Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
Vom Netzwerk:
kurzfristig einen weiteren Termin zu haben. Anschließend beschloss er, in die Firma zu fahren, um einen Ersatzanzug aus dem Büro zu holen. Als er sich am Ortseingang in Süßen der Schule näherte, erschrak er erneut.
    Verärgert steckte Moritz Kepplinger sein Mobiltelefon in die Hosentasche. Die geplante Suchaktion mit dem Polizeihubschrauber würde erst am nächsten Morgen stattfinden. Ebenso die Geländedurchsuchung einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei. Obwohl alle einen anstrengenden Tag hinter sich hatten, hatte er darauf gedrängt, die Suche am Abend fortsetzen zu wollen. Doch Brandstätter hatte ihm am Telefon mitgeteilt, dass beide Dienststellen am Abend nicht zur Verfügung stehen würden. Außerdem hatte sein Chef die Besprechung der Ermittlungsgruppe auf den nächsten Morgen verschoben. Da können wir heute sowieso nichts mehr machen.
    Er kannte seinen neuen Vorgesetzten nicht gut. Trotzdem unterstellte er ihm, die Einsätze nicht mit entsprechendem Nachdruck eingefordert zu haben.
    Zudem hätte er gerne nochmal mit seinen Kollegen über das weitere Vorgehen gesprochen. Zwölf Stunden sind eine Menge Zeit, die wir nicht haben, dachte er stirnrunzelnd und ließ das Geschehen des Nachmittags Revue passieren. Der Einsatz der Suchhunde hatte wenig neue Erkenntnisse gebracht. Dennoch war es beeindruckend, wie exakt es den Hunden gelang, die Witterung des Kindes nach so vielen Tagen aufzunehmen. Einer der beiden belgischen Schäferhunde führte die Einsatzkräfte auf direktem Weg von der Wohnung in die Schule. Der andere erkannte ihren Geruch an zahlreichen Stellen um das Gebäude, am häufigsten auf dem schuleigenen Spielplatz. Zuletzt blieb er auf einem nahegelegenen Parkplatz stehen. Von dort aus verlor sich die Spur schlagartig. Einer der Hundeführer erklärte, das könne am Wetter und vor allem an den Windverhältnissen liegen. Es sei nicht zwingend so, dass das Mädchen an dieser Stelle in einen Wagen gestiegen sei, wie Kepplinger vermutete.
    Im Moment war das für ihn die einzige plausible Erklärung. Außer den Spuren um die Schule, die zu den Aussagen der Mitschüler passten, gab es keinen anderen Hinweis. Sie muss in ein Fahrzeug gestiegen sein, dachte Kepplinger. Davon gehe ich aus, bis jemand eine bessere Theorie entwickelt.
    Bis auf Lea waren alle Einsatzkräfte abgerückt. Salvatore musste am Abend zu einem Elterngespräch in die Schule seines Sohnes und war mit einem der Streifenwagen zurück nach Göppingen gefahren. Lea ging zwischen den Spielgeräten vor der Schule hin und her und telefonierte.
    Er ging zum wiederholten Mal den Weg von der Schule zu der Stelle ab, an der sich der Geruch von Manuela Jessen verloren hatte.
    »Hier hast du gestanden«, sagte er leise und versuchte, sich in ein mögliches Szenario hineinzuversetzen. Er betrachtete den Schotterbelag und die Stelle, an der der Hund zuletzt stehen geblieben war. Er kniete sich auf den Boden und suchte Zentimeter für Zentimeter ab. Außer dem Fetzen eines Bonbonpapiers war nichts zu sehen. Er verstaute das winzige Cellophan in seinem Portemonnaie.
    Kepplinger erhob sich und beobachtete die Fahrzeuge, die sich in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes durch einen Kreisverkehr schlängelten. Ein schmaler Schotterweg führte in Richtung des Kreisels. Der Belag wechselte wenige Meter davor in Asphalt.
    »Jemand hat dich von der Straße aus gesehen und ist aus dem Kreisel ausgefahren«, führte er sein Selbstgespräch fort. »Oder er hat bereits auf dem Parkplatz gewartet, und du bist dazu gekommen. Möglicherweise kanntest du die Person. Du bist in den Wagen gestiegen. Vielleicht hat er dich mit Gewalt in das Fahrzeug gezogen? Unmöglich, dass das niemand beobachtet haben soll.«
    »Mit wem sprichst du?« Lea trat neben ihn.
    Er erklärte ihr seine Theorie.
    »Davon müssen wir meiner Meinung nach ausgehen. Mehr haben wir nicht.«
    »Dann müssten doch spätestens morgen die Telefone heiß laufen, wenn der Zeugenaufruf in der Zeitung erscheint.«
    »Das wollen wir hoffen«, sagte er. »Bis dahin können wir nichts tun.«
    Moritz massierte sich die Augenlider. Ich habe Angst, dachte er. Davor, dass ich etwas herausfinde, was ich nicht aushalten kann.
    Ein leichter Ostwind kam auf und kühlte die Luft angenehm ab. Es war neunzehn Uhr am Montag, dem 22. Juli 2013.
    Beinahe wäre er mit voller Wucht auf die Bremse getreten. In letzter Sekunde zwang er sich dazu, an der Gruppe von Polizeibeamten vorbeizufahren, die auf dem Parkplatz

Weitere Kostenlose Bücher