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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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abfällige Handbewegung. »Jeannette«, sagte er. »Ich spreche von dir, chérie .«
    Catharine schnappte nach Luft. Roger mußte verrückt geworden sein. Er wußte doch zu gut, daß sie nie und nimmer seine Gattin geworden war. »Komm, Hermes!« rief sie dem Kind zu, das mit neugierigen Augen langsam näher gekommen war. »Wir gehen nach Hause.«
    Roger ergriff Catharine bei den Schultern. »Du hast mich einmal geliebt, chérie. Weißt du das nicht mehr? Ich habe damals deine Liebe mit Füßen getreten. Verzeih, mon amour. Ich war dumm und unreif. Doch nun bin ich gekommen, um all das Leid, das ich dir angetan habe, wiedergutzumachen. Bitte vertrau mir, Catharine.« Seine großen, dunklen Augen mit den langen, dichten Wimpern waren flehentlich auf sie gerichtet. Dieser Blick hatte in der Vergangenheit nie seine Wirkung verfehlt. Immer wieder war es Roger gelungen, sie mit Hilfe seiner zärtlichen Blicke umzustimmen oder ihm die schlimmsten Dinge zu verzeihen. Überrascht stellte Catharine fest, daß Rogers zärtlich kummervolle Miene sie nicht mehr beeindruckte. Sie war eine andere geworden in den Wochen in England. Und sie hatte eine Liebe kennengelernt, die sich unterschied von dem ergreifenden Schauspiel, daß Roger eben bot.
    »Zu spät, Roger«, sagte sie schlicht und versuchte, sich aus seinem Griff zu entwinden.
    Das ließ der Marquis nicht zu. »Es ist nie zu spät, Catharine«, sagte er liebevoll und zog sie nahe an sich heran. Sicher hätte er sie geküßt, wenn sie sich nicht mit voller Kraft dagegen gewehrt hätte.
    »Werden Sie wohl Mylady loslassen!« rief eine energische Stimme von der gegenüberliegenden Seite der Wiese. Mrs. Mellvin kam, die Hände in die Hüften gestützt, mit raschen Schritten näher. Sie trug ein leuchtend hellgrünes Kleid, das sich kaum von der Farbe des Rasensund der Bäume abhob. Ihre roten Haare leuchteten im Sonnenlicht.
    Sie sieht wirklich nicht aus wie eine Haushälterin, dachte Catharine nicht zum ersten Mal. Sie ist viel zu elegant gekleidet. Wo sie wohl all die Kleider herhat?
    »Haben Sie uns gesucht, Mrs. Mellvin?« fragte sie laut. »Ich wollte soeben mit Hermes ins Haus zurückgehen. Der Zufall wollte es, daß ich auf den Neffen meines ersten Gatten traf. Doch nun steht dem Heimweg nichts mehr im Wege.«
    Mrs. Mellvins Blick zeigte deutlich, wie überrascht sie war, daßLady Willowby bereits einmal verheiratet war. Sie warf einen prüfenden Blick auf den Fremden, und ihre strenge Miene löste sich in ein freundlich kokettes Lächeln auf.
    Roger nahm es wahr und bemühte sich nun seinerseits, seinen betörenden Charme spielen zu lassen. Wer immer diese dralle Rothaarige war, es konnte nicht schaden, sich Catharines Umgebung zu Freunden zu machen. »Willst du mich dieser Lady nicht vorstellen?« fragte er vorwurfsvoll.
    Catharine konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Sie kannte Rogers Standesdünkel. Sicher würde er es nur schwer verwinden, eine Haushälterin nicht als solche erkannt und sie wie eine Dame von Stand behandelt zu haben. »Aber sicher, mein Guter«, sagte sie daher bereitwillig. »Das ist der Marquis de la Falaise, Mrs. Mellvin, unsere Haushälterin.«
    Roger zuckte mit keiner Wimper. »Enchanté, Madame«, sagte er mit einer kleinen Verbeugung.
    »Die Ehre ist ganz meinerseits, Sir«, entgegnete Mrs. Mellvin, die errötend in einen tiefen Knicks versank.
    Hermes rüttelte an ihrem Rock. »Gehn wir jetzt ins Haus, Mama? Ich habe Durst.«
    »Hermes!« schalt ihn Mrs. Mellvin streng. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht dazwischenreden, wenn sich Erwachsene unterhalten.«
    »Ihr Sohn, Madame?« erkundigte sich Roger.
    »Hermes ist Mrs. Mellvins Neffe«, erklärte Catharine. »Und er hat recht. Wir sollten gehen.«
    Sie erreichten das Haus kurz nachdem George und Hetty ihre Schatzsuche auf dem Dachboden beendet hatten. Sie hatten großenSpaß daran gehabt, in den Schränken und Truhen zu wühlen, und waren über und über mit Staub bedeckt und mit Spinnweben in den Haaren in ihre Zimmer gekommen, um sich zu waschen und umzuziehen.
    Natürlich hatten sie keine wirklich wertvollen Sachen gefunden. Diese hatte ihr Vater in früheren Jahren längst verkauft. Dafür waren es Dinge aus ihrer Kinderzeit, die Entzückensrafe und kostbare Erinnerungen wachgerufen hatten. George hatte fünf kleine Pferde aus Holz gefunden, die ein Stallbursche einst für ihn geschnitzt hatte. Hetty die aus Stoff genähte Puppe, die sie als kleines Mädchen

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