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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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sah, was ihn quälte. Ihrem Blick entnahm er, dass sie dieselbe Sorge teilte. Später gingen die beiden schweigend nebeneinander zum Wagen. Nachdem er die Garage geöffnet hatte, ergriff sie seinen Arm.
    »Moritz, du musst dir immer vorstellen, dass sie noch lebt«, sagte sie mit leiser Stimme. Ihr Griff wurde fester. »Sonst wirst du verrückt.«
    Er nickte, ohne zu antworten. Dann stiegen beide in den Wagen.
    Ungeduldig ging er vor der Eingangstür des noch verschlossenen Autozubehörgeschäfts hin und her. Zuvor hatte er einige Telefonate mit Geschäftskunden geführt und sämtliche Termine für den Tag abgesagt. Endlich setzte sich das Rolltor in Bewegung. Er betrat den Laden und betrachtete eine Auswahl von Kindersitzen. Als sich ein Verkäufer näherte, erschrak er und wendete sich ab. Eine Zeitlang schlenderte er scheinbar ziellos durch den Laden, bis er vor einem Regal stehen blieb. Nach einigen Vergleichen entschied er sich für den Sitzbezug, der am besten zu seinem Wagen passte und dessen Farbe nahezu identisch war mit dem bisherigen Polster. Es war aber auch der teuerste. Er bezahlte mit seiner Kreditkarte. Als ihm die Kassiererin den Kassenbon und einen Kugelschreiber für die Unterschrift vorlegte, wurde er zögerlich. Was, wenn die Polizei ihm auf diese Weise auf die Spur käme? Ich möchte doch lieber bar zahlen, sagte er.
    Die Angestellte erwiderte, dass dies nun nicht mehr möglich wäre, da der Betrag bereits abgebucht sei. Er schlug mit der Hand auf den Tresen und drohte damit, den Geschäftsführer sprechen zu wollen. Als die Frau prompt zum Telefonhörer griff, lenkte er ein und unterschrieb hastig. Die Kassiererin verglich sorgfältig die beiden Unterschriften auf Kassenbon und Karte und verlangte seinen Personalausweis. Als Reaktion riss er der Angestellten die Plastikkarte aus der Hand und schrie sie an, er habe seinen Ausweis nicht dabei. Dann verließ er wütend das Geschäft.
    Im Wagen ärgerte er sich über sein Verhalten und schlug so lange auf das Lenkrad, bis ihm die Hände wehtaten.
    Als er auf die Zufahrt zu seinem Versteck einbog, beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass er sich zwar gedankenlos verhalten, aber nichts Gesetzeswidriges getan hatte. Eine Überprüfung seiner Kreditkarte würde nichts ans Tageslicht bringen können. Er nahm sich fest vor, sich künftig unauffälliger zu benehmen und seinen Plan gewissenhaft zu Ende zu bringen.
    Moritz Kepplinger presste beide Hände schützend vor die Ohren. Die beiden tausend PS starken Triebwerke des Eurocopters der Baureihe 155 fabrizierten einen Höllenlärm, während die Maschine auf dem Boden aufsetzte. Staub und Blätter wirbelten durch die Luft. Er war gezwungen, die Augen zu schließen und sich vom Landeplatz wegzudrehen.
    Der Pilot stellte die Rotorblätter in eine waagerechte Position. Schlagartig verebbten der Krach und der enorme Luftwirbel. Eine Schiebetür wurde geöffnet, und ein Flugbegleiter gab ihm zu verstehen, in den Helikopter zu steigen. Im Innenraum waren die Geräusch erträglich. Trotzdem musste er laut sprechen, um sich der Crew vorzustellen. Erst nachdem er einen Helm mit integriertem Hörsprechsystem übergestreift hatte, konnte er sich ungestört mit der Besatzung unterhalten. Vom Getöse der Maschinen hörte er jetzt nur noch ein weit entferntes Brummen. Kepplinger schilderte kurz, worum es ging, und zeigte ein Bild der Vermissten. Auf einer Flugkarte markierte der Co-Pilot den betreffenden Geländeabschnitt und kennzeichnete den Standort der Schule. Kepplinger deutete mit dem Finger auf die Waldgebiete, die seiner Meinung nach in Frage kamen. Beide Piloten nickten. Während sie den Start vorbereiteten, erklärte ihm ein Bordtechniker die Funktionsweise der digitalen Wärmebildkamera. Er war überrascht von den Möglichkeiten des High-Tech-Gerätes. Unabhängig vom Tageslicht konnte das System kleinste Temperaturunterschiede wahrnehmen und auf einem Monitor abbilden.
    »Das Gerät funktioniert auch noch bei völliger Dunkelheit.« Der Techniker war sichtlich stolz. Die Maschine hob zitternd vom Boden ab. Auf dem Monitor der Wärmebildkamera erkannte Kepplinger die Umrisse des Dienstwagens. Im Bereich der Motorhaube befand sich ein dunkelroter Fleck, an den sich immer heller werdende Bereiche anschlossen. Neben dem Wagen zeichneten sich die Konturen von Lea Thomann in anderen Farbtönen ab. Der Techniker bemerkte sein Interesse und tippte mit einem Stick auf den wärmsten Punkt an ihrem Körper. Neben

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