Hochzeit im Herbst
hätte er laut aufgelacht, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn dann womöglich übers Knie gelegt hätte.
„Und du”, fuhr sie nun mit solcher Wut in der Stimme fort, dass Shane beschloss, lieber im Matsch liegen zu bleiben. „Von dir hätte ich wirklich ein bisschen mehr erwartet.”
„Sie klingt wie Mom”, meinte Shane, und seine Brüder nickten respektvoll. „He, ich hab nicht damit angefangen.”
„Typisch. Wirklich ganz typisch. Löst du deine Probleme immer so?”
Er wischte sich Schmutz aus dem Gesicht. „Ja.”
„Das ist erbärmlich. Ihr alle seid erbärmlich.”
Drei Männer scharrten mit den Füßen im Dreck. Shane grinste verlegen.
„Gewalt ist keine Antwort. Nie. Es gibt kein Problem, das man nicht mit dem Verstand und einem Gespräch aus der Welt schaffen könnte.”
„Wir haben miteinander gesprochen”, gab Shane zurück und erntete einen bösen Blick.
„Ich erwarte, dass ihr euch wieder wie zivilisierte Menschen aufführt. Wenn ihr euch nicht zügeln könnt, müsst ihr eben Abstand voneinander halten.”
„Ist sie nicht himmlisch?” Shanes Tonfall bewog seine Brüder, ihn überrascht anzusehen. „Habt ihr schon mal eine Frau wie sie kennengelernt?”, schwärmte er strahlend. „Komm her und gib mir einen Kuss, Schätzchen.”
„Wenn du denkst, du kannst dich über mich …” Sie stieß einen Schrei aus, als er sie zu sich herunter auf den Boden zog. „Du Idiot! Du hirnloser …”
Dann lag sie auf dem Rücken, und ein nasser, muskulöser Mann lag über ihr. Lachend drückte er ihr einen Kuss auf den Mund. „Sie ist das süßeste Ding, das ich jemals kennengelernt habe.”
Er küsste sie wieder, während sie spürte, wie der Schlamm ihre Bluse durchnässte.
„Geh runter von mir, du Affe!” Sie bäumte sich auf, zappelte und gab ihm dann eine schallende Ohrfeige.
„Gewalt.” Jetzt wurde er von Lachen geschüttelt. „Sie hat Gewalt angewandt. Sie hat ihr Problem nicht mit dem Verstand und einem Gespräch gelöst.”
Ihre Faust traf daneben und streifte lediglich sein Ohr, ehe sein Mund sie erneut ablenkte.
Und dann küsste er sie mit aller Leidenschaft. Dicke Regentropfen platschten auf sie nieder, doch sie nahmen von diesem Umstand ebenso wenig Notiz wie davon, dass man sie mit großem Interesse beobachtete.
Rafe grinste in sich hinein. „Ich will verdammt sein. Sie hat ihn am Haken.”
„Sieht ganz danach aus.” Devin rieb sich sein blutiges Kinn an seiner schlammverschmierten Schulter. „Ich habe noch nie gesehen, dass er eine Frau so angeschaut hat wie sie. Glaubst du, dass er es weiß?”
„Mir scheint, sie wissen es beide nicht.” Jared wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Das wird ein Riesenspaß.” Rafe hakte seine Daumen in die Hosentaschen und beobachtete grinsend, wie sein Bruder mit Rebecca am Boden rangelte. „Der Sündenfall des Shane MacKade.”
„Meint ihr, wir sollten reingehen und sie allein lassen?” Devin legte beim Nachdenken den Kopf leicht schräg. „Oder sollen wir ihm noch eins verpassen?”
Rafe betastete behutsam mit dem Finger sein Auge. Shanes Fausthieb war nicht von schlechten Eltern gewesen. Er würde besser daran tun, sich aus weiteren Aktivitäten herauszuhalten, ins Haus zu gehen und das Auge mit Eis zu kühlen.
„Ich hätte nichts dagegen, aber ich vermute, sie würde sich gleich wieder einmischen.”
„Sie werden sich eine Lungenentzündung holen.” Jared wiegte bedenklich den Kopf.
„Nicht bei der Hitze”, widersprach Devin und bedeutete seinen Brüdern, ihm ins Haus zu folgen.
Rebecca gelang es, sich von Shane freizumachen, und rappelte sich auf. So würdevoll wie möglich wischte sie sich den Schlamm von ihrer ruinierten Hose und fuhr sich durchs Haar.
„Idiot.” Sie schoss ihm einen wütenden Blick zu, warf den Kopf in den Nacken und ließ ihn stehen.
Am Ende versuchte Shane es mit Blumen. Nachdem das Abendessen vorüber war und das Haus sich geleert hatte, ging Shane mit einer Taschenlampe hinaus in den Regen und pflückte einen großen Strauß Wildblumen.
Als er zurückkehrte, saß Rebecca am Küchentisch vor ihrem Laptop. Sie schaute auf und warf ihm einen von diesen kühlen Blicken zu, mit denen sie ihn schon den ganzen Abend über bedacht hatte.
Er legte die nassen Blumen auf den Tisch und setzte sich neben sie.
„Noch böse?”
„Ich bin nicht böse.” Sie fühlte sich beschämt, und das war viel schlimmer.
„Willst du mich noch mal
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