Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit im Herbst

Hochzeit im Herbst

Titel: Hochzeit im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
ist.”
    „Du bist nicht ganz auf dem Laufenden. Ich wollte dich. Natürlich war ich hinter dir her.”
    „Und ich hab’s dir schwer gemacht?”
    „Darum geht es nicht.” Sie lächelte, aber es gelang ihm nicht, ihr Lächeln zu erwidern. „Ich war schon hinter vielen Frauen her.”
    „Prahlst du jetzt?”
    „Nein, ich …” Shane fing sich wieder. Er entdeckte in ihren Augen sowohl Belustigung als auch Verständnis und dann aber noch etwas anderes, mit dem er nichts anfangen konnte. „Ich vermute mal, ich will damit sagen, dass wir nicht zwangsläufig so weitermachen müssen … ich meine … wenn du dir vielleicht alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen willst …”
    Sie unterdrückte ihre Angst, doch ihre Stimme zitterte. „Ist es das, was du möchtest?”
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, schüttelte er langsam den Kopf.
    „Nein. Nein, ganz bestimmt nicht. Ich kann mir im Moment nichts vorstellen, was ich lieber hätte als dich. Schon allein dich anzuschauen erregt mich.”
    Die Wärme kehrte zurück, pulsierte durch ihre Adern, breitete sich aus.
    Rebecca durchquerte die Küche und ging auf ihn zu. Bei ihm angelangt, legte sie ihm die Arme um den Nacken. „Und worauf wartest du dann noch?”

10. KAPITEL
    E s war fast schon wieder Melkzeit. Als Rebecca bewusst wurde, dass sie begann, den Tag nach Farmerspflichten einzuteilen, lächelte sie in sich hinein. Kopfschüttelnd hämmerte sie ihren nächsten Satz in die Tastatur.
    Warum nur hatte sie ihr ganzes Leben bisher damit zugebracht, die Nase in wissenschaftliche Bücher zu stecken und irgendwelche Thesenpapiere zu verfassen? Dabei war es so befreiend, starke Gefühle zu empfinden und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Mittlerweile konnte sie sich sogar vorstellen, irgendwann einmal einen Roman zu schreiben.
    Bei diesem Gedanken musste sie lachen. Als das Telefon läutete, griff sie geistesabwesend nach ihrer Kaffeetasse und dem Hörer gleichzeitig.
    „Hallo?”
    „Dr. Rebecca Knight, bitte.”
    Sie versteifte sich, dann befahl sie sich, sich zu entspannen. War es wirklich so überraschend, dass ihre Mutter ihre Stimme nicht erkannte? „Ich bin am Apparat, Mutter. Wie geht es dir?”
    „Aber Rebecca, wo steckst du denn? Ich hatte dich eigentlich in New York vermutet.”
    „Nein, dort bin ich nicht.” Sie hörte, wie die Küchentür geöffnet wurde, und schaffte es, Shane ein – wenn auch ein wenig steifes – Lächeln zuzuwerfen. „Ich verbringe einige Zeit in Maryland.”
    „Eine Vorlesungsreise? Du hast mir ja gar nichts davon erzählt.”
    „Nein. Keine Vorlesungsreise.” Sie sah ihre Mutter vor sich, wie sie erstaunt die Stirn runzelte. „Ich betreibe ein paar … Nachforschungen.”
    „Nachforschungen? In Maryland? Worum geht es denn?”
    „Um die Schlacht von Antietam.”
    „Aha. Findest du nicht, dass dieses Thema bereits erschöpfend behandelt worden ist?”
    „Ich betrachte es aus einem anderen Blickwinkel.” Sie rückte ein bisschen beiseite, sodass Shane an die Kaffeekanne kam, aber sie schaute ihn nicht an. „Kann ich etwas für dich tun?”
    „Mir scheint eher, ich müsste etwas für dich tun, Rebecca. Was, in aller Welt, ist mit dir los? Ich finde es wirklich höchst merkwürdig, dass du einfach ohne ein Wort verreist. Gib mir wenigstens deine Faxnummer. Ich möchte dir ein Fax schicken.”
    „Ich wohne bei einem Freund. Hier gibt es leider kein Faxgerät.
    „Aber ich bitte dich, Rebecca. Es muss dort doch irgendwo ein Fax geben. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter.”
    Jetzt warf sie Shane einen Blick zu. Er roch nach frischer Erde. „Das nicht direkt”, erwiderte sie trocken. „Ich werde sehen, was ich tun kann, und rufe dich dann zurück. Bist du in Connecticut?”
    „Nein, ich bin im Moment auf einem Seminar in Atlanta. Du kannst mich im Ritz-Carlton erreichen. Wenn ich nicht da sein sollte, hinterlass mir eine Nachricht.”
    „Gut. Darf ich fragen, worum es geht?”
    „An meiner Universität wird der Lehrstuhl für Geschichte frei. Es wäre eine günstige Gelegenheit für dich. Mit meinen Verbindungen müsste sich da etwas machen lassen. Du solltest dich unbedingt bewerben.”
    „Ich bin nicht interessiert.”
    „Mach dich nicht lächerlich, Rebecca.”
    Sie schloss für einen Moment die Augen. Dieser Ton, dieser keinen Widerspruch duldende Ton eines Einpeitschers hatte sie ihr ganzes Leben lang von Erfolg zu Erfolg gehetzt. Sie musste all ihre Kraft aufwenden, um standhaft zu

Weitere Kostenlose Bücher