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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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nochmal«, sagte Jennerwein. »Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte Maria, »und ich würde auch gleich das polizeiintern vorgeschriebene
mutmaßlich
noch streichen. Von uns hier im Raum ist ja niemand der mutmaßliche Täter oder die mutmaßliche Täterin und kann sich auch später nicht über Vorverurteilung und Diskriminierung beschweren.«
    »Geben wir ihm oder ihr, dem Mutmaßlichen oder Wirklichen, einen
nickname
«, sagte Nicole Schwattke. »Geschlechtsneutral, verdachtsneutral, politisch korrekt.«
    »Der Bekenner?«
    »Zu vorverurteilend.«
    »Wie wäre es mit
X

    »Das ist ja gerade nicht geschlechtsneutral.«
    »Der Briefschreiber.«
    »Der Marder, basta«, sagte Jennerwein. »Und ich will jetzt nicht hören: Warum gerade der
Marder
? Ich will jetzt endlich zur Sache kommen. Rauchpause!«
     
    Die Rauchpausen im Team Jennerweins wurden immer noch so genannt, obwohl niemand dabei rauchte. Nicole Schwattke hatte vor zwei, Maria vor fünf, Stengele vor zwanzig Jahren aufgehört, ihre jeweiligen Ersatzdrogen waren das Gummibärchenkauen, das Kaffeetrinken und der übermäßige Genuss von
Ofenschlupfern
geworden. Jennerwein wiederum hatte noch
nie geraucht, seine einzige Sucht war der Beruf des Kriminalbeamten. Ostler rauchte heimlich auf der Toilette, jeder wusste es, nur er wusste nicht, dass alle es wussten. Hölleisen schließlich rauchte zwar nicht, schnupfte aber Schnupftabak, was sich immer appetitlicher liest als es ist.
    So standen sie also bald alle draußen im Grünen, hinter dem Polizeirevier, bei der rauchlosen Rauchpause. Und alle betrachteten sie nochmals die Einschusslöcher in der Wand, die so belassen worden waren, weil sie an den heldenhaften Einsatz von Hölleisens Vater erinnerten, der anno Dreiundsechzig hier eine Bande von Schmugglern in Schach gehalten hatte, die vom Karwendelgebirge herübergekommen waren. Man saugte die würzige Luft ein, vertrat sich die Beine auf der von prallen Milchkühen blank gefressenen Wiese. Was noch fehlte, war eine Blaskapelle, die im Hintergrund
Gott mit dir, du Land der Bayern
aufspielte. Wenn es einen Wettbewerb gegeben hätte unter dem Motto
Die schönsten Ausblicke aus den rückwärtigen Zimmern von Polizeirevieren
, dann hätte Ostlers und Hölleisens Revier durchaus Chancen gehabt.
     
    Auch Jennerwein hatte sich die barocke Pracht besehen, jetzt aber massierte er die Schläfen mit Daumen und Mittelfinger: Die Pause war zu Ende, und man ging hinein. Drinnen im Besprechungszimmer waren zwei Gestalten in weißen Plastikoveralls gerade dabei, das Gipfelbuch hochzuheben und in eine ebenso weiße Kiste zu legen. Die beiden getreuen Knechte Hansjochen Beckers bewegten sich zeitlupenartig langsam, als würden sie das Originalmanuskript des Lukas-Evangeliums hinaustragen. Das Team setzte sich wieder, und Jennerwein ergriff das Wort.
    »Ich schlage vor, wir suchen zuallererst die anderen Briefe unseres Marders zusammen.«
    »Die anderen Briefe?«, fragte Nicole. »Sie glauben seiner Behauptung, schon mehrere Briefe geschrieben zu haben?«
    »Ich bin mir ganz sicher«, sagte Jennerwein, »dass das nicht sein erster Brief ist. Ich tippe auf drei oder vier vorher.«
    »Echt? Warum?«
    »Erfahrungswerte. Die anderen befinden sich vermutlich im Archiv der Hauptdienststelle.«
    »Das verstehe ich nicht ganz.«
    »Nicole, Sie machen sich ja gar keine Vorstellungen davon«, schmunzelte Jennerwein, »wie wir zugemüllt werden mit solchen Schreiben. In den Landeshauptstellen haben wir eine eigene Abteilung dafür.«
    Ostler nickte zustimmend.
    »Selbst wir hier in unserem kleinen beschaulichen Kurort«, sagte er, »bekommen jede Woche mindestens ein solches Schreiben. Das sind meistens Bekennerbriefe für Verbrechen, über die in den Zeitungen schon berichtet worden ist, das sind aber auch Sympathiekundgebungen für den Täter, Ermittlungstipps für die Polizei, vage und absurde Verdächtigungen gegen den und jenen im Dorf, oder einfach nur Beleidigungen und Beschimpfungen der Polizei im Allgemeinen und des armen Duos Hölleisen/Ostler im Besonderen – wenn wir all diesen Briefen und Mails nachgehen würden, bräuchten wir hier im Revier ein eigenes Büro.«
    Nicole schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Es sind also die ganze Zeit seit dem Neujahrstag schon Bekennerschreiben bei Ihnen eingegangen?«
    Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Natürlich«, sekundierte Hölleisen. »Wir haben sie flüchtig überprüft und sie unter der Rubrik
Die

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