Hochzeit in Hardingsholm
die Schließung nicht durchgekommen bin«, sagte Lars, als er hinter ihm ins Haus trat.
»Kein Wunder, dass der Richter unerbittlich war«, sagte Lars, »nachdem feststand, dass mehrere Baustellen belastet sind. Bei den Beweisen mussten sie den Laden ja dichtmachen.« Er seufzte tief. »Ich glaube, ich kann jetzt noch nicht schlafen. Magst du auch ein Glas Wein?«
Lars schüttelte den Kopf. »Ein Bier wäre mir lieber«, sagte er. Er schritt voraus auf die Terrasse. Als Erik ein paar Minuten später nachkam, mit einem Glas Rotwein in der einen Hand und einer Bierflasche in der anderen, hatte Lars die Kerze im Windlicht angezündet und sich in einen der beiden Korbsessel gesetzt. Die langen Beine ausgestreckt, schaute er über die Landschaft bis zum Fjord.
Ganz dunkel wurde es um diese Jahreszeit nie. Der Himmel schien samtblau, von hellen und goldenen Streifen durchzogen, die sich auf den Wellen widerspiegelten. Die Bäume wirkten in diesem Zwielicht wie dunkle, ineinander verwobene Schatten. Die Wellen rauschten, irgendwo im Unterholz zirpten die Grillen.
»Wo immer auch auf der Welt ich war«, sagte Lars nachdenklich und wie Erik schien, mehr zu sich selbst, »nirgendwo war es so schön wie hier. Ich habe dieses Bild all die Jahre in mir getragen.«
»Du kannst das jeden Abend haben«, sagte Erik und reichte ihm die Bierflasche. Er setzte sich in den anderen Korbsessel und nahm einen Schluck aus dem Weinglas.
»Du musst dich nur entscheiden, hierzubleiben«, fügte Erik hinzu.
Lars lachte. »Du lässt aber auch wirklich keine Gelegenheit aus, mir das unter die Nase zu reiben, Bruder«, sagte er belustigt, wurde aber gleich darauf wieder ernst.
»Ich frage mich die ganze Zeit, woher das verseuchte Holz kam. Hast du eine Idee?«
Erik schüttelte den Kopf. »Ich arbeite ausschließlich mit Paul Warborg zusammen, und da gab es noch nie Probleme.«
»Papa hat schon mit den Warborgs gearbeitet«, sagte Lars. »Ich weiß, dass er auf den alten Warborg große Stücke hielt. Aber was ist mit Paul? Besonders gut leiden kann ich ihn nicht.«
»Ach, Paul ist schon in Ordnung«, sagte Erik. »Als wir Kinder waren, da war es manchmal allerdings schwierig mit ihm.«
»Manchmal ist gut«, murmelte Lars.
Erik grinste. »Er ist ein grundsolider, zuverlässiger und sehr erfolgreicher Geschäftsmann geworden.«
»Hast du mit ihm über die Sache gesprochen?«, wollte Lars wissen.
»Dazu hatte ich bisher noch keine Zeit«, erwiderte Lars. »Ich mache das morgen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Paul etwas damit zu tun hat. Es bringt ihm ja auch nichts, wir sind seine besten Kunden, und es würde auch ihm schaden, wenn wir den Laden schließen müssen.«
Lars nickte und schaute wieder über den See. Hin und wieder trank er einen Schluck Bier.
Auch Erik nippte an seinem Weinglas. Der hervorragende Rotwein war eigentlich für die Hochzeit bestimmt gewesen. Er dachte daran, dass er und Linn bisher nicht einmal die Zeit gefunden hatten, sich für einen neuen Termin zu entscheiden.
Lag es daran, dass er es nicht sehr eilig hatte? Linn gegenüber könnte er das mit den Problemen in der Firma rechtfertigen, aber bisher war das nicht erforderlich gewesen, weil sie das Thema nicht ansprach.
Erik spürte plötzlich, dass sein Bruder ihn anschaute. Mit einer Miene, in der nicht zu lesen war, was in seinem Kopf vorging. Erik lächelte.
»Ich bin so froh, dass du gerade da bist.«
Lars zuckte nur mit den Schultern. »Du würdest das auch allein schaffen. Du hast nie jemanden an deiner Seite gebraucht und bist immer mit allem allein klargekommen.«
Erik schüttelte irritiert den Kopf. »Das ist ein seltsames Bild, das du da von mir hast.«
Lars lehnte sich in seinem Sessel zurück, dabei ließ er ihn nicht aus den Augen. »Das ist nicht nur meine Meinung, so denken alle, die dich kennen. Du kommst mit allem klar, dich haut überhaupt nichts um, und du hast immer alles im Griff.«
Erik stellte sein Weinglas ab. »Ich sollte mich jetzt vielleicht geschmeichelt fühlen, aber ich finde es eher anstrengend, dass immer alle glauben, ich müsste alles schaffen.«
Fragend sah er seinen Bruder an. »Hätte es etwas geändert, wenn ich dir früher gezeigt hätte, dass ich hier deine Hilfe brauche? Wenn ich nicht den Eindruck vermittelt hätte, alles allein zu schaffen?«
Lars zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung«, sagte er, und es klang ehrlich.
»Ich schaffe durchaus nicht alles allein, und ich fände es verdammt
Weitere Kostenlose Bücher