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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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musste Kinder zur Disziplin anhalten, aber man durfte keine unnötige Grausamkeit zeigen. Zum Glück hatten die wachsamen Dienstboten den kleinen Master vor einem ernsthaften Schaden bewahrt. Kein Wunder, dass sich der Viscount so eng mit dem Oberreitknecht verbunden fühlte, der damals seine Stellung aufs Spiel gesetzt hatte, um ihn zu retten.
    Unschlüssig blieb sie stehen, dann siegte ihre Neugier. Sie stieg die Treppe hinab und schob den schweren Eisenriegel zurück. Mit einiger Mühe öffnete sie die schwere Tür. Eisige Luft schlug ihr entgegen. Zögernd betrat sie den düsteren Keller. Solchen Prüfungen unterzog sie sich manchmal, um ihre Angst vor geschlossenen Räumen zu bekämpfen.
    Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, was der bedauernswerte Deverel in diesem eiskalten, dunklen Gefängnis empfunden haben musste, nachdem die Tür ins Schloss gefallen und verriegelt worden war. Vielleicht hatte sein herzloser Vater sogar draußen gestanden und schadenfroh gelacht …
    Und genau das erlebte sie jetzt – denn irgendjemand hatte die Tür hinter ihr zugeworfen, und sie glaubte, höhnisches Gelächter zu hören … Einer Panik nahe, griff sie sich an die Kehle und konnte kaum atmen. Irgendwie gelang es ihr, mit einer bebenden Hand nach der feuchten Wand zu tasten und die Tür zu erreichen. Als sie auf die Klinke drückte, erwartete sie, in die Freiheit zu gelangen. Aber darauf hoffte sie vergeblich.
    Bleib ganz ruhig, ermahnte sie sich, die Tür klemmt nur … Sie musste sich einfach dagegen stemmen.
    Ja, natürlich. Wer um alles in der Welt würde ihr einen so niederträchtigen, sinnlosen Streich spielen und sie im Eiskeller einschließen?

7. KAPITEL
    D er unerwartete schrille Schrei, vom klirrenden Geräusch zertrümmerten Porzellans gefolgt, irritierte den Viscount nicht sonderlich, störte ihn aber in seiner Konzentration und veranlasste ihn, hinter seinem Schreibtisch aufzustehen und nachzusehen, was geschehen war.
    “Was zum Teufel …”, murmelte er, als er die Halle betrat und ein Durcheinander antraf.
    Bei der offenen Haustür erhob sich ein Lakai vom Boden und berührte seine offenbar lädiere Kehrseite. Von Scherben umringt, saß ein kreischendes Dienstmädchen am Fuß der Treppe, während Dunster – ausnahmsweise sichtlich fassungslos – den unbefugten Eindringling einzufangen versuchte, der das Chaos verschuldete.
    Aufgeregt eilte Sarah aus dem Salon. “O Gott, nicht
Rosie
!”, stöhnte sie, sobald sie die vierbeinige Unruhestifterin entdeckt hatte.
    “Kennst du diesen missratenen Köter?”, fragte Greythorpe unwirsch.
    “O ja, das ist Nanny Berrys Hündin.”
    “Sicher sucht sie Annis”, meinte Louise, die ihrer Cousine in die Halle gefolgt war und die Situation anscheinend überaus komisch fand. “Heute Morgen war Rosie ganz begeistert von ihr und lief uns nach. Was für ein kluges Hündchen – es wusste ganz genau, wo Annis wohnt!”
    So beeindruckt war Deverel Greythorpe nicht. Die Stirn gerunzelt, beobachtete er den Spaniel, der zwischen den Beinen des Butlers hindurchschlüpfte und schnüffelnd die Treppe hinaufstürmte.
    “Um Himmels willen, holen Sie doch Hilfe, Dunster!”, befahl der Viscount, als der treue Diener hinter Rosie herrennen wollte. “Allein werden Sie das vermaledeite Biest nicht fangen. Oder noch besser – suchen Sie Miss Milbank und überlassen Sie alles Weitere ihr, da der Hund es ganz offensichtlich auf
sie
abgesehen hat.”
    Nachdem er dem hysterischen Dienstmädchen einen ähnlich finsteren Blick wie dem Spaniel zugeworfen und die Frau in die Flucht geschlagen hatte, wandte er sich zu seiner Schwester.
    “Übrigens, wo steckt unsere Cousine? Seit dem Lunch habe ich sie nicht mehr gesehen.”
    “Seltsam – ich auch nicht”, erwiderte Sarah. “Sie hat erwähnt, sie würde ein paar Briefe schreiben.”
    “Aber das ist schon eine Ewigkeit her”, betonte Louise. “Und Annis würde sich niemals in ihrem Schlafzimmer verkriechen, das sieht ihr gar nicht ähnlich. Vielleicht fühlt sie sich nicht gut?”
    “Verzeihung, Mylord”, mischte sich Dunster ein, der das Gespräch schamlos belauscht hatte, “Miss Milbank hält sich nicht in ihrem Zimmer auf. Zumindest glaube ich nicht, dass sie ins Haus zurückgekehrt ist. Vor ungefähr einer Stunde sah ich sie weggehen. Sie wollte mit Ihnen sprechen. Aber da Sie gerade Besuch von Mr. Fanhope hatten, überlegte sie vermutlich, wie sie sich die Zeit vertreiben sollte, und beschloss, frische Luft zu schnappen.

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