Hochzeit in St. George (German Edition)
ich betonen möchte. Die Papiere auf dem Schreibtisch wurden ein Raub der Flammen. Gott sei Dank wurde rechtzeitig gelöscht, bevor ein ärgerer Schaden entstehen konnte. Doch wie gesagt, die Heiratsurkunde ist vernichtet.«
»Zu dumm«, meinte Richard spöttisch.
»Ja, Mylord, Sie haben recht, es ist zu dumm«, stöhnte der Franzose.
»Und nun werde ich Eurer Lordschaft den wahren Grund nennen, warum der Marquis nicht in der Lage ist, die Heiratsurkunde zu präsentieren«, sagte Richard, sich triumphierend an den Herrn des Hauses wendend. »Wenn Sie gestatten?«
»Aber, ich bitte darum«, erwiderte dieser gespannt.
»Weil Catharine nie mit diesem Herrn, Roger de la Falaise, verheiratet war, sondern mit Gervais, seinem Onkel. Catharine war Witwe, als sie mich heiratete.«
»Richtig. Und da die Heiratsurkunde Gervais als den Bräutigam ausweist, ist sie keine Hilfe, um die infame Aussage des Marquis zu untermauern.«
»Ja, aber warum sollte der Marquis dann behaupten, Sie wären seine Gattin, Mylady? Wenn Sie in Wahrheit die Gattin des Onkels waren.«
»Weil sein Onkel sein Vermögen mir vermachte und nicht Roger«, erklärte Catharine. »Nachdem er vergeblich versucht hat, das Testament anzufechten, möchte er sich Geld und Ländereien nun auf diese infame Weise sichern.«
»Aber, ma chère .« Roger schüttelte mit mildem Lächeln den Kopf. »Wie materialistisch du denkst. Als ob es mir um irdische Güter ginge! Nein, mit diesen bin ich selbst genug gesegnet. Kannst du es denn nicht glauben, daß ich jenes liebenswerte Geschöpf wiederhaben möchte, das ich einst in einem Mai zu meiner Frau nahm? Dich, Catharine.«
»Ich kann diesen Schwachsinn nicht hören«, murmelte Richard unhöflich.
»Sind Sie nun damals im Mai mit diesem Herrn vor den Traualtar getreten, ja oder nein, Mylady?« wollte Sir Streighton wissen.
»Ja«, gab Catharine zu. »Aber Roger vollzog diese Eheschließung lediglich als Vertreter seines Onkels. Er selbst konnte mich gar nicht heiraten, da er bereits verheiratet war.«
»Als Vertreter meines Onkels?« Roger war fassungslos. »Aber mein liebes Kind! Wovon sprichst du? Ich war es, der dich zur Frau nahm.«
Catharine hörte ihm nicht zu, sondern legte Sir Streighton einen Brief vor: »Hier, lesen Sie selbst. Ich habe das Schreiben erst vor wenigen Wochen erhalten. Jeannette de la Falaise hat es mir geschrieben, Rogers Frau.«
Der Hausherr warf dem Marquis einen scharfen Blick zu, bevor er sein Monokel vors Auge klemmte, um sich auf den Brief zu konzentrieren.
Roger war für einen Moment aus der Fassung gebracht. Doch nicht für lange. »Jeannette ist doch nicht meine Frau!« sagte er spöttisch. »Wie kannst du nur so etwas Ungeheuerliches behaupten?«
Seine Lordschaft ließ das Einglas fallen und schwenkte es bedächtig an seinem grünen Band hin und her. »Wer ist die Dame, die diesen Brief schrieb, Monsieur?« wollte er wissen.
Roger kannte den Inhalt des Schreibens nicht. Es war ja auch zu dumm, daß Catharine diesen Brief aus dem Hut zauberte. Nun gab es kein Zurück mehr, hoffentlich verriet ihn Jeannettes Schreiben nicht. »Meine Schwester«, sagte er, als sei dies das Selbstverständlichste auf der Welt. »Meine liebe kleine Jeannette. Wir haben uns leider nicht sehr gut verstanden in der letzten Zeit.« Dieser Hinweis war sicher nicht schlecht. Offensichtlich war es nichts Gutes, was Jeannette über ihn zu berichten hatte.
»Sie ist seine Schwester?« vergewisserte sich Richard.
»Natürlich nicht!« rief Catharine aus. »Welche Unverfrorenheit, so etwas zu behaupten, wo doch der Brief eindeutig beweist, daß Jeannette seine Ehefrau ist.«
Sir Streighton hatte sich abermals über das Schreiben gebeugt, das er in seinen Händen hielt. »Ich bedaure, Mylady«, sagte er schließlich. »Ein solcher Beweis ist dieser Brief leider nicht.«
Während sich Roger zufrieden lächelnd in seinem Lehnstuhl zurücklehnte, nahmen Richard und Catharine das dargebotene Schreiben, um es abermals zu überfliegen. Tatsächlich, Jeannette schrieb, daß sie Roger nicht mehr liebte, ihm nicht mehr vertrauen konnte, sie schrieb, daß sie in Italien unglücklich war und dennoch nicht zu Roger zurückkehren wollte. Aber, es fand sich kein eindeutiger Hinweis darin, daß Jeannette seine Ehefrau war. Diesen Wortlaut hätte ebensogut eine Schwester schreiben können.
»Das Schreiben besagt gar nichts«, stellte Richard schließlich unwillig fest. »Tatsache ist, daß dieser Gentleman dort
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