Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit im Herbst

Hochzeit im Herbst

Titel: Hochzeit im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
einfach sicher sein. Noch ein Kind durfte sie nicht verlieren. Das würde sie nicht überleben. Ebenso wenig wie John. Sie presste ihre Hand gegen ihren Bauch, wie um das menschliche Wesen, das darin strampelte, gegen alle Widrigkeiten des Lebens zu beschützen. Sie hoffte inständig auf einen Sohn. Nicht, um den zu ersetzen, den sie verloren hatten. Nichts auf der Welt konnte ihnen Johnnie ersetzen, sie würden ihn niemals vergessen. Doch wenn das Baby, das sie unter dem Herzen trug, ein Junge war, würde das vielleicht Johns Kummer ein wenig lindern.
    Er litt. Er litt so entsetzlich, und es gab keinen Trost. Sie konnte ihn lieben, ihn trösten und ihm beistehen in seiner Verzweiflung, und dennoch war sie gegen diese allumfassende Trauer machtlos. Auch die Mädchen gaben sich redliche Mühe, ihren Vater aus seiner Niedergeschlagenheit zu reißen, und Gott war ihr Zeuge, dass sie die reine Freude waren. Aber Johnnie war ihnen nun einmal gewaltsam entrissen worden, und jeder Tag, der mit Gefechtfeuer ins Land ging, war eine schmerzliche Erinnerung an diesen Verlust.
    Vielleicht fand ja heute die alles entscheidende Schlacht statt. Sie wendete das Hähnchen im Bräter, wie sie es schon so oft getan hatte.
    Wäre das vielleicht eine Art von Gerechtigkeit, wenn der Krieg hier auf diesem Boden enden würde, hier, wo ihr Sohn geboren war?
    Hockte der Mann, der ihren Sohn irgendwo da draußen erschossen hatte wie einen tollwütigen Hund, vielleicht hier ganz in der Nähe in einem Unterstand? Wen würde er morgen töten? Oder würde sein Blut heute Nacht in diesen Boden einsickern, über den sie schon seit so vielen Jahren ging?
    Warum zogen sie nicht ab? Warum zogen die Soldaten nicht einfach ab und ließen sie mit ihrer Trauer al ein?
    Heißes Fett spritzte aus der Pfanne auf Rebeccas Hand. Obwohl sie den Schmerz kaum spürte, zuckte sie zurück. Gefühle, Gedanken, Satzfetzen und Geräusche wirbelten in ihrem Kopf wild durcheinander.
    Du bist besessen, dachte sie verschwommen. Es gab einfach keinen anderen Ausdruck dafür. Und dann fiel sie zum ersten Mal in ihrem Leben in Ohnmacht.
    Die Küchentür flog auf. Shane stürmte herein. „Und im Übrigen wollte ich dir noch sagen, dass …”, begann er. Einen Moment später fiel sein Blick auf die am Boden liegende Rebecca. Sein Herzschlag setzte kurz aus.
    Mit zwei langen Schritten war er bei ihr, kauerte sich neben ihr nieder und versuchte sie hochzuziehen. „Rebecca.” Er tastete nach ihrem Puls.
    „Rebecca, wach auf. Was machst du denn für Sachen, um Himmels willen?” Zu Tode erschrocken, schüttelte und küsste er sie. Er flehte sie an, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Bis ihre Lider schließlich zu flattern begannen und sich einen Moment später langsam hoben.
    „Shane.”
    „Ja, ich bin’s.” Erleichtert atmete er auf. „Bleib ganz still liegen, Baby, bis du dich wieder besser fühlst.”
    „Ich war sie, Shane”, murmelte sie und gab sich alle Mühe, den Nebel aus ihrem Kopf zu verbannen. „Vor einer Minute war ich sie. Ich muss meine Geräte überprüfen.”
    „Zur Hölle mit deinen Geräten.” Es war geradezu lächerlich einfach, sie am Boden zu halten. „Tu, was ich dir sage, und lieg still. Hast du dir den Kopf angestoßen? Tut dir irgendetwas weh?”
    „Ich … ich glaube nicht. Was ist passiert?”
    „Das würde ich gern von dir wissen. Ich kam rein und sah dich auf dem Boden liegen.”
    „Großer Gott.” Sie holte tief Luft und schmiegte ihren Kopf in Shanes Armbeuge. „Ich bin in Ohnmacht gefallen. Stell dir das doch bloß mal vor.”
    „Das muss ich mir gar nicht vorstellen. Du hast mir einen fürchterlichen Schrecken eingejagt. Was, zum Teufel, hast du angestellt, dass du in Ohnmacht gefallen bist?” Auf ihr Schulterzucken hin raufte er sich die Haare. „Kein Wunder, du isst ja auch nur wie ein Vogel. Und du schläfst auch viel zu wenig. Fünf Stunden, und dann schleichst du schon wieder durchs Haus oder hackst auf diesem idiotischen Computer herum.”
    Er steigerte sich immer mehr in seinen Zorn hinein, sodass sie schon befürchtete, er würde überhaupt nicht mehr aufhören. „Nun, das wird sich ändern. Dafür sorge ich, darauf kannst du dich verlassen. Du wirst anfangen, dich um dich selbst zu kümmern. Du bist ein einziges Nervenbündel, das nur aus Haut und Knochen besteht. Hat man dir in deinen feinen Schulen nichts über grundlegende körperliche Bedürfnisse beigebracht? Oder glaubst du vielleicht, dein Körper sei eine

Weitere Kostenlose Bücher