Hochzeit in Hardingsholm
hinten und setzte sich auf den Sitz neben sie.
»Hej, Hellen!« Unternehmungslustig grinste er sie an. »Es kann losgehen.«
»Hej«, grüßte Hellen zurück.
»Schön, dass du pünktlich bist«, freute er sich, »und dass es überhaupt geklappt hat.«
»Du hättest auch mit dem Boot fahren können«, erwiderte sie trocken. »Das wäre jedenfalls bedeutend preiswerter gewesen.«
»Mit dir ist es netter.« Er grinste sie von der Seite an. »Ich will mich selbst der Möglichkeit berauben, die Insel vorzeitig zu verlassen, wenn es mir dort zu einsam wird.« Er sagte es mit heiterer, lockerer Stimme, aber Hellen spürte, dass dahinter mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit steckte.
»Du hast doch dein Handy dabei«, sagte sie leicht ironisch. »So ganz aus der Welt bist du also nicht.«
»Nein, das habe ich nicht mit«, sagte er und lachte laut. »Ich will ein paar Tage völlig ungestört und deshalb auch unerreichbar sein.«
»Und was machst du, wenn dir etwas passiert oder wenn du plötzlich krank wirst? Lara hat mir erzählt, dass Drömsö unbewohnt ist.«
»Was soll mir da schon passieren?«, gab er leichthin zurück. »Das ist eine kleine, schwedische Insel, und die einzigen blutrünstigen Viecher dort dürften Mücken sein.«
»Du könntest hinfallen und dir etwas brechen. Oder plötzlich Fieber bekommen.«
»Oder der Hecht, den ich dort angeln werde, beißt mir einen Finger ab«, fiel er sichtlich belustigt ein. »Glaub mir, Hellen, ich habe weitaus gefährlichere Orte besucht, völlig ohne Handyempfang, als diese Schäreninsel. Aber nett, dass du dir Sorgen um mich machst.«
»Mache ich nicht.« Sie lächelte und warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie den Motor anwarf und das Flugzeug in Startposition brachte. Die Gischt unter den Kufen spritzte auf, dann kam der Moment, in dem das Flugzeug abhob. Diese Sekunde, die sie so liebte, in der es ihr immer wieder so vorkam, als versuche das Wasser mit aller Macht, die Maschine festzuhalten, sie dann schließlich losließ und das Flugzeug plötzlich völlig schwerelos schien, während unter ihr alles kleiner wurde.
»Es kommt einem so vor, als würden nicht nur die Häuser, Bäume und alles andere da unten kleiner, sondern auch die eigenen Probleme«, hörte sie Lars neben sich sagen. Er klang nicht mehr amüsiert, sondern sehr nachdenklich.
Hatte er Probleme? Es klang fast so. Hellen traute sich nicht, zu fragen, dazu kannten sie sich nicht gut genug. Sie schwieg, und als er nicht weitersprach, wechselte sie das Thema.
»Erzähl mir von Drömsö«, bat sie.
Als Lars ihr erklärte, dass die Insel im Besitz der Familie sei und er dort früher immer seine Ferien verbracht hatte, schwang etwas in seiner Stimme mit, das Hellen fast wie Wehmut vorkam. Sie ahnte, dass die Insel Lars viel bedeutete.
Schon bald konnte Hellen wieder zur Landung ansetzen. Hier gab es keinen Steg, dafür aber einen sandigen Strandabschnitt, an den Hellen allerdings nicht nah herankonnte. Lars würde zweifelsohne nasse Füße bekommen. Das schien ihm aber nichts auszumachen, er zog sich kurzerhand die Schuhe aus, nachdem die Maschine zum Stehen gekommen war.
»Wieso bleibst du nicht noch ein bisschen hier?«, fragte er und warf ihr einen schelmischen Blick zu, während er seine Jeans hochkrempelte.
»Ich bin nur das Taxi«, sagte Hellen lachend. »Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier.« Obwohl sie sich eingestehen musste, dass es durchaus ein Vergnügen war, mit Lars zusammen zu sein. Er war amüsant und brachte sie zum Lachen. Er war der Typ Mensch, mit dem sie es wahrscheinlich gut längere Zeit aushalten konnte, auch auf einer einsamen Insel. Er war ihr bereits nach kurzer Zeit vertraut wie ein guter Freund. Nicht weniger und vor allem nicht mehr. Da war nichts, was ihren Seelenfrieden in Gefahr bringen konnte, und gerade das empfand sie in seiner Gegenwart als beruhigend angenehm.
»Schade«, sagte Lars und grinste jetzt ganz besonders frech. »Ich bin sicher, es würde dir hier gefallen. Besonders die Nächte sind hier sehr schön«, sagte er anzüglich.
»Sag mal, flirtest du mit mir?«
»Ich?«, fragte er im Brustton der Empörung zurück. »Niemals! Obwohl …« Er schaute sie an, ließ seinen Blick langsam an ihr hinuntergleiten, und Hellen bemerkte erstaunt, dass sie sich nicht belästigt fühlte, obwohl immer noch die Anzüglichkeit in seiner Stimme und auch in seinen Augen lag. Weil sie nicht nur spürte, sondern wusste, dass er es nicht ernst meinte und sie nur
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