Hochzeit in Hardingsholm
wusste offensichtlich nicht, wie er formulieren sollte, was er von ihr wollte.
Lara wusste genau, was ihm fehlte. »Du brauchst Geld?«
»Ja.« Seine Stimme klang erleichtert, weil sie es ausgesprochen hatte.
»Magnus, ich habe dir das Gehalt für drei Monate überwiesen. Also genau die Summe, die dir nach der Kündigung zustand. Du kannst das ganze Geld doch nicht schon ausgegeben haben!«
»Weißt du eigentlich, wie teuer es ist, in der Stadt zu leben? Die Pension, das Essen in Restaurants, weil ich hier ja nicht kochen kann …«
»… deine Geliebte«, fiel Lara ihm spöttisch ins Wort.
»Ich habe Kristina nicht mehr gesehen«, behauptete er und gab sich alle Mühe, empört zu klingen, dass sie ihm so etwas unterstellte.
»Kristina heißt sie also«, murmelte Lara. Das war mehr, als sie wissen wollte. Nun bekam das Gesicht, das sie immer noch vor Augen hatte, schweißüberströmt, in ekstatischer Umarmung mit Magnus und später höhnisch grinsend, als Lara sie aus dem Haus warf, auch noch einen Namen.
»Es ist vorbei, und es wird nie wieder passieren.«
»Mach’s gut, Magnus«, sagte sie erschöpft und vernahm noch seinen empörten Ausruf, bevor sie den Anruf beendete. Sekunden später klingelte das Telefon erneut.
Lara warf nur einen kurzen Blick auf das Display und ließ es klingeln …
– 38 –
D as Gespräch mit Erik hatte ihn ziemlich aufgewühlt.
Wieder machte Lars sich Gedanken darüber, was ihn eigentlich nach Hause getrieben hatte. Neugier? Sehnsucht? Vielleicht sogar nach Linn?
In den vergangenen fünf Jahren hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, wie er sich sein Leben, seine Zukunft vorstellte. Er hatte sich einfach treiben lassen. Sobald sich eine Gelegenheit ergab, die ihn reizte, hatte er sie ergriffen.
Jetzt reizte ihn plötzlich Eriks Vorschlag, mit ihm zusammen die Firma zu leiten, sehr sogar, was ihn selbst überraschte. Außerdem gefiel es ihm, hier zu sein. Zu Hause. Mehr, als er je gedacht hätte. Wenn da nur nicht die Sache zwischen seinem Bruder und Linn wäre.
Wenn er sich entschied, hierzubleiben, würde er die beiden immer wieder zusammen sehen müssen, und Lars hatte keine Ahnung, ob er sich damit abfinden konnte, wenn sie in absehbarer Zeit verheiratet waren.
Er war froh, dass er für morgen den Flug gebucht hatte. Er hätte auch mit dem Boot fahren können, Erik hätte es ihm bestimmt überlassen, aber er wollte gerne unabhängig von ihm sein. Er freute sich auf ein paar Tage auf Drömsö weit draußen in den Schären. Es würde einsam sein, denn die Insel war nicht bewohnt, sie gehörte der Familie Torberg, und darauf befand sich außer wilder Natur nicht mehr als eine Blockhütte. Natürlich von den Torbergs selbst erbaut.
Die Hütte war recht geräumig, aber sehr spartanisch eingerichtet. Zurück zur Natur, zum einfachen Leben, das war seinen Eltern damals wichtig gewesen, und dieser Leitsatz hatte sich ihm eingeprägt. Lars freute sich darauf, angeln zu gehen, mit niemandem reden zu müssen und hoffentlich einen klaren Kopf zu bekommen. Er wollte in Ruhe über alles nachdenken – vielleicht auch Erinnerungen auffrischen? Mit Erinnerungen abschließen?
Dabei ging es ihm nicht um Erinnerungen an seine Kindheit. Auch nicht allein um die, die er mit Drömsö verband. An fröhliche Sommer mit den Eltern, dem Bruder und anderen Familienmitgliedern, die aus allen Teilen Schwedens angereist waren, um dort mit ihnen die Ferien zu verbringen. Zusammen mit Cousins und Cousinen waren Erik und er über Drömsö gestromert. Mal als Abenteurer, dann wieder als Indianer und Cowboys. Sie hatten sich versteckt, Geheimbünde gegründet, waren Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel gewesen.
Nein, es waren vor allem die Erinnerungen an die Zeit, die er mit Linn dort verbracht hatte, die er verarbeiten wollte. Es war eine Zeit voller Zärtlichkeit gewesen. Ein Spätsommer, in dem sie zum ersten Mal alle Möglichkeiten der Liebe entdeckt und ausgekostet hatten.
Die Sehnsucht nach Linn wurde so stark, dass er sie unbedingt sehen musste. Vorsichtig klopfte er an ihre Zimmertür und öffnete sie, als er von drinnen die schwache Aufforderung zum Eintreten vernahm.
»Störe ich?«, fragte er.
Linn sagte nichts, aber ihr Blick wirkte wenig einladend.
»Also, ich dachte, ich schaue mal, wie es dir geht und ob ich etwas für dich tun kann«, sagte er verunsichert.
»Mama und Erik sorgen schon gut für mich.« Ihre Stimme war ebenso abweisend wie ihr Blick.
»Ja, ich
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