Hochzeit in Hardingsholm
hasste, dass er zu solchen Mitteln griff, erschreckte ihn. Zumal die Folgen nicht nur ihn trafen, sondern auch die Menschen, die bei ihm angestellt waren.
Wer und warum? Wer und warum? Er musste eine Antwort auf diese Frage finden.
Er rief einen Freund an, der in Stockholm ein toxikologisches Institut leitete, schilderte ihm die Situation und bat um Hilfe.
»Bring die Proben vorbei«, sagte Yngve sofort.
»Mache ich. Danke.« Erik seufzte erleichtert auf. Er hatte keine Ahnung, ob etwas dabei herauskam, aber so konnte er wenigstens etwas tun, anstatt die Dinge einfach geschehen zu lassen.
– 55 –
A usgerechnet Stockholm!
Hellen wusste nicht, ob sie ihrer Freundin für diesen Auftrag wirklich dankbar sein sollte.
Am vergangenen Abend war Lara kurz nach Torstens überstürztem Aufbruch nach Hause gekommen. Ein wenig beschwingt, ein wenig beschwipst, aber dennoch hatte sie sofort bemerkt, dass mit Hellen etwas nicht stimmte.
Hellen hatte ihr alles erzählt, angefangen von der Spannung, die vom ersten Moment an zwischen ihr und Erik in der Luft gelegen hatte, über die Zweifel, die sie immer wieder quälten, weil Erik mit Linn verlobt war, bis hin zu der Auseinandersetzung mit Torsten.
Lara hatte schweigend zugehört und Hellen hinterher einfach in den Arm genommen. Ihre beste Freundin eben, die nicht wertete, sondern verstand. Die nicht redete, sondern zuhörte.
Zum Glück hatte Lara einen großen Vorrat an Schokoladeneis in ihrer Tiefkühltruhe. Genau das Richtige bei Herzschmerz, wie sie beide fanden, obwohl Lara irgendwann gestand, dass ihr Herzschmerz nun Vergangenheit war.
Jetzt war sie an der Reihe, zu erzählen, und sie berichtete von ihrem letzten Treffen mit Magnus.
Weil Lara ihre beste Freundin und Torsten hinterher nicht stören, sondern ihnen einen romantischen Abend zu zweit gönnen wollte, war sie anschließend ins Kino gegangen und danach in einen Club, wo sie die Cocktailkarte durchprobiert hatte.
»Wie rücksichtsvoll von dir, dass du uns nicht stören wolltest«, sagte Hellen. Sie schaute Lara an, und plötzlich mussten sie beide lachen. Dazwischen war dieser Anruf gekommen mit dem Kurierauftrag für eine Sendung nach Stockholm.
Lara gab diesen Auftrag sofort an Hellen weiter. Nun, nach einer schlaflosen Nacht, hegte Hellen allerdings Zweifel wegen Laras Motivation, sie nach Stockholm zu schicken.
»Du machst das aber nicht, weil du mich hier weghaben willst, oder? Ich meine, wegen Erik und dem, was ich dir gestern erzählt habe?«
»Nein«, sagte Lara. »Ich glaube zwar, dass ein bisschen Abstand ganz gut für dich wäre, aber das ist ein Auftrag wie jeder andere.« Sie nahm Hellen in den Arm und drückte sie.
»Bis heute Abend«, sagte Hellen. Es fiel ihr schwer, wegzufliegen, und gleichzeitig fühlte sie sich erleichtert. Es war diese verflixte Mischung aus Gefühlen, die sie spürte, seit sie in Norrtälje gelandet war.
Nein, verbesserte sie sich in Gedanken, seit ich Erik das erste Mal gesehen habe.
Mit einem Mal spürte sie eine so starke Sehnsucht nach ihm, dass es ihr fast den Atem raubte. Sie wünschte sich diesen Moment zurück, als sie zusammen im Wasser lagen, eng aneinandergepresst, seinen Mund auf ihren Lippen …
Dieser Moment war umso kostbarer, weil er nie wiederholt werden würde.
Hellen bemerkte plötzlich, dass ihre Freundin sie prüfend musterte. Sie zwang sich zu einem Lächeln.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Lara.
»Nein.« Hellen schüttelte den Kopf. »Aber es wird alles wieder in Ordnung kommen. Manche Dinge brauchen einfach Zeit.«
»Bis du wieder da bist, habe ich eine ganze Menge Nachschub an Schokoladeneis besorgt«, versprach Lara und brachte Hellen damit zum Lächeln.
»Bis später«, verabschiedete sich Hellen und ging hinunter zum Steg. Ein paar Minuten später hob sie ab. Sie sah Lara unten stehen, die eine Hand gegen das Sonnenlicht vor die Augen haltend, die andere winkend erhoben.
Hellen grüßte zurück, indem sie die Maschine so steuerte, dass sich die Flügel im Wechsel senkten.
Sie flog am Ufer des Fjords entlang und passierte dabei eine der Baustellen von Torberg-Bau. Überrascht bemerkte sie, dass dort unten Fahrzeuge standen und Menschen herumliefen, die offensichtlich arbeiteten. Sie hatte aber doch gehört, dass sämtliche Baustellen geschlossen worden waren und dort bis zum Abschluss der Ermittlungen nicht mehr gearbeitet werden durfte! Hellen konnte sich kaum vorstellen, dass Erik sich über ein polizeiliches Verbot
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