Hochzeit in Hardingsholm
hatte sie mehr verletzt als irgendein anderer Mann vor ihm. Die ganze Zeit hatte sie nicht gewusst, wie sie damit umgehen konnte. Was sie tun konnte, um sich selbst besser zu fühlen. Ihn einfach auflaufen lassen? Rache?
Jetzt wusste sie, dass sie für sich genau die richtige Möglichkeit zu einem Abschluss gefunden hatte. Lächelnd schlief sie ein.
Als sie wieder erwachte, lag Magnus immer noch neben ihr. Er hatte sich auf die Seite gedreht, den Ellbogen angewinkelt und stützte den Kopf mit der Hand ab. Lächelnd schaute er ihr ins Gesicht.
»Das war der absolute Wahnsinn, letzte Nacht«, sagte er und strich mit dem Zeigefinger sanft über ihre Lippen.
Lara gähnte und streckte sich. »Ja«, war alles, was sie darauf erwiderte.
Er erhob sich. »Soll ich Kaffee kochen?«
Lara schüttelte den Kopf und setzte sich auf. »Ich möchte, dass du jetzt gehst.«
»Wie bitte?« Ungläubig starrte er sie an. »Du schickst mich weg? Nach dieser Nacht?«
»Ich muss jetzt allein sein«, sagte sie nachdrücklich.
Er wollte etwas sagen, aber sie hob die Hand, und er schloss den bereits geöffneten Mund wieder.
»Die letzte Nacht war toll«, sagte sie. »Also mach jetzt bitte nicht alles wieder kaputt.«
Er nickte mit bedrückter Miene, stand auf und zog sich an. An der Tür sah er noch einmal zurück, schien darauf zu hoffen, dass sie ihn doch aufhielt, aber Lara ließ ihn gehen.
Als sie hörte, dass die Verandatür hinter ihm ins Schloss fiel, ließ sie sich zurück in die Laken fallen. Lächelnd schaute sie zur Decke. Sie fühlte sich heute Morgen so gut wie schon lange nicht mehr.
– 27 –
E s hatte ihn große Anstrengung gekostet, den Auftrag auszuführen. Schon der Hinweg war beschwerlich gewesen. Er hatte entschieden, sich durch das Unterholz anzuschleichen und nicht die Zufahrtsstraße zur Baustelle zu wählen, dort war das Risiko zu groß. Wenn ihn nur einer bemerkte, ein Liebespaar vielleicht, das die Abgeschiedenheit suchte, ein später Spaziergänger, der nicht schlafen konnte …
Er war ohnehin kein Abenteuertyp, der die Gefahr suchte.
Und so war er über Baumwurzeln gestolpert, Äste mit feuchtem Laub waren in sein Gesicht und seinen Nacken geklatscht, während er sich nicht einmal sicher gewesen war, ob er sich inzwischen nicht verlaufen hatte. Das Midsommerlicht war kaum durch das dichte, feuchte Laub gedrungen, und er hatte nicht viel mehr erkennen können als die Stämme mächtiger Laubbäume, die wie dunkle, bedrohliche Schatten wirkten.
Warum tue ich mir das an?, hatte er sich zwischendurch gefragt, als er über eine Wurzel gestolpert war und sich in letzter Sekunde hatte abfangen können.
Sofort war Ulrikas Bild vor seinen Augen erschienen.
Kein Geld der Welt, kein Luxus, nichts anderes hätte ihn dazu bringen können, seinen geraden Weg zu verlassen. Er tat es für sie. Weil er sie liebte, weil er sie brauchte …
Plötzlich hatte er einen hellen Lichtstrahl erblickt. Dort vorn, im Licht des Mondes, zwischen den Bäumen, lag die Baustelle. Eine große Baustelle. Das letzte Material war geliefert worden und wartete nun auf die Maschinen, die es verarbeiten würden.
Er hatte erleichtert aufgeatmet, im nächsten Moment aber stöhnen müssen, weil ihn eine Welle der Übelkeit durchflutet hatte.
Seit er von diesem verdammten Polterabend gekommen war, fühlte er sich nicht besonders wohl. Getrunken hatte er nichts, weil er wusste, dass dieser Auftrag noch vor ihm lag, aber wahrscheinlich zu viel gegessen. Vor allem von diesem süßen Zeug, dem Tiramisu.
Er liebte Süßigkeiten, und die Schüssel war eigentlich schon leer gewesen. Aber jemand hatte einen Teller damit gefüllt und ihn auf dem Büfett stehen lassen.
Er hatte sich diesen Teller genommen und ihn leergegessen, der Nachtisch hatte ihm ausgezeichnet geschmeckt. Danach war ihm ziemlich schnell übel geworden. Zuerst hatte er noch geglaubt, es läge an der Aufregung, weil er diese Nacht noch hinausmusste. Inzwischen wusste er, dass mehr dahinterstecken musste, und er hatte den Verdacht, dass es an genau diesem Dessert lag.
Der Rückweg von der Baustelle war eine einzige Qual gewesen. Obwohl der Kanister leer gewesen war, hatte er das Gefühl gehabt, dass er mit jedem Meter schwerer in seiner Hand wog.
Der Schweiß war ihm in Strömen übers Gesicht gelaufen, und zu der Übelkeit waren auch noch quälende Schmerzen in der Magengegend gekommen. Zweimal hatte er stehen bleiben müssen, um sich zu übergeben. Jedes Mal hatte er sich
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