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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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er den Bericht, den er am Abend zuvor geschrieben hatte. Anschließend arbeitete er nochmals Punkt für Punkt die bevorstehenden Einsätze durch und fertigte einige Kopien an. Danach schaltete er den Computer ein. Der Kollege des Streifendienstes berichtete in einer Mail, dass Jessen in der Nacht 2,4 Promille gehabt hatte und am Morgen aus der Zelle entlassen worden war. Gegen halb sieben verließ Moritz das Büro, um sich ein Frühstück zu holen.
    Als er zurückkehrte, stand die Tür seines Büros offen.
    »So früh im Dienst?«, begrüßte Moritz seinen Büronachbarn Salvatore.
    »Logico, ist doch ein wichtiger Tag heute.«
    »Wie lief das Gespräch in der Schule?«
    »Andato a male – schlecht. Sie wollen Matteo in die Hauptschule stecken. Da hat er doch später überhaupt keine Chancen.«
    »Und wenn er das Schuljahr wiederholt?«
    »Geht nicht. Das haben wir der Lehrerin auch vorgeschlagen. Dafür sind seine Noten nicht schlecht genug.«
    Salvatore wirkte geknickt und lenkte das Gespräch auf den bevorstehenden Tag.
    »Allora, Commissario, wie gehen wir’s an?«
    Kepplinger berichtete von seiner Theorie, dass das Mädchen auf dem Parkplatz vor der Schule in einen Wagen gestiegen sein musste.
    Salvatore stimmte ihm zu.
    »Sono belle parole. Das klingt erst einmal gut.«
    Gemeinsam überlegten sie, welche Fahndungsmaßnahmen in Frage kämen, um ein unbekanntes Fahrzeug und dessen Fahrer ausfindig zu machen. Danach erzählte er von der Begegnung mit Gerd Jessen und der Aktion mit den zerkratzten Autos am gestrigen Abend.
    »So ein Dummkopf!« Salvatore schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Da hat er sich und seiner Bambina keinen Gefallen getan.«
    »So, wie ich ihn in der Vernehmung kennengelernt habe, hätte ich ihm das niemals zugetraut.«
    »Man sieht in einen Menschen nicht hinein«, sagte Salvatore.
    »Das stimmt. Und das macht unsere Arbeit nicht leichter. Gestern war ich mir fast sicher, dass er mit der Sache nichts zu tun hat.«
    »Und jetzt?«
    Moritz zögerte, bevor er antwortete. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich denke nicht, dass er ihr etwas getan hat. Aber vielleicht weiß er mehr, als er sagt.«
    »Für diese Aktion muss er garantiert mit einer saftigen Strafe rechnen«, sagte Falcone. »Dazu kommen die Forderungen der Geschädigten. Der hat doch keine Hunderttausend.«
    »Bestimmt nicht. Aber das meine ich gar nicht. Ich dachte daran, dass Jessen manchmal gewalttätig wird. Er kann von jetzt auf gleich völlig ausrasten. Dazu der Alkohol. Solche Leute sind gefährlich, vor allem in so einer Situation, in der er sich gerade befindet. Wenn seiner Tochter tatsächlich etwas passiert ist, hätte er nichts mehr zu verlieren.«
    Salvatore wurde nachdenklich.
    »Corretto, wir müssen ihn auf jeden Fall im Auge behalten.«
    »Ja, das sollten wir.«
    Eine halbe Stunde später traf sich die gesamte Ermittlungsgruppe im Besprechungsraum. Franziska hatte auf jeden Tisch eine Tageszeitung gelegt. Alle lasen interessiert die Vermisstenanzeige und betrachteten das abgedruckte Bild der Zehnjährigen. Brandstätter schwieg und sah Kepplinger erwartungsvoll an. Nach einem kurzen Zögern ergriff er das Wort, fasste die Ereignisse des vergangenen Tages zusammen und konfrontierte die Kollegen mit seiner Theorie und den geplanten Fahndungsmaßnahmen.
    »Wir sollten zwei Leute dafür abstellen.«
    Wieder war es Markus Ackermann, der sich sofort anbot, diesen Part zu übernehmen. Nils Schubart nickte ebenfalls, als Kepplinger in die Runde blickte.
    Brandstätter würde mit Christian Schwarz, der trotz seiner dick geschwollenen Backe zum Dienst gekommen war, und Wolfgang Herder die Geländedurchsuchung mit der Bereitschaftspolizei begleiten, Franziska und Anja Kober die erwarteten Hinweise aus der Bevölkerung entgegennehmen und an die Kollegen vor Ort weiterleiten. Lea sollte Moritz zum Hubschrauberlandeplatz bringen und mit Salvatore zusammen den Einsatz am Boden begleiten.
    Zehn Minuten vor acht war die Besprechung zu Ende. Kepplinger spürte, mit wie viel Zuversicht die Kollegen ihre Sachen zusammenräumten und sich an die Arbeit machten. Alle fiebern einem guten Ende entgegen, dachte er. Am Ende des Tages werden wir hoffentlich wissen, was passiert ist. Seine Zuversicht wurde von dem Gedanken getrübt, dass mittlerweile dreieinhalb Tage vergangen waren, seitdem das Mädchen zu letzt gesehen worden war. Als er aufblickte, bemerkte er, dass Lea ihn beobachtete. Es war, als ob sie in ihn hineinschauen konnte und

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