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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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Erfahrung, wie schwierig es war, einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Der Schichtdienst tat sein Übriges dazu. Sie verbrachte die meiste Zeit alleine oder besuchte, so oft es möglich war, das Selbstverteidigungstraining .
    Der Merlot schmeckte vorzüglich. Lea schloss genüsslich die Augen.
    Wieder kamen ihr die Unfallbilder des vergangenen Abends in den Sinn. Doch der Tag hatte auch eine überraschende Wende in ihren Alltagstrott gebracht. Die bevorstehende Abordnung zur Kriminalpolizei und die Suche nach dem vermissten Kind boten unverhofft neue Perspektiven. Auch wenn sie in der Nacht einen dummen Fehler begangen hatte, forderte der Fall sie heraus. Auf so eine Chance hatte sie lange gewartet. Sie musste diese Möglichkeit nutzen und ihr Bestes geben, um sich für die Kriminalpolizei zu empfehlen. Morgen würde sie mit Moritz Kepplinger über ihre Ziele sprechen. Er war einer der wenigen Menschen, denen sie vertraute.
    Zufrieden stellte sie ihr Glas zur Seite und schlief wenige Augenblicke später ein.
    Gegen halb zehn machte Kepplinger sich auf den Rückweg zu seiner Wohnung. Er hatte sich ausreichend Zeit genommen, die geplanten Aktionen am nächsten Tag vorzubereiten. Auf einer Landkarte hatte er das Gebiet markiert, das die Hundertschaft der Bereitschaftspolizei durchkämmen sollte. Den Einsatz des Polizeihubschraubers wollte er am nächsten Morgen mit dem Piloten besprechen, da er die technischen Möglichkeiten der Maschinen nicht kannte. Brandstätter hatte ihm eine Kopie des Einsatzbefehls auf dem Schreibtisch gelegt. Der Helikopter würde um neun auf einem Landeplatz in der Nähe von Göppingen bereitstehen. Sein neuer Chef hatte auf dem Schreiben vermerkt, dass Moritz den Einsatz aus der Luft koordinieren sollte.
    Die Straßen wirkten wie ausgestorben. Der Ostwind hatte nachgelassen und für eine erträgliche Temperatur gesorgt. Es tat gut, sich die Beine zu vertreten. In seinem neuen Zuhause angekommen blickte er auf die Uhr. Fünfzehn Minuten waren vergangen. Er beschloss, die Strecke so oft wie möglich zu Fuß zurückzulegen. Dabei fiel ihm ein, dass sein Fahrzeug noch immer vor der Taverne parkte. Er kramte in seiner Geldbörse nach der Karte, die ihm der Taxifahrer zwei Tage zuvor gegeben hatte. Während er die Nummer der Zentrale wählte, kam ihm plötzlich eine andere Idee. Rasch legte er das Telefon auf eine Ablage und schlüpfte in seine Joggingsachen. Als er ins Freie trat, versank gerade die Abendsonne am Horizont und verwandelte die Straßen und Häuser des Stadtteils in eine Fülle von Grautönen. Der verbleibende Rest des Tageslichtes erzeugte dunkle Schattenfelder hinter Bäumen und Gebäuden. Moritz hatte das Gefühl, er bewege sich zwischen Tag und Nacht. Nach und nach leuchteten die Lampen der Straßenlaternen auf, was zur Folge hatte, dass er immer wieder von seinem eigenen Schatten überholt wurde. In Gedanken tauchte er in das Bild einer griechischen Landschaft ein. Der Asphalt unter seinen Füßen verwandelte sich in einen holprigen Feldweg, der an Olivenhainen und Schafherden vorbeiführte. In der Ferne stellte er sich Häuser mit blauen Fensterläden vor. Er hörte die Anfeuerungsrufe der dichtgedrängten Zuschauer. Schließlich sah er vor seinem inneren Auge den Olymp, das antike Stadion und den Zieleinlauf am Ende des langen Rennens.
    Verschwitzt kam er an seinem Wagen vor der Taverne an. Er hoffte, genug Vorbereitungszeit für den Athen-Marathon zu haben, denn das Laufen hatte ihm gerade gezeigt, wie wichtig es ihm tatsächlich war, daran teilzunehmen. Als er wenig später aus der Dusche stieg, musste er plötzlich wieder an Gerd Jessen, die zerkratzten Autos und dessen Randale in der Polizeiwache denken. Der Mann, der am Morgen in meinem Büro gesessen hatte, war ein anderer gewesen, dachte er. Vielleicht habe ich vorschnell entschieden, dass er nichts über das Verschwinden seiner Tochter weiß. Auf einen Zettel schrieb er Gerd Jessen und setzte ein dickes Fragezeichen dahinter. Danach legte er sich schlafen.

DIENSTAG
23. Juli 2013

A ls Moritz Kepplinger am nächsten Morgen aufwachte, dachte er erst, verschlafen zu haben. Aber es war erst kurz nach fünf. Bei dem Gedanken an das M ädchen schlug er sofort die Decke zur Seite. Obwohl er hungrig war, machte er sich ohne zu frühstücken auf den Weg ins Büro. Wie er erwartet hatte, war er der Erste, der an diesem Morgen die Dienststelle betrat. Er schaltete den Kaffeeautomaten ein. Während das Gerät vorheizte, überflog

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