Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
Vom Netzwerk:
Utzschneider zueinander. Maxi und Traudl Utzschneider, richtig?
    Zeuge Ja fast. Maximilian und Waltraud Utzschneider.
    Ostler Also Befragung Maximilian und Waltraud Utzschneider. Aber Moment einmal: Utzschneider? Utzschneider? Ich habe eine angeheiratete Großtante, die heißt auch Utzschneider. Theresia Utzschneider. Bist du denn mit der –
    Zeuge Das ist die Dommele Resl, eine Kusine von einer Tante von mir. Utzschneider s
chreibt s
ie sich. Dommele
heißt s
ie. Die Theresia
ist s
ie.
    Ostler Ja Herrschaftszeiten, dann sind wir ja miteinander verwandt!
     
    Zeuge Ist das schlimm?
    Ostler So schlimm auch nicht. Aber ich glaube, in diesem Fall darf ich die Zeugenbefragung mit euch gar nicht durchführen.
     
    (Ratloses Schweigen, Stühlerücken,
eine Tür wird geöffnet.)
     
    Hölleisen Störe ich?
    Ostler Nein, bleib da, das trifft sich gut, da kannst du gleich die Zeugenbefragung Utzschneider an meiner Stelle weiterführen.
    Hölleisen Ja freilich.
     
    (Die Tür wird geschlossen, Schritte, jemand setzt
sich, Räuspern und Blättergeraschel.)
     
    Hölleisen Test, Test. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. Test, Test. Passt. Zeugenbefragung Polizeiobermeister Franz Hölleisen – Uhrzeit – äh – Zeuge Kurz vor halb zwölf ist es.
    Hölleisen Gut, danke. Also 11.30 Uhr. Herr und Frau Utzschneider, jetzt erzählen Sie einmal die Geschichte ganz von –
    Zeuge Hölleisen? Hölleisen? Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber Sie sind doch nicht etwa
der
Franz Hölleisen, der Sohn vom alten Hölleisen, der auch Gendarm war?
    Hölleisen Ja, genau der bin ich. Das heißt:
Sein
tu ich der Franz,
heißen
tu ich Kunterer, weil unser Hausname Kunterer ist – und s
chreiben
tu ich mich Hölleisen –
    (Ein Mikrophon pfeift.)

25
    Maria Schmalfuß glaubte einen Serientäter im Netz zu haben, der Rest des Teams war mehrheitlich noch skeptisch. Ein handgeschriebener Bekennerbrief? Abgelegt an einem derart unkonspirativen Ort? Und dann noch so lange nach dem angeblichen Anschlag?
    »Meiner Ansicht nach deutet das eher auf einen Jux hin«, sagte Stengele. »Ein Späßle nach dem Motto: Einsamer Wanderer liest oben auf dem Krottenkopf eine drei Monate alte Zeitung, in die er seine Brotzeit eingewickelt hat, er trinkt etwas Enzianwasser, kommt in Höhenlaune und schreibt ins Gipfelbuch spontan etwas hinein, was ihn beim Runtergehen schon wieder reut.«
    »Einspruch, Stengele, denn nach einem spontanen Eintrag sieht mir das nicht aus«, sagte Maria. »Ohne dem Schriftsachverständigen vorgreifen zu wollen, würde ich sagen, dass sich der Schreiber vorher sehr gut überlegt hat, was er da zu Papier bringt.«
    »Gut, warten wir den Graphologen ab. Viel halte ich ja allerdings nicht von diesem Hokuspokus«, sagte Stengele.
    »Sie meinen Graphologie? Nun ja, es ist zugegebenermaßen eine Grenzwissenschaft. Aber einiges kann man aus einer Handschrift schon herauslesen.«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Stengele. »Vielleicht bin ich auch vorbelastet. Ich habe als Volksschüler, wie viele andere Kinder auch, mehrere Schriften verwendet. Bei mir waren es zwei: eine flüssige, nach rechts geneigte, kleinere – und eine
senkrechte, eckigere, größere. Ich konnte mich nie für eine der Schriften entscheiden – und ich schreibe heute noch mit beiden. Gaudihalber habe ich meine zwei eigenen Schriftproben mal einem – immerhin gerichtlich anerkannten – Schriftsachverständigen gezeigt, der hat mir etwas von einer weit über neunzigprozentigen Wahrscheinlichkeit erzählt, dass die beiden Proben von zwei unterschiedlichen Personen stammen. Wenn man Pech hat und vor Gericht an so einen gerät –«
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Stengele«, sagte Maria mit sanfter Psychotherapeutenstimme, »aber das kann auch heißen, dass Sie zwei vollkommen unterschiedliche, schizoide Persönlichkeiten in sich tragen, so dass der Mann mit seiner Expertise gar nicht so falsch gelegen ist.«
    Stengele ordnete den Stapel Blätter vor sich. Er war ein klein wenig beleidigt. Schizoid. So was.
    »Wenn unser Gipfelstürmer nun auch mit zwei oder mehreren Schriften bestückt ist«, sinnierte Jennerwein, »dann ist es also für ihn gar nicht so riskant, den Bekennerbrief handschriftlich zu verfassen?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Maria. »Wohlgemerkt: Wenn jemand seine Schrift
verstellt
, das bekommt ein guter Schriftsachverständiger heraus. Wenn dieser Jemand hingegen seit Jahren mehrere Schriften beherrscht, eine davon nie öffentlich

Weitere Kostenlose Bücher