Hochzeit im Herbst
umgebenes, beeindruckendes altes Haus mit einem bezaubernden Garten, der in voller spätsommerlicher Blüte stand.
Sie hätte überlegt, wie es wohl möbliert sein und von welchem Fenster aus man den schönsten Blick haben mochte. Vielleicht hätte sie noch ein paar flüchtige Gedanken daran verschwendet, was für Menschen früher darin gelebt haben könnten und wie ihr Leben wohl verlaufen war.
Doch das alles wusste sie bereits. Sie hatte viel Zeit damit zugebracht, sich mit der Geschichte des Hauses und seiner einstigen Bewohner vertraut zu machen.
Nun war sie hier und stieg neben Regan die Stufen zu der einladenden Veranda hinauf. Und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
„Es ist wundervoll, Regan.”
„Du hättest es vorher sehen sollen.” Voller Stolz ließ Regan den Blick über Haus und Garten schweifen. „Es war nichts als ein altes, verfallenes Gemäuer auf einem völlig verwilderten Grundstück mit zerbrochenen Fensterscheiben und einer verrotteten Veranda. Und innen hättest du es erst mal sehen sollen …” Sie schüttelte den Kopf. „Rafe ist ein echter Visionär, das muss ich neidlos zugeben. Als ich das Haus zum ersten Mal betrat, konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass man es wieder in Schuss bringen könnte, doch er wusste genau, wo er ansetzen musste.”
„Aber er hat es nicht allein gemacht.”
„Nein.” Um ihre Mundwinkel spielte ein kleines Lächeln, als sie die Hand an die Türklinke legte. „Ich habe auch gute Arbeit geleistet.” Sie öffnete die Tür. „Sieh nur selbst.”
Das kann man wohl sagen, dachte Rebecca beeindruckt, als sie die große Halle betrat. Der spiegelblanke Parkettboden glänzte golden im Sonnenlicht, und an den Wänden schimmerten Seidentapeten. Die antiken Möbel, auf Hochglanz poliert, waren so harmonisch angeordnet, dass man das Gefühl hatte, sie seien eins mit dem Raum.
Rebecca folgte Regan in den Salon, wo vor dem gemauerten Kamin mit dem Marmorsims ein einladendes Sofa mit kunstvoll geschwungener Rückenlehne stand. Die beiden leuchtenden Blumensträuße auf dem Kaminsims brachten den Spätsommer ins Haus, und ihr Duft erfüllte das Zimmer.
„Man erwartet direkt, Reifröcke rascheln zu hören”, bemerkte Rebecca hingerissen.
„Genau das war die Idee. Die Möbel stammen alle aus der Zeit des Bürgerkriegs, und auch die Farben, die wir für die Stoffe und Tapeten gewählt haben, sind Originalfarben. Selbst die Bäder und die Küche vermitteln diesen Eindruck, auch wenn natürlich alles modernisiert und mit der neuesten Technik ausgestattet ist.”
„Ihr müsst geschuftet haben wie die Wilden.”
„Das haben wir wirklich”, gab Regan versonnen zurück. „Aber meistens kam es uns gar nicht vor wie Arbeit, wahrscheinlich weil wir bis über beide Ohren verliebt waren. Am Anfang war unsere Liebe die reinste Explosion.”
„Explosion?” Rebecca wandte sich lächelnd zu Regan um. „Das hört sich ja richtig gefährlich an.”
„Das war es auch. Wenn man es mit einem MacKade zu tun bekommt, fühlt man sich wie in einem Wirbelsturm.”
„Und das gefällt dir offensichtlich daran.”
„Ja. Wer hätte das gedacht?”
„Nun, offen gestanden war ich immer davon überzeugt, dass du eines Tages an einen kultivierten Mann geraten würdest, der Squash spielt, um in Form zu bleiben. Es freut mich aber sehr, dass ich mich offenbar geirrt habe.”
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite”, gab Regan herzlich zurück und schüttelte den Kopf. „Squash?”
„Oder Polo. Vielleicht auch Tennis.” Jetzt lachte Rebecca laut auf. „Es hätte zu dir gepasst, du warst doch immer so schick … wie aus dem Ei gepellt.” Sie deutete auf die messerscharfe Bügelfalte in Regans Hose.
„Und bist es immer noch.”
„Ich hoffe, das ist ein Kompliment”, gab Regan trocken zurück.
„Ich glaube, ich habe Stimmen gehört.” Rebecca ging zur Tür und sah eine zierliche blonde junge Frau mit einem Baby, das sie sich in einem Tuch vor die Brust gebunden hatte, die Treppe herunterkommen.
„Ich habe mir schon gedacht, dass du oben bist.” Regan ging ihr entgegen und warf einen Blick auf den schlafenden Säugling. „Cassie, du hast wieder mit dem Kleinen auf dem Arm die Laken gewechselt, gib’s zu.”
„Ich wollte frühzeitig fertig werden. Und Ally war quengelig. Das muss deine Freundin sein.”
„Ja, das ist Rebecca Knight, das Wunderkind.” In Regans Stimme lag so viel Zuneigung, dass Rebecca lächeln musste. „Cassandra MacKade,
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