Hochzeit in Glenrae
gezwungen hatte, die Reitschule, Midnight Satin und die Menschen, die sie ins Herz geschlossen hatte, zu verlassen. Jenna hatte gegen die anderen keinen leichten Stand gehabt, aber sie hatte sich durchgesetzt. Sie glaubte zu wissen, dass Duncan sie verachtete, und es wäre ihr unmöglich gewesen, in Glenrae zu bleiben.
Louise hatte beim Abschied geweint und gestanden, sie hätte gehofft, Jenna würde bleiben und Stuart vielleicht irgendwann heiraten. Marianne hatte also recht gehabt.
Obwohl inzwischen zwei Monate vergangen waren, ließen die Gedanken an Duncan Jenna nicht los. Manchmal fragte sie sich, was geschehen wäre, wenn sie seinen Heiratsantrag angenommen hätte. Stets kam sie zu dem Schluss, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. Eine Ehe ohne Liebe hätte sie nicht ertragen. So war ihr wenigstens ihr Stolz geblieben.
Sie stand auf, um ihre Gesamterscheinung zu überprüfen. Sie hatte abgenommen, ihr Gesicht war schmaler geworden, und das strenge Kostüm saß locker.
Was Duncan wohl sagen würde, wenn er sie so sehen könnte? Vermutlich gar nichts. Nachdem er seine Rache gehabt hatte, verschwendete er bestimmt keinen Gedanken mehr an sie und hatte Marianne doch noch geheiratet.
Jenna schob die düsteren Gedanken beiseite und blickte aus dem Fenster. Es war ein klarer, kalter Herbstmorgen, und sie beschloss, ihren leichten Wollmantel anzuziehen. Die üppigen Stechpalmenbeeren im Gärtchen vor dem Haus versprachen, dass sie noch einen harten Winter vor sich hatten.
Wehmütig fragte sie sich, ob in Glenrae schon Schnee gefallen sein mochte, und sie versuchte, sich die herbe Landschaft mit einer Schneedecke vorzustellen.
Nachdem Jenna Suzie bis zum Schultor gebracht hatte, sah sie zu, wie die Kleine widerstrebend über den Kiesweg auf das Gebäude zuging und darin verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Seufzend wandte Jenna sich ab und bereitete sich innerlich auf das Bewerbungsgespräch vor.
Nach dem Vorstellungsgespräch hätte sie nicht sagen können, ob sie einen günstigen Eindruck gemacht hatte oder nicht. Aber da man ihr viel Zeit gewidmet hatte, musste sie vermutlich ganz gut im Rennen liegen.
Doch statt zuversichtlich zu sein, fühlte sie sich müde und leer, als sie in die Straße einbog, in der sie wohnte. Im ersten Moment fiel ihr der Land Rover vor ihrem Haus gar nicht auf, doch dann entdeckte sie ihn, und ihr Herz begann stürmisch zu pochen. Das konnte doch nicht sein … oder war das tatsächlich …
Jenna begann zu rennen und prallte mit dem Mann zusammen, der aus dem Vorgarten kam. Sie hielt den Atem an, als der Mann sie festhielt, und blickte in ein vertrautes Gesicht.
“Stuart!” Es gelang ihr nicht, ihre Enttäuschung zu verbergen. “Was … machst du denn hier?”
“Dich besuchen.” Ein schmerzlicher Ausdruck erschien in Stuarts Augen. “Du könntest wenigstens so tun, als freutest du dich, mich zu sehen.”
“Ach, Stuart.” Jenna entspannte sich etwas. “Natürlich freue ich mich, und das weißt du auch.”
“Dann beweis es.” Er gab ihr einen Kuss. “Du wirst mich doch wohl hereinbitten, nicht wahr?”
Als Suzie aus der Schule heimkam, ließ sie Stuart die freudige Begrüßung zuteilwerden, die er sich von Jenna erhofft hatte. Doch die Begeisterung der Kleinen ebbte ab, nachdem sie hörte, dass Stuart nicht gekommen war, um sie nach Glenrae zurückzuholen.
Später, nachdem Suzie ins Bett gegangen war, saßen Jenna und Stuart gemütlich zusammen. “Was macht Louise?”, erkundigte Jenna sich.
“Es geht ihr gut”, versicherte Stuart. “Aber ihr beide fehlt ihr sehr.” Er nahm ihre Hand. “Warum kommst du nicht zurück, Jenna? Wir brauchen dich dringend; Marianne ist inzwischen fort.”
Marianne war also gegangen. Zu Duncan …?
“Es hat keinen Zweck, Stuart. Ich bleibe bei meiner Entscheidung.”
Er runzelte die Stirn. “Es sind keinerlei Bedingungen daran geknüpft, Jenna. Ich möchte dich einfach nur glücklich sehen. Und in Glenrae hast du dich doch wohlgefühlt.” Er beobachtete sie scharf. “Falls du keine Lust hast, in der Reitschule zu arbeiten – unsere Dorfschule braucht eine Lehrerin. Zu dem Posten gehört ein mietfreies Haus, sodass du dich nicht ständig mit Louise und mir abgeben musst, wenn du nicht möchtest.”
Jenna kämpfte gegen die Tränen an. Ausgerechnet jetzt, wo sie anfing, sich von der Vergangenheit zu lösen, musste Stuart die alten Wunden aufreißen.
“Ich habe hier gerade eine Stellung gefunden”, log
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