Hochzeit in Hardingsholm
Verhalten, das ihn vielleicht dazu gebracht haben könnte, bei einer anderen Frau etwas zu suchen, was er bei ihr nicht fand. Jedenfalls war sie nie glücklich gewesen.
»He, ich warte«, sagte Lara. »Jetzt bist du es, die mit ihren Gedanken ganz woanders ist. Schlecht geschlafen vergangene Nacht auf Hardingsholm?«
»Nicht besonders gut«, gab Hellen zu. »Irgendwie war es eine komische Veranstaltung. Dass die Hochzeit ausgefallen ist, war eigentlich nur der krönende Abschluss.«
»Was ist denn passiert?«, wollte Lara wissen. Sie schien jetzt wirklich interessiert zu sein.
»Na ja, am Polterabend war eigentlich noch alles in Ordnung. Aber jetzt haben die Braut und einige der Gäste eine Salmonellenvergiftung. Es lag wohl am Nachtisch.«
»Von dem du offensichtlich nichts gegessen hast.« Lara atmete erleichtert auf. Sie wusste, dass Hellen sich nichts aus Süßspeisen machte. »Was für ein Glück.«
»Stell dir vor, du wärst geflogen.« Hellen grinste.
Lara schüttelte sich. »Dann läge ich heute flach. Ich liebe alles, was süß ist.«
»Ich weiß.« Hellen nickte, schaute Lara ein paar Sekunden schweigend an, bis sie mit der Frage herausplatzte, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. »Wie gut kennst du eigentlich Erik Torberg?«
»Ich bekomme hin und wieder Aufträge von ihm«, sagte Lara. »Dringende Lieferungen. Oder ich fliege seine Kunden zu ihm und anschließend wieder nach Hause. Wieso fragst du?«
»Hat mich nur mal interessiert«, erwiderte Hellen ausweichend. Sie hätte gerne noch ganz viele Fragen über Erik gestellt, aber Lara kannte sie zu gut, um nicht misstrauisch zu werden.
»Jedenfalls ist Erik ganz anders als sein Bruder«, sagte sie.
»Lars Torberg ist zurück?«, rief Lara überrascht. »Ich dachte, der treibt sich irgendwo in der Weltgeschichte herum. Ich kenne ihn nicht besonders gut, aber ich habe gehört, dass er der lebenslustigere der beiden Brüder sein soll.«
Hellen nickte. »Kann sein«, sagte sie. »Jedenfalls wirkt er auf den ersten Blick so. Er ist ziemlich offen und charmant, und er flirtet gerne.«
Und trotzdem gefällt mir Erik besser, dachte sie. Weil er etwas ganz Besonderes hat, etwas, das ich nicht beschreiben kann …
»Er gefällt dir anscheinend«, sagte Lara.
Hellen war empört. »Eigentlich hätte dieser Mann heute heiraten sollen.«
Hellen hatte es kaum ausgesprochen, da wurde ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Laras Blick wurde aufmerksam, auch wenn sie immer noch lächelte.
»Ich rede eigentlich von Lars Torberg«, sagte sie langsam, ohne Hellen aus den Augen zu lassen. »Und du?«
Hellen senkte den Blick. »Von niemandem«, behauptete sie mit dem unbehaglichen Gefühl, dass Lara ihr kein Wort glauben würde. »Sie interessieren mich beide nicht. Außerdem bin ich mit Torsten zusammen, wie du ja weißt.«
Lara wollte schon etwas entgegnen, aber das Klingeln ihres Handys verhinderte eine Antwort.
»Hallo, Herr Torberg«, hörte Hellen sie kurz darauf sagen. Ihr Herz schlug plötzlich wie verrückt in ihrer Brust. Sie zwang sich, nicht wie gebannt an den Lippen der Freundin zu hängen, und spielte betont unbeteiligt mit ihrem Kaffeelöffel, während sie innerlich gespannt jedem Wort lauschte.
»Kein Problem«, sagte Lara in den Hörer. »Ja, Hellen ist noch frei.«
Ich will ihn nicht wiedersehen, dachte Hellen. Ich darf ihn einfach nicht wiedersehen. Und gleichzeitig wusste sie, dass sie sofort zu ihm fliegen würde, sobald Lara sie schickte. Und sie begriff noch mehr: Es war nicht nur Faszination, was sie für Erik empfand. Da war mehr, viel mehr. Zu viel, als dass sie ernsthaft darüber nachdenken durfte …
»Wie wäre es morgen früh um neun?«, fragte Lara ins Handy.
Erst morgen früh? Hellen stand auf und trat ans Fenster. Sie blickte hinüber zu den beiden Flugzeugen, die auf dem Wasser dümpelten.
»Ja, sie wird pünktlich sein«, versicherte Lara jetzt und bedankte sich für den Auftrag. Endlich beendete sie das Gespräch.
»Lars Torberg möchte auf eine der Inseln geflogen werden«, wandte sie sich an Hellen.
Die Enttäuschung schlug wie eine Welle über Hellen zusammen. Lars war der Anrufer, nicht Erik!
»Du fliegst ihn doch, oder?«, hörte sie Lara hinter sich fragen. Das Misstrauen, das Hellen die ganze Zeit vermeiden wollte, lag nun deutlich hörbar in Laras Stimme. Langsam drehte sie sich um und zwang sich zu einem Lächeln.
»Natürlich fliege ich«, sagte sie. »Ich freue mich darauf. Lars
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