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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Projektil war.
     
    »Eine Waffe ohne Projektil?!«, fragte Stengele, als Jennerwein zurück im Polizeirevier war.
    »So ist es. Sørensen sollte nicht getötet, sondern nur gestört werden. Das sollte ein kleiner, scharfer Schmerz mitten im Flug bewerkstelligen.«
    »Dann war es also – ein Betäubungsgewehr. Ein kleines Piken, das sonst nur Raubtiere verspüren?«
    »Viel zu kompliziert gedacht. Solch eine Betäubungsspritze hat ein Projektil, das später irgendwo herumliegt, gefunden werden kann und Fragen nach der Herkunft aufwirft. Der Zielund Schussvorgang darf als solcher nicht erkennbar, nicht sichtbar, nicht hörbar sein. Und – ganz wichtig – es darf keine Kugel übrig bleiben. Jetzt ist aber Schluss mit der Ratestunde!«
    »Geräuschlos? Geräuschlos? Was schießt geräuschlos? Pfeil und Bogen?«
    »Pah!«
    »Eine Armbrust?«
    »Pff!«
    »Eine Schleuder?«
    »Sehr witzig.«
    »Aaaaaaaah!«, rief Ludwig Stengele und schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Natürlich, jetzt hab ich’s: Licht. Laser. Genial: ein Lasergewehr!«
    »Genau«, sagte Jennerwein. »Der Strahl ist meines Wissens für den Betrachter und auch für den Beschossenen nicht sichtbar – außer er wird geblendet. Er kann keine nennenswerten Verletzungen hervorrufen, der Schmerz ist nicht größer als der eines Stromschlags. Das kann eine Irritation hervorrufen, eine Irritation, die den Beschossenen unwillkürlich dazu bringt, eine fahrige Bewegung zu machen.«
    Stengele pfiff durch die Zähne.
    »Becker kann uns sicher sagen, ob das möglich ist.«

36
    »Ich habe diese Waffe konstruiert und gebaut«, sagte Wong stolz zu Swoboda. »Wir haben die Laserpistole in Chaoyang monatelang getestet, wir haben sogar echte Skispringer beschossen. Es hat funktioniert. Und dieser Teil des Plans hat ja schließlich auch geklappt.«
    »Geklappt? Na ja, ich weiß nicht so recht. Der dänische Personenschaden ist beträchtlich.«
     
    Draußen war wunderschönes Wetter, sogar die Direktrice der Pension Alpenrose war etwas spazieren gegangen, hatte dabei das Buch
Gierige Blicke
in der Tasche, zog es ab und zu heraus und las von
rosigen Lippen, die sich lasziv knisternd unter dem Mundschutz der Assistenzärztin wölbten
. Die schwerhörigen württembergischen Ministerialsekretäre und mecklenburgischen Ex-Pastoren waren ins Kurkonzert gegangen, und nur Karl Swoboda und Wong saßen im Zimmer, um weitere Strategien zu besprechen: Wie wird Rogge bedrängt? Wie bleibt Chaoyang aus dem Spiel? Wie wird die Polizei abgelenkt? Shan war im Ort unterwegs, um auszukundschaften, wo denn die geplanten Paragliding-Veranstaltungen stattfanden. Und wo sich der IOC -Präsident bei einer Vorführung vermutlich aufhalten würde. Denn in einem Fernsehinterview hatte Rogge schon gesagt, dass er hierherkommen wollte, um sich speziell die Military-Gliding-Wettbewerbe anzusehen. Im Internetauftritt des Kurortes waren die Veranstaltungsdaten haarklein aufgeführt,
brezlbroad
, wie man im Bayrischen sagt.
    »Wir haben vor, Rogge wieder auf die gleiche Art und Weise zu überrumpeln«, sagte Wong.
    »Wieder mit einer Knarre?«, sagte Swoboda. »Ihr lernt es nie, Freunde. Um jemanden in seiner Position zu erpressen, brauche ich kein Eisenspritzerl. So einer ist viel leichter mit delikaten Informationen zu bedrohen.«
    »Und wenn er eine weiße Weste hat?«
    »Hat eh niemand. Mir ist jedenfalls noch keiner begegnet. Ich hab Informationen über alle gesammelt.«
    »Auch über Rogge? Her damit.«
    »Moment: Auswendig weiß ich natürlich nichts. Das wäre auch ein ganz anderer Auftrag. Und der würde auch wieder eine ganz andere Summe kosten.«
    »Dann machen wir es auf unsere Art.«
    »Wie ihr wollt.«
     
    »Wir brauchen auch diesmal wieder ein Ablenkungsmanöver. Kann das der Herr Problemlöser nicht übernehmen?«
    »Ich habe noch etwas anderes zu tun, ihr seid nicht meine einzigen Kunden«, sagte Swoboda. »Aber ich schlage einen Deal vor. Du gibst mir die genauen Pläne von deinem Lasergewehr. Das interessiert mich, so eine effektive Waffe.«
    »Der Herr Problemlöser hat die Waffe so versteckt, dass sie gefunden werden muss. Sie wurde aber bisher nicht gefunden!«
    Swoboda ließ sich keinerlei Gefühlsregung anmerken.
    »Manchmal geht halt auch was schief. Das ist schon in der Kalkulation mit drin. Dann will ich noch etwas wissen: Von wo aus hast du geschossen? Ich wiederum helfe euch dafür bei einer nochmaligen Generalleutnant-von-Guggelsberger-Offensive.«
    »Was für eine

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