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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindstroem
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widerstand dem Drang, immer weiter zu gehen, so weit wie möglich weg von diesem Ort hier, von der Hochzeit …
    Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Sein Bruder, den er über alles liebte, würde heute die Frau heiraten, die er selbst über alles liebte!

– 29 –
    W o bleibt Linn?«, fragte Edda unruhig.
    Erik betrachtete seine zukünftige Schwiegermutter amüsiert. Edda schien nervöser zu sein als er selbst.
    »Vielleicht schläft sie noch. Ihr ging es gestern Abend nicht so gut.«
    Alarmiert schaute Edda ihn an. »Wieso? Was war denn? Hattet ihr Streit?«
    »Streit? Wie kommst du denn darauf?« Erik schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich war es nur die Aufregung. Umso besser ist es doch, dass sie heute Morgen ausschläft.«
    »Sie wäre die erste Frau, die ihre eigene Hochzeit verschläft«, sagte Edda aufgebracht.
    Erik legte eine Hand auf ihre Schulter. »Edda, jetzt beruhige dich erst einmal. Wir haben noch massenhaft Zeit.«
    Als das Telefon klingelte, blickten sich beide kurz an.
    »Du gehst ans Telefon, ich wecke Linn«, schlug Erik vor. Edda nickte kurz und eilte aus dem Raum.
    Erik klopfte leise an Linns Zimmertür. Nichts!
    Vorsichtig öffnete er die Tür. Das Bett war leer, die Laken zerwühlt. Die Tür zum angrenzenden Bad war nur angelehnt, und er hörte würgende Geräusche. Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein!
    »Linn!«, rief er besorgt. Als er das Zimmer zur Hälfte durchquert hatte, kam sie aus dem Bad.
    »Mein Gott, du siehst schrecklich aus«, stieß er hervor.
    »Genau das will eine Braut an ihrem Hochzeitsmorgen hören«, erwiderte sie ironisch, hielt sich aber sofort die Hand vor den Mund, drehte sich um und stürmte zurück ins Bad.
    Erik blieb unschlüssig stehen. »Kann ich etwas für dich tun?«, rief er.
    Eine ganze Weile erhielt er keine Antwort, dann kam Linn zurück ins Zimmer und wankte zum Bett. »Ja, kannst du«, sagte sie matt. »Geh raus, und lass mich einfach in Ruhe sterben.«
    Bevor Erik etwas erwidern konnte, kam Edda völlig aufgelöst ins Zimmer. »Eine Katastrophe«, stieß sie hervor. »Ihr müsst …« Sie brach ab, als ihr Blick auf Linn fiel. »Nein«, schrie sie auf. »Du nicht auch noch!«
    »Was ist denn los?«, fragte Erik verwirrt.
    »Die meisten unserer Gäste liegen krank im Bett. Wahrscheinlich haben sie bei uns gestern etwas Verdorbenes gegessen.« Sie wandte sich an Linn. »Bitte, Linn«, flehte sie. »Reiß dich doch zusammen. Du heiratest schließlich heute.«
    Linn legte sich auf die Seite, kauerte sich zusammen und zog die Bettdecke bis ans Kinn. »Ihr könnt machen, was ihr wollt«, brach es dumpf aus ihr heraus, »aber ich heirate heute auf keinen Fall.«

– 30 –
    E ndlich konnte sie weg! Endlich war es vorbei!
    Obwohl Hellen es kaum erwarten konnte, Hardingsholm zu verlassen, blieb sie noch einen Moment liegen, als sie an diesem Morgen aufwachte. Sie streckte sich und sprang dann aus dem Bett. Schnell zog sie sich an, legte die geliehene Kleidung fein säuberlich zusammen und schickte sich an, das Bad aufzusuchen.
    Der Gang vor dem Zimmer war leer, aber unten im Haus hörte Hellen aufgeregte Stimmen. Einzelne Worte konnte sie nicht verstehen, aber die Aufregung hing gewiss mit der Hochzeit zusammen. Zeit für sie, hier zu verschwinden.
    Hellen hielt kurz inne. Und warum war es ihr so wichtig, dass sie die Hochzeit nicht mitbekam?
    Weil ich eine Fremde bin, sagte sie sich selbst, die heute und an diesem Tag hier nichts zu suchen hat.
    Hellen verdrängte den Gedanken, die Frage nur unzureichend beantwortet zu haben, und beeilte sich im Bad. Als sie wieder auf den Gang trat, kam Erik Torberg ihr entgegen. Er wirkte vollkommen aufgelöst.
    »Ist etwas passiert?«, fragte Hellen ernst.
    »Eine Katastrophe!«, stieß er hervor und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Die meisten Gäste, die hier übernachtet haben, liegen krank im Bett. Das Gästehaus gleicht einem Lazarett. Auch Linn geht es total schlecht. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Hellen war entsetzt. Und das am Tag der Hochzeit! »Was kann ich tun?«, fragte sie, ohne zu zögern.
    Erik bat sie, den Arzt, der bereits über die Krankheitsfälle informiert war, mit dem Flugzeug abzuholen.
    Hellen ließ sich von Erik kurz die Koordinaten geben und machte sich sofort auf den Weg. Das hier war ein Notfall, da mussten ihre persönlichen Irrungen und Wirrungen hintanstehen. Sie würde den Arzt holen und konnte Hardingsholm anschließend immer noch verlassen, sofern ihre

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