Hochzeit im Herbst
verabschiedete sich. „Nochmals vielen Dank. Und wenn ich dir mal einen Gefallen tun kann, lass es mich wissen. Morgen wollte ich für Rebecca ein Willkommensessen machen, ich hoffe, du hast Zeit?”
„Wenn’s ein Essen umsonst gibt, habe ich immer Zeit.” Er winkte Rebecca zum Abschied zu. „Bis dann.”
„Danke fürs Abholen, Farmboy.”
Shane zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. „Keine Ursache, Becky.”
Regan zog eine Augenbraue hoch. „Becky?”
„Nur ein kleiner Scherz.” Rebecca schaute dem davonfahrenden Pick-up hinterher, registrierte den nur äußerst spärlich fließenden Verkehr, die alten Backsteinhäuser, die Leute, die vor ihren Haustüren gemütlich ein Schwätzchen hielten. „Ich versuche mir Regan Bishop als Einwohnerin und Geschäftsfrau in einer Kleinstadt vorzustellen.”
„Hier habe ich mich schon auf den ersten Blick heimisch gefühlt. Komm rein und sag mir, wie dir mein Laden gefällt.”
Jetzt erst, als Rebecca über die Schwelle trat, gelang es ihr, Regan und Antietam in Übereinstimmung zu bringen. Der Laden entsprach ganz und gar Regans Stil. Elegante antike Möbel, hübsche alte Lampen, Glasgefäße und goldgerahmte Spiegel. In der Luft hing der würzige Duft von Regans Parfüm, vermischt mit dem Geruch von Babypuder. Rebecca musste lächeln.
„Und wie fühlt man sich so als Mama?”, fragte sie, nachdem sie sich voller Interesse umgesehen hatte.
„Einfach herrlich. Ich kann es gar nicht erwarten, dass du endlich Rafe kennenlernst.”
Rebecca fand das alte Backsteinhaus mit den dicken Mauern, in dem Regan und Rafe MacKade lebten, beeindruckend. Es brachte den rauen, männlichen Charme Rafe MacKades ebenso zum Ausdruck wie Regans Stil und ihre weibliche Anmut.
Rafe hätte sie auf einen Kilometer Entfernung als Shanes Bruder erkannt, so groß war die Ähnlichkeit. Deshalb war sie auch nicht überrascht, als er sie zur Begrüßung fest in die Arme zog.
Mittlerweile hatte sie sich schon daran gewöhnt, wie die MacKade-Brüder mit Frauen umgingen.
„Regan macht mich schon seit zwei Wochen verrückt, weil Sie zu Besuch kommen”, vertraute Rafe ihr an, nachdem sie sich mit einem Glas Wein ins Wohnzimmer gesetzt hatten.
„Ich mache überhaupt niemanden verrückt”, protestierte Regan.
Rafe lächelte und streichelte zärtlich ihre Hand, als Regan sich auf der Armlehne des Sofas, auf dem er saß, niederließ. „Sie hat das Haus schon zweimal auf Hochglanz gebracht und saugt jedes Hundehaar einzeln ab, alles nur deinetwegen.” Er stieß den Golden Retriever, der sanft zu seinen Füßen schlummerte, liebevoll mit der Schuhspitze an.
„Fast jedes”, verbesserte Regan ihn.
„Ich fühle mich wirklich geschmeichelt.” Rebecca zuckte leicht zusammen, als Nate das Haus, das er aus Bauklötzen gebaut hatte, umstieß und angesichts der wild durcheinanderpurzelnden Steine in ein Freudengeheul ausbrach.
„Kluger Junge”, bemerkte Rafe milde. „Ganz recht, wenn etwas nicht richtig gebaut ist, reißt man es ein und baut es neu.”
„Daddy. Komm spielen.”
„Auf das Fundament kommt es an”, sagte Rafe, während er aufstand und sich zu seinem Sohn auf den Fußboden hockte. „Das ist das Wichtigste.” Eine große, kräftige Hand und eine kleine, pummelige begannen Stein auf Stein zu setzen. „Regan hat erzählt, dass Sie sich das Inn gerne näher ansehen möchten?”
„Ja, das habe ich vor. Am liebsten würde ich für einige Zeit dort wohnen, falls ein Zimmer frei ist.”
„Oh … aber … wir wollen dich doch viel lieber hierhaben, Rebecca.”
Rebecca lächelte Regan an. „Das weiß ich zu schätzen, doch ein paar Tage beziehungsweise Nächte würde ich ganz gern im Inn verbringen.”
„Gespenster jagen, wie?”, vermutete Rafe, der sich inzwischen wieder zu ihnen gesellt hatte, und winkte seinem Sohn zu.
„Nun ja …” Rebecca wurde merklich zurückhaltender. Ein bisschen komisch kam ihr die ganze Sache ja selbst vor. Wer glaubte heutzutage noch an Gespenster?
„Sie werden sich noch wundern. Es gibt dort wirklich Geister. Als Regan das erste Mal auf sie aufmerksam wurde, hatte sie Glück, dass ich in der Nähe war, denn sie wurde vor Schreck ohnmächtig.”
„Ganz so war es nicht”, stellte Regan richtig. „Ich dachte zuerst, Rafe spielt mir einen Streich, und als mir klar wurde, dass er gar nicht in der Nähe war, wurde mir tatsächlich etwas … seltsam zumute.”
„Ach, wirklich? Erzähl.” Fasziniert lehnte sich Rebecca vor.
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