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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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fürchtete sie, Fanhope würde sich nicht gezwungen sehen, sein eigenes Hemd auszuziehen, oder – genauer ausgedrückt – Greythorpes Anwesenheit würde ihn entmutigen, seine Betrügereien fortzusetzen. Sie entdeckte tatsächlich eine gewisse Anspannung in seinen kraftlosen Schultern, während er seinen einflussreichen Nachbarn zu dem Tisch wandern sah, wo der arme Tom Marshal immer noch versuchte, die katastrophalen Spielzüge seiner unfähigen Partnerin wettzumachen. Also übte die Gegenwart des Viscounts tatsächlich die erwartete Wirkung auf Charles aus, und Annis gewann die nächsten beiden Spiele.
    “Oh, welch eine Freude, schon wieder habe ich einen Sieg errungen”, zirpte sie und klatschte wie ein aufgeregtes Kind in die Hände. “Das wusste ich ja – ich
musste
meinem verheißungsvollen Gefühl vertrauen. Sicher wäre es ein schwerer Fehler gewesen, die Partie zu beenden.”
    Mit einem gequälten Lächeln starrte Fanhope ihre schlanken Finger an, die mehrere Münzen zusammenscharrten. “Vielleicht sollten Sie Ihrem Cousin für seine Großzügigkeit danken. Nicht dass ich mich geweigert hätte, Ihren Schuldschein zu akzeptieren, Miss Milbank”, ergänzte er hastig.
    “Dazu hätten Sie auch gar keinen Grund”, protestierte sie scheinbar gekränkt. “Ich bin keineswegs mittellos, Mr. Fanhope. Und das weiß mein Cousin sehr gut.” Der abschätzende Blick, der ihren Perlen galt, entging ihr nicht. “Glauben Sie, sonst hätte er mir seine Börse so bereitwillig übergeben?”
    Fanhope sammelte die Karten ein und begann sie mit seinen erstaunlich geschickten Wurstfingern zu mischen. “Wie ich gestehen muss, war ich etwas verblüfft, weil er keine Sekunde lang zögerte … Nicht einmal im Traum würde ich behaupten, er sei geizig. Aber soviel ich weiß, neigt er zu äußerster Vorsicht, sobald er an einem Spieltisch sitzt. Und er bringt kein Verständnis für Leute auf, die zu viel riskieren.”
    Gleichmütig zuckte Annis die Achseln. “Da ich als Gast in seinem Haus wohne, fühlte er sich sicher verpflichtet, mir das Geld zu leihen.” Aus den Augenwinkeln sah sie den Viscount mit seinem jungen Vetter flüstern, der zustimmend nickte. Kurz danach schaute Tom zu ihr herüber. “Und Sie müssen bedenken, Mr. Fanhope, Seine Lordschaft ist ein Gentleman. Zudem weiß er, dass meine Familie mich niemals zur Sparsamkeit zwingen würde.”
    Diese Behauptung wurde mit einem herablassenden Grinsen quittiert. “Ach ja! Wie ich mich entsinne, erwähnte Mama erst neulich, sie habe vor vielen Jahre Ihre Mutter gekannt …
Bevor
diese geschätzte Dame beschloss, aus den gehobenen Gesellschaftskreisen zu verschwinden, um nie wieder darin aufzutauchen.”
    “Wenn Lady Fanhope das glaubt, unterliegt sie einem bedauerlichen Irrtum”, konterte Annis genüsslich. Von einer so kindischen Provokation ließ sie sich nicht beirren. “Meine Mutter bewegte sich sehr oft in illustren Kreisen. Allerdings hielt sie nur sehr wenige Mitglieder dieser Schicht für ihre Freunde, die ihre Aufmerksamkeit verdienten.”
    Ob es an diesem Vergeltungsschlag lag oder an Lord Greythorpes Entschluss, in diesem Moment nonchalant aus dem Spielsalon zu schlendern, wusste Annis nicht. Jedenfalls war sie nicht überrascht, als ihr Gegner das nächste Spiel und die folgenden gewann. Die Börse des Viscounts war fast leer. Trotzdem erhöhte Annis den Einsatz für ein letztes Spiel.
    Um diese späte Stunde suchten mehrere Leute die beschauliche Ruhe, die im Spielzimmer herrschte, während die temperamentvollen jüngeren Gäste immer noch die Tanzfläche frequentierten.
    Gierig strich Fanhope seinen Gewinn ein, und Annis musterte das Publikum, das den Tisch umringte. Zu den interessierten Zuschauern gehörten Colonel Hastie und seine Frau, außerdem Tom, der einen arglosen Gentleman veranlasst hatte, ihn als Lady Fanhopes Partner abzulösen.
    Das unerwünschte Interesse der Neuankömmlinge lenkte Annis nicht von ihrem Ziel ab. Leider hinderten sie jedoch Mr. Fanhope an weiteren betrügerischen Manipulationen. Die Zeit lief ihr davon. Und so beschloss sie den gewissenlosen Schurken zu entlarven, indem sie ihm beim nächsten Spiel mit einer ungewöhnlichen Taktik in Versuchung führte.
    Vielleicht bildete sie sich das nur ein – aber sie glaubte zu hören, wie alle Zuschauer nach Luft schnappten, als sie ihre Perlenkette abnahm und auf den Tisch legte. Sekunden später folgte diesem geliebten Schmuckstück das passende Armband und der Ring, zum

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