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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindstroem
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bedrängen, was wäre gewesen, wenn er nicht weggegangen wäre?
    Sie hatte nie mit jemandem über diese Frage gesprochen, und nun fürchtete sie sich vor der Antwort, die nur sie selbst geben konnte. Alles war so verwirrend, und sie wusste einfach nicht mehr, was richtig und was falsch war.
    Linn schloss die Augen, spürte, wie sich ihr körperlicher Zustand durch Doktor Lunds Injektion allmählich besserte. Leider gab es eine solche Injektion nicht für ihre emotionale Verfassung.
    »Was soll ich nur tun?«, flüsterte sie verzweifelt. Und das war die dritte Frage, auf die sie keine Antwort fand.

– 33 –
    L ara wirkte nicht sonderlich überrascht, als Hellen ihr von der geplatzten Hochzeit erzählte. Hellen war sich allerdings nicht sicher, ob die Freundin ihrem Bericht überhaupt richtig zugehört hatte. Sie saßen beide mit einer Tasse dampfendem Kaffee vor sich in der Küche, und Lara rührte nun schon seit mehreren Minuten lächelnd und sichtlich gedankenverloren darin herum. Obwohl der Kaffee schwarz war, ohne Milch und Zucker.
    »Und als alle krank umkippten, schwamm eine blaugrün gemusterte Kuh durch den Fjord«, sagte Hellen und ließ ihre Freundin dabei nicht aus den Augen.
    »Aha!«, erwiderte Lara scheinbar interessiert.
    »Danach kam der Zauberer von Oz und verwandelte alle Gäste in kleine Zipfelzwerge. Nur mich hat er verschont, damit ich dir das Flugzeug wiederbringen konnte.«
    »Echt?«, staunte Lara.
    Als Hellen laut auflachte, schien Lara aus einem tranceähnlichen Zustand zu erwachen.
    »Was hast du gesagt?«, fragte sie.
    Hellen schüttelte den Kopf. »Das willst du nicht wirklich wissen. Sag du mir lieber, wo du mit deinen Gedanken bist.«
    Lara lächelte verlegen. »Ich fürchte, das willst du nicht wissen.«
    Hellen schwante Böses. »Magnus?«
    Lara lächelte verschämt. »Er war gestern hier.«
    »Und du hast ihn nicht sofort wieder rausgeworfen?«, fragte Hellen.
    Lara zuckte mit den Schultern. »Ich habe es versucht. Er ging einfach nicht. Und dann …«, geriet sie ins Stammeln. »Ja, und dann wurde es wunderschön.«
    Hellen starrte ihre Freundin lange an, bis Lara den Kopf senkte.
    »Du hast dich also wieder auf ihn eingelassen?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Verstehen konnte Hellen es nicht. »Was muss dieser Mann dir noch alles antun, bevor du einen endgültigen Schlussstrich ziehst?«
    Lara hob abwehrend beide Hände. »Ich weiß das doch alles selber«, sagte sie. Dann blickte sie Hellen tief in die Augen, ihr Blick war klar und selbstsicher. »Aber du musst dir keine Sorgen machen, er wird mich nie wieder verletzen.«
    Hellen zog eine Augenbraue in die Höhe. »Wie oft hat er dir das schon versprochen?«
    Lara lächelte verhalten. »Vertrau mir einfach«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Okay«, sagte Hellen gedehnt. »Du bist schließlich alt genug, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen, und mir steht es nicht zu, dir Vorschriften zu machen. Ich mache mir einfach nur Sorgen um dich. Du bist meine beste Freundin.«
    Lara griff über den Tisch nach Hellens Hand.
    »Das weiß ich doch«, sagte sie herzlich. »Ich verspreche dir, du musst dir keine Sorgen machen. Ich brauche nur noch ein wenig Zeit zum Nachdenken. Aber ich weiß bereits jetzt, dass alles gut wird.«
    Hellen war sich da nicht ganz so sicher. Lara war eine realistische, klar und vernünftig denkende Frau – solange es nicht um Magnus ging.
    Allerdings, machte sie sich jetzt selber klar, bin ich wohl die letzte Person, die sich dazu kritisch äußern kann. Wenn ich an mein eigenes, verkorkstes Gefühlsleben in den letzten vierundzwanzig Stunden denke …
    Aber genau das wollte sie nicht. An Erik Torberg denken, an all das, was in ihr vorgegangen war und was sie so durcheinandergebracht hatte.
    »Lassen wir das!« Lara machte eine wegwerfende Handbewegung, und einen Augenblick lang befürchtete Hellen, die Freundin hätte ihr etwas angemerkt.
    »Erzähl mir lieber noch einmal ausführlich alles über diese ausgefallene Hochzeit«, bat Lara.
    Hellen grinste. »Und diesmal hörst du mir wirklich zu?«
    »Ich werde ganz Ohr sein«, versicherte Lara ernsthaft. Ihre Augen leuchteten, und plötzlich spürte Hellen, dass sie sich keine Sorgen mehr um ihre Freundin machen musste.
    Das letzte Mal, als Lara nach Magnus’ Affäre wieder mit ihm zusammengekommen war, war sie von Selbstzweifeln gequält worden und eigentlich nur damit beschäftigt gewesen, sein Verhalten zu analysieren. Oder ihr eigenes

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