er zerknüllte auch diesen Brief. Er stand auf, sammelte alle Papierknäuel ein und übergab sie den Flammen. Shan beobachtete ihn verwundert. War der Mann verrückt? Er schnitt Grimassen, er tanzte linkisch, er pfiff undefinierbare Weisen. Dann setzte er sich wieder an den Schreibtisch.
Lieber Herr Kommissar, ich habe zwei CIA -Leibwächter mit einem schlichten Sandsäckchen ausgeschaltet, ich habe einen hohen US -General in meine Gewalt gebracht – ich habe es kaum nötig, eine alte, popelige Zither zu klauen!
    Shan beobachtete, wie der Mann aufstand, die Sätze noch einmal wiederholte, als hätte er Kommissar Jennerwein leibhaftig vor sich. Diesmal zerriss er den Brief nicht, sondern schrieb weiter.
Lieber Herr Kommissar, da gibt es jemanden, der mich imitiert, der mich kopiert, der auf meinen Zug aufspringt, der aber meine Philosophie nicht versteht! Wir kennen uns inzwischen gut. Sie müssen mir glauben: Ich war das nicht!
     
    Shan hatte das Fenster jetzt so weit geöffnet, dass sie hineinschlüpfen hätte können. Sie wollte sich aber das Zimmer genauer ansehen. Sie ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen: Das war kein Zimmer, das war eine Mischung aus Werkstatt, Atelier
und Lagerraum. Die Regale waren über und über vollgestopft mit Fläschchen und Tuben in den verschiedensten Größen, mit Tüten und Kistchen, Päckchen und anderen Behältnissen. Die meisten der Exponate waren

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