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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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sich seiner Manieren und sprang auf. “Gerade wollte ich in den Salon zurückkehren. Immerhin habe ich Mama versprochen, nicht den ganzen Abend im Spielsalon zu verbringen und stattdessen die Gäste zu unterhalten. Darf ich Sie begleiten? Und würden Sie mir die Ehre des nächsten Kontertanzes erweisen? Jeden Moment müsste die Musik ertönen.”
    In gespielter Enttäuschung runzelte Annis die Stirn. “Eigentlich hatte ich gehofft, mit Ihnen zu spielen, Sir. Um die Wahrheit zu gestehen – nachdem ich schon so oft getanzt habe, brauche ich ein bisschen Abwechslung. Aber wenn Sie es vorziehen …”
    “Keineswegs!”, versicherte er hastig und bot ihr so eifrig einen Platz an seinem Tisch an, dass sie beinahe geglaubt hätte, er wäre an ihrer Gesellschaft und nicht an ihrer Börse interessiert. “Und was wünschen Sie zu spielen, Ma’am?”, fragte er und setzte sich wieder. “Piquet? Sagen wir – ein Shilling pro Punkt?”
    Wieder einmal heuchelte sie Enttäuschung. “Wenn Sie das wollen, Sir … Aber wäre es nicht ein bisschen langweilig?” Ihr Blick streifte die schimmernden Goldmünzen neben seinem Ellbogen. “Heute Abend sind Sie wohl recht erfolgreich. Wollen wir uns für dasselbe Spiel entscheiden, mit dem Sie Ihren letzten Gegner geschlagen haben?”
    Mit diesem Vorschlag schien sie ihn erneut zu überraschen. Aber sie erregte kein Misstrauen. “Verstehen Sie was von französischem Whist, Miss Milbank?”
    “Ein- oder zweimal habe ich diese Variante schon gespielt, und ich erinnere mich an die Regeln. Wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, gleicht es unserem gewöhnlichen Whist, nicht wahr?”
    Wie sie seinem selbstzufriedenen Grinsen entnahm, hielt er sie bereits für eine sichere Beute. “Ganz recht, Ma’am”, bestätigte er. Begierig starrte er die Börse an, die sie aus ihrem Retikül nahm. “Oh, eine gut situierte Dame”, meinte er und grinste noch breiter – anscheinend unfähig, den prall gefüllten Lederbeutel aus den Augen zu lassen.
    Inständig hoffte Annis, er wäre seiner Sache sicher genug, um jede Vorsicht außer Acht zu lassen. Doch sie durfte ihn nicht einfach als habgierigen Betrüger einschätzen, der fast alles tun würde, um sich zu bereichern. Da er seine üblen Machenschaften schon so lange und offensichtlich sehr geschickt verschleierte, musste sie damit rechnen, dass er sehr diskret vorgehen würde. Jedenfalls würde es nicht schaden, ihn ein wenig anzustacheln. Insbesondere, weil ein so selbstgefälliger Gentleman niemals annehmen würde, eine Frau könnte ihn überlisten … “Gewiss, Sir, ich bin nicht mittellos. Also brauchen Sie keineswegs zu befürchten, ich würde meine Schulden nicht begleichen – falls ich verliere.”
    “Daran habe ich wirklich nicht gedacht, meine liebe Miss Milbank”, beteuerte er. “Außerdem habe ich nicht vor, um hohe Einsätze zu spielen. Du meine Güte, nein!” In ihren Ohren klang sein Gelächter übertrieben und falsch. “Zweifellos wäre Greythorpe pikiert, wenn ich einer Dame, die unter seiner Obhut steht, Geld abzuknöpfen versuchte.”
    “Wenn ich Sie aufklären dürfte, Sir”, entgegnete sie und schenkte ihm ein honigsüßes Lächeln, “zwischen dem Viscount und mir besteht eine sehr distanzierte Beziehung. Um mein Verhalten braucht er sich nicht zu kümmern. Sollte er sich in meine Angelegenheiten einmischen, werde ich ihn eines Besseren belehren. Außerdem”, fügte sie hinzu, weil Fanhope unbeeindruckt die Achseln zuckte, “werde ich Hampshire Anfang nächster Woche verlassen, und mein hoch geschätzter Cousin wird sich in der kurzen Zeit, die ich noch unter seinem Dach verbringen möchte, wohl kaum die Mühe machen, mein Verhalten zu tadeln.”
    Annis glaubte ein triumphierendes Funkeln in Charles Fanhopes blauen Augen zu lesen. Offenbar fand er die Information über ihre baldige Abreise sehr erfreulich. Und das bestärkte ihn wahrscheinlich in seinem Entschluss, seine üblen Methoden auch an ihr auszuprobieren.
    Eine Zeit lang verlief die französische Whist-Partie ausgeglichen, bis sie fünf Spiele hintereinander gewann. Da beschloss sie – was jeder vernünftige Spieler an ihrer Stelle tun würde –, den Einsatz zu erhöhen.
    Charles Fanhope hatte vorerst keine betrügerischen Tricks angewandt. Das änderte sich jetzt. Als er sein halb volles Weinglas umstieß, ließ sie sich nicht zum Narren halten. Selbstverständlich war das kein Zufall. Auf diese Taktik fiel sie nicht herein. Wie sie es erwartet

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