Hochzeit im Herbst
durchaus etwas für sich. Schade nur, dass er nicht in der Stimmung dazu war. Mit jemandem einen Streit vom Zaun zu brechen erschien ihm da schon als die bessere Alternative, und da Rebecca für eine Auseinandersetzung ausschied, beschloss er, Devin einen Besuch abzustatten.
Auf Devin war in dieser Hinsicht immer Verlass. Man konnte sich bestens mit ihm streiten, und wenn man es darauf anlegte, artete dieser Streit dann sogar in einen gepflegten Boxkampf aus.
Als er im Sheriffbüro ankam, fand er nicht nur Devin, sondern auch Rafe vor. Umso besser.
„He, wir haben eben festgestellt, dass wir Lust auf eine Runde Poker haben.” Rafe begrüßte ihn mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter.
„Hast du Geld dabei?”
„Gibt’s hier irgendwo ein Bier?”
„Hier herrschen Gesetz und Ordnung, mein Lieber”, gab Devin würdevoll zurück, machte dann jedoch eine Kopfbewegung in Richtung Hinterzimmer.
„Im Kühlschrank. Was hältst du von einem Spielchen?”
„Von mir aus.” Shane ging nach hinten. „Ich bin doch ein freier Mann, oder?”, fragte er nach seiner Rückkehr in die Runde. Seine beiden Brüder schauten ihn verständnislos an. „Ich muss mich nicht, wie ihr alle, vor einer Frau rechtfertigen, stimmt’s?”, führte er näher aus.
Devin und Rafe tauschten vielsagende Blicke. „Mal sehen, ob Jared Zeit hat”, sagte Rafe und griff nach dem Telefonhörer.
Während Rafe wählte, machte Devin es sich gemütlich, indem er seine langen Beine auf den Schreibtisch legte. „Und wie steht’s mit Rebecca?”
„Sie hat mir auch nicht reinzureden.”
„Ah! Hat es Ärger gegeben?” Amüsiert von dieser Vorstellung, lehnte sich Devin mit einem Grinsen zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Sie hat dich doch nicht etwa rausgeschmissen?”
„Rausgeschmissen?”, fragte Shane höhnisch zurück. „Wie denn? Schließlich ist es noch immer mein verdammtes Haus, oder etwa nicht? Und im Übrigen gibt’s mit der vernünftigen Rebecca nie Arger. Man weiß bei ihr nur niemals genau, wie man mit ihr dran ist.” Er gestikulierte wild mit der Bierflasche. „Sie verändert sich ständig. Direkt vor deinen Augen. Im einen Moment redet sie so klug daher, dass du glaubst, ihr nie im Leben das Wasser reichen zu können, und im Nächsten wirkt sie so weich und verloren und süß, dass du jeden auf der Stelle zusammenschlagen würdest, der es auch nur in Erwägung zieht, ihr wehzutun. Dann wieder ist sie cool – oh, so cool und kontrolliert und …” Er setzte die Bierflasche an die Lippen und trank sie in einem Zug halb leer. „Analytisch. Wer zum Teufel soll diese Wechselbäder aushalten?”
„Nun, zumindest scheint sie ja nicht langweilig zu sein.”
„Nein, das kann man wirklich nicht behaupten. Aber ich kann diese Frau einfach nicht einschätzen.” Shane kniff ein Auge zu und sah mit dem anderen brütend in seine Bierflasche. „Heute kam sie zufällig dazu, als Frannie mir einen Kuss gab. Ist sie ausgerastet, hat Rechenschaft von mir gefordert oder sonst was? Nichts dergleichen.” Er schüttelte hilflos den Kopf. „Nicht dass dieser Kuss nicht in aller Unschuld vonstatten gegangen wäre, aber schließlich ist es doch so, dass du, wenn du mit jemandem schläfst, nicht gerade begeistert davon bist, wenn er jemand anders küsst, oder etwa nicht?”
Rafe legte auf und betrachtete seinen Bruder interessiert. „Ich stimme dir voll und ganz zu. Was sagst du, Dev?”
„Ganz eurer Meinung.”
Erfreut über die Zustimmung, sprach Shane erneut seinem Bier zu. „Tja, so sehen wir das. Aber Dr. Knight sieht es offensichtlich ganz anders. Sie studiert mich wie einen Abstrich unter dem Mikroskop. Ich hasse es.”
„Wem würde das schon gefallen?” Rafe lehnte sich zurück.
Das Verständnis seiner Brüder brachte Shane jetzt richtig in Fahrt.
Während er den Kronkorken der nächsten Bierflasche abhebelte, fuhr er fort: „Und dann ist da noch was – warum eigentlich stellt sie weder sich noch mir je die Frage, wie das alles weitergehen soll? Irgendwann muss man doch schließlich die Karten auf den Tisch legen, allein schon wegen der Schadensbegrenzung.”
„Ach ja?” Devin feixte.
„Sicher. Aber sie denkt überhaupt nicht daran.” Shane stürzte das Bier hinunter. Genau das war der Grund dafür, dass plötzlich alles so intensiv geworden war zwischen ihnen. „Und ihr glaubt sicher, dass sie mir ständig irgendwie im Weg ist, stimmt’s? Jemand wie sie muss einem Farmer doch
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