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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindstroem
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überheblich, wenn ich so etwas behaupten würde. Aber vielleicht hätte ich einfach öfter zugeben sollen, dass mir alles zu viel wird.«
    Wieder sagten beide eine Zeit lang nichts, und wieder war es Lars, der die Stille brach.
    »Ich habe das Gefühl, dass es nicht nur die Firma ist, die dir Sorgen bereitet.«
    Mit diesem Gefühl lag sein Bruder richtig. Vor Eriks innerem Auge tauchte wieder Hellen Reslows Bild auf, die Szene am Strand, der Kuss, diese Gefühle, die ihn jetzt noch erfüllten …
    Das war etwas, was er auch mit Lars nicht besprechen konnte und so rettete er sich in die zynische Gegenfrage: »Nur die Firma? Findest du nicht, dass das schon stressig genug ist?«
    »Es war ja nur eine Frage.« Lars schaute ihn an, als wäre er nicht überzeugt.
    Erik stand auf, leerte sein Rotweinglas in einem Zug und stellte es auf den Tisch.
    »Ich bin müde«, behauptete er, »und gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, murmelte Lars.
    Im Vorbeigehen klopfte Erik seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter. An der Tür wandte er sich noch einmal um und schaute zurück.
    Lars saß vornübergebeugt, drehte die Bierflasche in seiner Hand und starrte in die Nacht. Erik war sich ganz sicher, dass er nicht der Einzige im Haus war, der Geheimnisse hatte. Lars schien auch etwas zu quälen, worüber er nicht sprechen mochte.

– 53 –
    E s dämmerte bereits, als sie von ihrem Rundflug zurückkamen.
    Hellen war klar, dass Torsten heute nicht mehr zurück nach Stockholm fahren würde, und ihr war auch klar, dass er bei ihr schlafen wollte … mit ihr schlafen wollte.
    Hellen hielt sich lange im Bad auf, bis er nach ihr rief. Sie ging ins Schlafzimmer, fest entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Sie musste den Kuss mit Erik vergessen. Vielleicht gelang es ihr dann ja, zur Normalität zurückzukehren. Vielleicht wurde dann auch alles wieder wie früher. Sie musste sich nur auf Torsten einlassen. Sie musste einfach davon ausgehen, dass dann auch ihre Gefühle für ihn wieder da waren. Das alles konnte doch nicht einfach so verschwinden. Da musste doch noch etwas sein, irgendwo tief in ihrem Herzen.
    Torsten ging nach ihr ins Bad, kam schon nach ein paar Minuten zurück. Er drängte sich an sie, küsste sie.
    Hellen schlang ihre Arme um seinen Hals, erwiderte leidenschaftslos seinen Kuss und ließ zu, dass er sie aufs Bett zog.
    Seine Küsse wurden leidenschaftlicher, seine Hände wanderten über ihren Körper, aber plötzlich schien er ihren inneren Widerstand zu spüren. Er rollte sich zur Seite.
    »Es tut mir leid«, sagte Hellen schuldbewusst.
    »Jetzt sag bitte nicht, dass du Kopfschmerzen hast.« Seine Stimme klang verärgert.
    »Ich kann im Moment einfach gerade nicht.«
    »Wer ist es?«, fragte Torsten dumpf. »Oder willst du mir weismachen, dass da kein anderer ist?«
    Hellen setzte sich auf. Es war so schwer. Sie wollte ihn nicht verletzen, wusste nicht, wie sie es ihm sagen sollte. Sie wusste nicht einmal, was sie ihm sagen sollte. Dass es einen anderen gab? Auch wenn sie nichts mit ihm hatte, nie etwas mit ihm haben würde?
    »Da ist niemand«, begann sie hilflos. »Also nicht so, wie du denkst. Ich habe dich nicht betrogen.«
    Oder war ein Kuss schon Betrug? Der bloße Gedanke an den Betrug schon ein Betrug?
    »Oder doch …«, flüsterte sie. Zwei Worte, die Torsten in Rage versetzten.
    »Wer ist es?«, fuhr er sie heftig an. »Kenne ich ihn? Und seit wann geht das schon so?«
    Nicht einmal Torsten konnte sich vorstellen, dass sie in der kurzen Zeit hier jemanden kennengelernt hatte, mit dem sie ihn betrog.
    »Da ist nichts«, beteuerte sie. »Wirklich, ich habe keinen anderen.«
    Torsten hatte sich inzwischen aufgesetzt und saß neben ihr. Nur wenige Zentimeter entfernt und doch so weit weg.
    »Mit dir stimmt etwas nicht«, sagte er, »das kannst du mir nicht ausreden.«
    »Ich habe dich nicht betrogen«, sagte sie noch einmal und gab dann leise zu: »Aber wenn ich könnte, würde ich vielleicht …«
    Sie hatte es ausgesprochen, und eine ganze Zeit blieb es still zwischen ihnen.
    »Du erwartest nicht, dass ich dich verstehe, oder?«, sagte Torsten aufgebracht.
    Hellen wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie schwieg, schaute hilflos zu, wie er aufstand und sich anzog. Dann stand er vor ihr, schaute auf sie hinab.
    »War es das, Hellen?«
    Ja, das war es. Sie wusste es, brachte es aber nicht über die Lippen. Torsten war so lange ein Teil ihres Lebens gewesen, und es tat ihr selbst weh, ihn

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