Hochzeit im Herbst
nicht hätte erkennen können. Der Wind trug das vergnügte Lachen der Frau zu ihr herüber. Rebecca blieb stehen.
Als sich die beiden umarmten und sich gar nicht mehr voneinander zu lösen schienen, stieg überraschend heiße Eifersucht in ihr auf.
Oh nein, noch gehört er mir, protestierte hitzig eine innere Stimme. Er gehört mir, bis ich fortgehe.
Auch während sie sprachen, standen die beiden eng beieinander, einen Moment später klang wieder ein helles Lachen auf, die beiden umarmten sich erneut, dann stieg die Frau ins Auto ein und fuhr fröhlich winkend davon.
Shane tätschelte den beiden Hunden, die bellend um ihn herum sprangen, die Köpfe, gleich darauf richtete er sich auf und hob die Hand.
Rebecca wusste, dass er sie entdeckt hatte, und ging langsam weiter, den Blick auf das Auto geheftet, bis es hinter der nächsten Straßenbiegung verschwunden war.
„Hallo, Rebecca.” Shane kam mit in die Hosentaschen gehakten Daumen auf sie zugeschlendert. „Wie geht’s Savannah?”
„Gut. Sie hat mir einige ihrer Zeichnungen gezeigt. Ich finde sie wunderschön.”
„Ja. Sie kann wirklich gut zeichnen.” Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht.
Shane versuchte, in Rebeccas Gesicht zu lesen. Er räusperte sich. „Ah … Frannie Spader war eben auf einen Sprung hier.”
„Ja, ich habe sie eben gesehen.” Rebeccas Stimme klang spröde. Sie beugte sich hinunter und streichelte die Hunde. Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, machte sie Anstalten, ins Haus zu gehen. „Ich habe noch zu arbeiten.”
„Rebecca.” Shane hielt sie am Arm fest. „Zwischen ihr und mir ist nichts, falls du das denkst. Sie ist eine Freundin. Sie ist einfach nur kurz vorbeigekommen.”
„Warum glaubst du denn, dich rechtfertigen zu müssen?”
„Weil ich … schau, Fran und ich waren einige Zeit zusammen. Waren”, betonte er, wobei er spürte, dass Verärgerung in ihm aufstieg. Verärgerung über sich selbst. „Zwischen uns ist nichts mehr, und zwar seit … nun, seit du hier bist. Wir sind Freunde.”
Oh, wie guttat es doch zu sehen, wie er sich wand. „Hast du denn das Gefühl, ich verlange von dir eine Erklärung?”
„Nein. Ja.” Verdammt. Plötzlich versuchte er sich vorzustellen, wie er reagiert hätte, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre. Wenn er hätte mit ansehen müssen, wie sie einen anderen Mann umarmte. Und küsste. „Ich will nur nicht, dass du auf falsche Gedanken kommst, das ist alles.”
„Warum sollte ich wohl auf falsche Gedanken kommen? Und auf welche?”
„Hör auf damit.” Er ließ ihren Arm los und trat einen Schritt zurück. Dann kam er wieder auf sie zu. „Ich hasse es. Ich hasse es wie die Pest.”
„Was hasst du?”
„Die Art, wie du Fragen stellst. Was fühlst du, was denkst du und so weiter. Ich kann es nicht mehr hören.” Seine Augen blitzten vor Zorn.
„Verdammt noch mal, die richtige Frage hätte gelautet: Warum, zum Teufel, küsst du eine andere Frau?”
„Hast du das Gefühl, dass eine Eifersuchtsszene angebracht gewesen wäre?” Seine Antwort bestand aus finsterem Schweigen. Sie zuckte die Schultern. „Tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen. Ich habe nicht vor, dich zu kontrollieren. Zweifellos hattest du ein Leben, bevor wir uns kennengelernt haben, und du wirst auch danach eines haben.”
„Na wunderbar. Wirf mir ruhig meine Vergangenheit vor.”
„Findest du, dass ich das tue?”
„Kannst du eigentlich nicht kämpfen wie jeder andere Mensch auch?”
„Wenn es etwas gibt, worum man kämpfen kann, durchaus. Aber deine Freundinnen gehen mich nichts an. Es wäre wirklich äußerst unproduktiv, wollte ich mir darüber den Kopf zerbrechen.”
Sein Verstand befahl ihm, die Diskussion auf der Stelle zu beenden, dennoch sagte er: „Hör zu, Rebecca, wenn ich mit so vielen Frauen geschlafen hätte, wie die Leute vermuten, wäre ich aus dem Bett überhaupt nicht mehr rausgekommen. Und im Übrigen habe ich auch nicht mit jeder Frau, mit der ich ab und zu ausgehe, ein Verhältnis. Ich bin kein … ach, verdammt noch mal, warum erzähle ich dir das eigentlich alles?”
„Das wollte ich dich gerade fragen. Meiner Meinung nach projizierst du im Moment deine Gefühle, deine voraussichtliche Reaktion, wenn du an meiner Stelle gewesen wärst, extrem stark auf mich. Hinzu kommen Schuldgefühle und Arger darüber, dass du so empfindest, wie du empfindest. Um deinen Zorn von dir selbst abzulenken, lenkst du ihn …”
„Jetzt reicht’s mir aber.” Er
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