Hochzeit in Hardingsholm
schweißnasses Gesicht. Auf keinen Fall durfte er an ihrer Liebe zu ihm zweifeln, das würde ihn in die tiefste Hölle der Verzweiflung schicken. Dafür hatte er schon zu viel aufs Spiel gesetzt, zu viel riskiert.
Er hatte sich in der Küche an den kleinen Tisch gesetzt und wartete darauf, dass das Teewasser kochte, als das Handy im Schlafzimmer klingelte.
Ulrika!, war sein erster Gedanke. So wie bei jedem Klingeln des Telefons, so wie er jeden Morgen zuerst und vor dem Einschlafen zuletzt an sie dachte.
Mühsam schleppte er sich ins Schlafzimmer. Er war so sicher, dass sie es war, dass er nicht einmal aufs Display schaute. Sie machte sich doch Sorgen um ihn, und vielleicht wollte sie nicht nur fragen, wie es ihm ging, sondern ihm doch noch ihre Hilfe anbieten. Er presste das Handy an sein Ohr.
»Hej!«, rief er hoffnungsvoll ins Telefon.
»Hat alles geklappt?«, vernahm er die harte Stimme seines Auftraggebers.
Es war wie ein Faustschlag ins Gesicht. Die Enttäuschung raubte ihm sekundenlang die Sprache.
»Bist du noch dran?«, fragte sein Auftraggeber ungeduldig.
»Klar, alles erledigt«, sagte er mürrisch.
»Ich habe einen Kanister in die Hütte gestellt. Du weißt schon, wo«, sagte sein Auftraggeber. »Für die nächste Baustelle.«
Er dachte an Göteborg, an den Ausflug nächste Woche. »Ich bekomme noch Geld von dir.«
»Du kriegst dein Geld, aber bring die Sache über die Bühne.«
»Ich fühle mich nicht besonders gut …«
»Wenn du die Kohle haben willst, erledigst du gefälligst deine Arbeit«, unterbrach der Auftraggeber ihn scharf. »Haben wir uns verstanden?«
»Du kannst mich mal«, sagte er wütend und beendete kurzerhand das Gespräch. Er warf das Handy aufs Bett, dann aber kam ihm eine Idee, und er hob es wieder auf. Er suchte nach eingegangenen Anrufen und Nachrichten. Vielleicht hatte Ulrika sich ja doch gemeldet, und er hatte den Ton der eingegangenen Meldung nur nicht gehört.
Keine SMS, keine Nachricht auf der Mailbox.
Nur für sie mache ich das, dachte er in aufwallendem Ärger, und sie fragt nicht einmal, wie es mir geht. Da kann ich es genauso gut auch lassen.
Ja, er konnte es lassen!
Er könnte es lassen, wenn da nicht seine Sehnsucht nach ihr wäre. An Ulrika kam er nur mit Geld, viel Geld, das war sicher. Und so wusste er bereits jetzt, dass er auch den nächsten Auftrag ausführen würde. Weil er das Geld brauchte! Für Ulrika!
– 37 –
I ch vermisse dich! Ich habe Sehnsucht nach dir! Ich liebe dich!«
Lara lauschte der Stimme nach, sagte aber nichts.
»Bitte, Lara, sag doch was. Sag, dass ich nach Hause kommen kann.«
»Tut mir leid, Magnus, ich bin noch nicht so weit.«
Er stieß einen lauten Fluch aus, entschuldigte sich aber gleich darauf für seine Unbeherrschtheit. »Es ist doch nur, weil du mir so sehr fehlst.«
»Tatsächlich?« Sie gab sich keine Mühe, die Ironie in ihrer Stimme zu unterdrücken. Es fiel ihr schwer, ihm zu glauben. Umso mehr, da sie wusste, wo er zurzeit hauste. In einer Pension in Norrtälje, die sicher recht schäbig und einfach war. Direkt an einer Hauptverkehrsstraße mit hohem Verkehrsaufkommen.
Magnus liebte die Natur, die Stille. Und die Bequemlichkeit. Er hatte das Leben bei ihr genossen, und sie hatte sich immer alle Mühe gegeben, ihn zu verwöhnen. Sie hatte für ihn gekocht, hatte alle im Haus anfallenden Arbeiten allein erledigt und war eigentlich selber schuld, dass er sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einem Pascha entwickelt hatte. Der zudem auch noch auf ihre Kosten lebte.
Sie hatte die Einnahmen des Flugbetriebs mit ihm geteilt, ihn als gleichberechtigten Partner gesehen. Nur gut, dass sie ihm nicht auch noch die Hälfte des Betriebes überschrieben hatte.
In letzter Zeit hatte er ein paar Mal erwähnt, dass es doch eigentlich fair wäre …
Fair!
Den gallenbitteren Geschmack in ihrer Kehle wurde sie nicht los.
»Lara, ich bitte dich, ich flehe dich an …«
»Hör auf, Magnus«, sagte sie müde.
»Ich liebe dich!«
»Das sagtest du bereits. Nach allem, was passiert ist, fällt es mir schwer, das zu glauben.«
»Dann gib mir die Gelegenheit, es dir zu beweisen.«
»Akzeptier doch bitte, dass ich im Moment dazu nicht bereit bin.« Sie erschrak selbst über den harten, unversöhnlichen Klang ihrer Stimme, der ihn einzuschüchtern schien.
»Okay, ich lass dich erst einmal in Ruhe. Aber da ist noch etwas … Ich wollte dich fragen … Das heißt, ich wollte dich bitten …« Er geriet ins Stammeln,
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