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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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Rotoren. Die harten Schläge in der Luft. Ich ließ jedes Mal alles stehen und liegen und starrte nach oben. Es gibt ein lustiges Foto von damals. Ich stehe wie erstarrt da, den Mund weit geöffnet.
    Die Maschinen sahen von unten aus wie riesige Wale. Ich wusste nur, dass Hubschrauber so etwas Ähnliches wie Flugzeuge waren. Manchmal flogen sie nur wenige Meter über mich hinweg. Ich konnte den Luftwirbel spüren. Auf den Kufen standen Männer mit schwarzen Masken und Stahlhelmen. Mein Vater erklärte mir, dass es sich um Polizisten handelt, die Geiseln befreien und schwer bewaffnete Verbrecher festnehmen. Ich verstand das alles nicht. Aber ich wollte einer von diesen schwarzen Männern werden.«
    Der Geländewagen näherte sich. Salvatore kurbelte das Fenster nach unten.
    »War wohl nichts?«
    Kepplinger schüttelte den Kopf. »Nein, das war gar nichts. Wir können nur hoffen, dass die was finden«, er deutete auf die Suchmannschaften.
    Moritz stieg zu den anderen in den Wagen und bat Lea, nochmals mit ihm in die Schule zu gehen und die Kinder zu befragen.
    »Bist du eine richtige Polizistin?« Die Schüler waren sichtbar fasziniert von Lea.
    »Ja«, antwortete sie und hielt ihren Dienstausweis in die Höhe.
    »Aber du hast ja gar keine Uniform«, rief jemand aus der hintersten Reihe.
    »Und keine Pistole«, fügte ein etwas pummeliger Junge altklug hinzu.
    »Und ob ich die habe«, sagte Lea schmunzelnd und hob ihre Jacke ein Stückweit über das Gürtelholster. »Außerdem arbeite ich bei der Kriminalpolizei.« Von dem Moment an hingen ihr die Kinder an den Lippen. Es war bemerkenswert, wie sie dabei vorging. In einer Art Fantasiereise führte sie die Viertklässler zurück zum Schulschluss am vergangenen Freitag. Und plötzlich fielen ihnen auch wieder etliche Besonderheiten ein. Sogar wie Manuela erzählt hatte, ihre Mutter würde an diesem Tag Milchreis kochen.
    Das war ihr Lieblingsessen.
    Aber leider gewannen sie keine neuen Erkenntnisse. Man konnte den Eindruck gewinnen, Manuela habe sich in Luft aufgelöst. Sie verabschiedeten sich von den Kindern und verließen das Schulgebäude.
    Kepplinger betrachtete den Berg von Fundgegenständen, den die Suchmannschaften, in durchsichtigen Plastiktüten verpackt, im Laderaum eines Mercedes Sprinter aufgeschichtet hatten. Auf jeder Verpackung befand sich ein Klebezettel, auf dem die genaue Fundstelle vermerkt war. Kinderspielzeug, Zigarettenkippen, ein Tierknochen, Arbeitshandschuhe, mehrere Plastikflaschen, Getränkedosen, ein Wanderstiefel und jede Menge anderer Kram.
    Er schüttelte missmutig den Kopf. Lea beobachtete ihn.
    »Was denkst du?«
    »Ich würde eine Wette abschließen, dass unter all den Gegenständen keine einzige brauchbare Spur ist. Ich glaube einfach nicht, dass das Mädchen sich nach der Schule hier irgendwo herumgetrieben hat, schließlich wusste sie, dass ihre Mutter zu Hause mit ihrem Lieblingsessen auf sie wartet.«
    Lea dachte an die Ordnung im Kinderzimmer und die Portion verbrannten Milchreis, die sie im Abfalleimer der Küche gefunden hatten. »Das glaube ich auch nicht.«
    In der Zwischenzeit waren die Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei hinter einer Anhöhe verschwunden. Während Moritz aus einer Wasserflasche trank, bemerkte er links und rechts der Hügel drei Aussiedlerhöfe, die ihm bislang nicht aufgefallen waren. Mit einem Blick auf seine Uhr wandte er sich an Lea und Salvatore und schlug vor, die Bewohner zu befragen. Kurz entschlossen machten sie sich jeweils alleine zu den Gehöften auf.
    Misstrauisch betrachtete die alte Bauersfrau zuerst den Dienstausweis, den ihr Lea Thomann vor die Nase hielt, dann die Fotos der Vermissten. Die Frau hielt sich die Lichtbilder so dicht vor die Augen, dass sie die Vermutung hatte, die Alte stünde kurz vor dem Erblinden. Immer wieder blickte sie von einem Bild zum anderen. Endlich sagte sie mit krächzender Stimme, dass sie das Mädchen kennen würde.
    »Die hat bei uns gearbeitet. War eine Tüchtige. Wirklich tüchtig.«
    »Das kann nicht sein. Das Kind auf dem Foto ist erst zehn Jahre alt«, rief Lea Thomann laut.
    Die Alte deutete an, sie habe nicht verstanden. Lea wiederholte brüllend, woraufhin die Bäuerin verständnisvoll nickte.
    »Ja, das könnte zehn Jahre her sein. Weiß ich aber nicht mehr genau.«
    Lea gab auf, nahm der Frau die Abzüge aus der Hand und verabschiedete sich freundlich.
    Die beiden Kollegen grinsten, als sie ihr Erlebnis schilderte. Es stellte sich heraus, dass

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