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Hochzeit im Herbst

Hochzeit im Herbst

Titel: Hochzeit im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und seine Brüder grinsten wissend. „Ich bin schließlich kein Tier.”
    „Das sind ja ganz neue Töne.” Ungerührt griff Rafe nach einer Bierflasche. „Auf wie viele andere Frauen warst du scharf, seit du Rebecca kennst?”
    „Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist…” Shane setzte sich wieder und blickte brütend vor sich hin. „Ach, ich weiß nicht. Hab’s vergessen.”
    „Der Punkt ist”, schaltete sich Devin ein, „dass du die Balance verloren hast und jetzt verdammt schnell fällst.”
    „Er ist schon unten aufgeschlagen”, warf Jared ein. „Er hat’s nur noch nicht gemerkt. Aber Rebecca, die eine kluge und sensible Frau ist, wird nicht so schnell die Balance verlieren. Vor allem nicht bei ihm …”
    „Was, zum Teufel, ist bloß los mit mir?”
    „Wie ich schon sagte.” Jared nickte weise. „Du weißt nicht, was du machen sollst. Sie hat ihr Leben in New York, ihre Interessen, ihre Karriere. Du würdest ein Problem bekommen, wenn du versuchtest, sie von dort fortzulocken. Die einzige Chance, die du hast, ist, ihr einen Heiratsantrag zu machen.”
    „Bist du verrückt? Ich heirate nicht!”
    Um Rafes Mundwinkel spielte ein Lächeln. „Wollen wir wetten?”
    Weil Shane plötzlich erschreckend blass geworden war, packte Devin das Mitleid. „Komm, Bruderherz. Trink noch einen Schluck zur Stärkung. Wenn du willst, kannst du dich später hinten in die Koje hauen und deinen Rausch ausschlafen.”
    Das schien Shane ein ausgezeichneter Vorschlag zu sein.
    Rebecca tat kein Auge zu. Und das nicht nur deshalb, weil Shane nicht da war und alles im Haus zum Leben zu erwachen schien. Ein weiterer Grund war, dass sie auf den morgigen Tag wartete.
    Es war die längste Nacht ihres Lebens.
    Sie arbeitete. Arbeit war für sie immer die beste Medizin.
    Sie packte. Stets, wenn sie wie jetzt ordentlich ihre Kleider zusammenfaltete, um sie in einen Koffer zu legen, war das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie bereit war, dem Leben für eine neue Etappe die Stirn zu bieten.
    Wenn sie eine Sorge hatte, dann war es höchstens die, dass Shane sich den Kopf darüber zerbrechen könnte, wie er sie am taktvollsten loswerden könnte. Das war überflüssig. Wenn er zurückkam, sollte ihm klar werden, dass er ab sofort sein Leben wieder unbehelligt so weiterführen konnte wie bisher.
    Aber er kam nicht zurück. Die Minuten zogen sich zäh dahin, der Morgen graute.
    Als sich die Sonne über den Horizont schob und ihre ersten Strahlen durch den Nebel schickte, der über dem Land lag, ging Rebecca nach draußen.
    Sie konnte sich in diesem Moment nicht vorstellen, dass irgendjemand das nicht fühlen konnte, was sie fühlte. Die Angst, die Erwartung, den Zorn und die Sorge.
    Sie musste ihre Fantasie nur ein ganz klein wenig bemühen, um die Truppen durch den Nebel anrücken zu sehen. Sie hörte das dumpfe Trappeln der Pferdehufe und sah Bajonette und Säbel aufblitzen.
    Dann begann der Kanonendonner zu rollen, gefolgt von den ersten Schreien.
    Einen Moment später brach die Hölle los.
    „Was machst du denn da draußen?”
    Rebecca zuckte zusammen. Es war Shane, der durch den Nebel auf sie zukam. Er war blass, und seine Augen wirkten müde. Aber er machte noch immer einen verärgerten Eindruck, sodass sie davon Abstand nahm, ihm um den Hals zu fallen, obwohl sie nichts lieber getan hätte als das.
    „Ich habe dich nicht kommen hören.”
    „Ich war schon da.” Sie hatte nicht geschlafen. Er konnte es an den dunklen Schatten sehen, die um ihre Augen lagen, und verspürte ein leises Schuldgefühl. „Du frierst. Du bist ja barfuß, um Himmels willen. Geh sofort ins Haus. Geh zurück ins Bett.”
    „Du siehst müde aus.”
    „Ich habe einen Kater”, gab er unumwunden zurück. „Den meisten Sterblichen passiert das leider, wenn sie zu viel getrunken haben. Willst du mich nicht fragen, wo ich war, was ich gemacht habe?”
    „Versuchst du, mir wehzutun?”
    „Vielleicht. Vielleicht will ich ja nur sehen, ob ich das überhaupt kann.”
    Sie nickte und wandte sich um, um ins Haus zu gehen. „Du kannst.”
    „Rebecca …” Doch sie hatte bereits die Tür hinter sich zugemacht. Er fühlte sich so gedemütigt, dass er sich am liebsten unter dem nächsten Stein verkrochen hätte. Mit einem Fluch auf den Lippen ging er zum Melkschober hinüber.
    Rebecca beobachtete ihn vom Küchenfenster aus. Offensichtlich würden sie also nicht im Guten auseinandergehen. Vielleicht war es ja das Beste.
    Auf jeden Fall würde es die

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