Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
Vom Netzwerk:
Allzu weit dürfte sie nicht gegangen sein, denn sie nahm keinen Umhang mit, nur einen Schal.”
    Wortlos lief Greythorpe die Stufen hinauf. Was er soeben erfahren hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Annis war eine vernünftige junge Dame. Wenn sie beabsichtigte, etwas länger durch den Park zu wandern, hätte sie sich nicht nur mit einem Schal vor der Kälte geschützt – noch dazu, wo der Wind seit einer halben Stunde auffrischte.
    Aus dem grünen Gästezimmer drangen leise Flüche und Drohungen. Offenbar hatte sich der Spaniel Zugang verschafft, was Annis’ Zofe zu missbilligen schien. Nun versuchte sie den Hund zur Tür hinauszujagen.
    “Miss Disher?”, fragte der Viscount und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. “Haben Sie Ihre Herrin in der letzten Stunde gesehen?”
    “Nein, Mylord. Nachdem sie ihre Briefe geschrieben hatte, ging sie nach unten, um mit Ihnen zu reden …” Seufzend unterbrach sie sich und beobachtete den unwillkommenen vierbeinigen Besuch, der am Teppich vor dem Kleiderschrank schnupperte. “Könnte das der kleine Hund sein, den Miss Annis heute Vormittag erwähnt hat? Sie sorgt sich um ihn und hofft, sie wird ein neues Zuhause für ihn finden.”
    “Zweifellos ist er das. Nun werde ich sie suchen. Wenn Sie so freundlich wären – geben Sie mir bitte den Umhang Ihrer Herrin.”
    “Sehr wohl, Mylord.” Eliza nahm das gewünschte Kleidungsstück aus dem Schrank und reichte es dem Viscount.
    Dann beobachtete sie, wie er es der Hündin hinhielt, die daran schnüffelte. Eifrig kläffte Rosie und folgte Seiner Lordschaft aus dem Zimmer.
    Im Gegensatz zu seiner Schwester hatte er Hunde schon immer gemocht, vor allem die Tiere, die ihn im Lauf der Jahre regelmäßig zur Jagd begleitet hatten. Er hatte genug Erfahrungen gesammelt, um ein Tier zu beurteilen, das sich zum Jagdhund eignete. Und dieser kleine Spaniel ließ vielversprechende Fähigkeiten erkennen. Vielleicht musste er noch eine Zeit lang abgerichtet werden. Aber dass er von Nanny Berrys Cottage aus das zwei Meilen entfernte Herrenhaus gefunden hatte, war eine beachtliche Leistung.
    Und als wollte Rosie diese Einschätzung bestätigen, nahm sie Annis’ Witterung auf, sobald sie mit Greythorpe das Haus verlassen hatte. Zunächst rannte sie blitzschnell zum Stall, und er musste nach Atem ringen, um ihr auf den Fersen zu bleiben. Gerade noch rechtzeitig verhinderte er, dass sein Oberreitknecht ein Holzscheit nach ihr warf. “Schon gut, Wilks, die Hündin begleitet mich. Sie sucht Miss Milbank. Wie ich annehme, war die junge Dame hier?”
    “Aye, Mylord, das ist schon eine ganze Weile her.” Wilks fuhr mit allen Fingern durch sein graues Haar. “Wenn ich mich recht entsinne, ging sie in die Richtung …” Abrupt verstummte er, als Rosie zu einem Weg zwischen hohen Büschen lief. “Ja, dorthin. Soll ich mitkommen?”
    Deverel nickte und stürmte hinter der Hündin her. Mit jeder Sekunde wuchs sein Vertrauen in ihre untrügliche Witterung. Aber dann verdrehte er skeptisch die Augen, denn sie scharrte an der Tür des Eiskellers.
    Hatte sie eine Ratte gerochen? Er wollte sie zu sich rufen, doch er besann sich eines Besseren und stieß die Tür auf.
    Schmerzhaft kehrte das Gefühl in Annis’ klamme Finger zurück, als sie in ihren Umhang gehüllt, hochgehoben und an eine muskulöse Brust gedrückt wurde. Vor einiger Zeit waren ihr vor Erschöpfung die Sinne geschwunden, nachdem sie pausenlos geschrien und an die versperrte Tür gehämmert hatte. Immer noch halb benommen, öffnete sie die Augen und erblickte ein markantes männliches Kinn und grimmig zusammengepresste Lippen.
    Und dann kehrte sie vollends in die Wirklichkeit zurück. “Was bildest du dir eigentlich ein, Cousin Deverel? Ich kann aus eigener Kraft gehen. Lass mich sofort hinunter!” Da sie in ihrem eiskalten Gefängnis so lange vergeblich um Hilfe gerufen hatte, klang ihre Stimme rau und heiser.
    Die gemurmelte Antwort verstand sie nur teilweise. Jedenfalls erschien sie ihr nicht besonders höflich, und sie ließ auch nicht vermuten, Seine Lordschaft würde ihren Wunsch erfüllen. Zielstrebig eilte er zum Haus.
    In der Halle angekommen, verschwendete sie keinen Atem mehr mit Vorwürfen und Forderungen. Offensichtlich würde sie ihn nicht daran hindern, sie bis in ihr Schlafzimmer zu tragen.
    Seit sie zum letzten Mal auf den Armen eines Gentleman gelegen hatte, war einige Zeit verstrichen. Trotzdem erinnerte sie sich sehr gut daran. Vor all den Jahren hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher