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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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ersetzt hatte. Auch die gestreifte Uniformjacke hatte es vor fünf Jahren noch nicht gegeben.
    »Sie wünschen, Madam?« fragte der Butler mit einem prüfenden Blick auf die schwarze Gestalt vor der Haustür. Er konnte weit und breit keine Zofe entdecken. Die Dame war also alleine gekommen. Höchst seltsam und höchst verdächtig. Catharine deutete den abweisenden Blick richtig. Rosie würde sie in Zukunft überallhin begleiten, schwor sie sich.
    »Mein Name ist Madame de la Falaise. Ich bin die Schwester Ihres Herrn. Ist mein Bruder zu Hause?«
    »Soweit ich unterrichtet bin, haben Seine Gnaden keine Schwester«, erwiderte der Butler mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wenn Sie erlauben, werde ich jetzt die Tür schließen, Madam. Es ist recht frisch draußen.«
    »Dann sind Sie falsch unterrichtet«, fuhr Catharine auf und drängte den Butler mit einer energischen Handbewegung zur Seite. »Und nun lassen Sie mich eintreten. Ist mein Bruder in der Bibliothek?« Sie ließ den verdutzten Diener stehen und übergab ihren Umhang einem der Lakaien, die in der Halle erschienen waren. Eine Tür öffnete sich, undMrs. Blenchem, die Haushälterin, erschien. »Miss Catharine!« rief sie aus, als sie die Besucherin erkannte, »ich wollte sagen: Mylady. Sie sind nach Hause gekommen! Oh, wie ich mich freue. Und Ihr Bruder wird sich erst freuen. Es geht Seiner Gnaden nicht gut zur Zeit. Die Gicht, Sie wissen ja…«
    Die Gicht? dachte Catharine. Sie wußte nicht, daß Henry an Gicht litt. Er war doch erst Ende dreißig. »Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen, Mrs. Blenchem. Wo finde ich meinen Bruder?«
    Der Butler war näher gekommen. »Sie kennen die Dame, Mrs. Blenchem?« vergewisserte er sich.
    »Aber natürlich, Mr. Fishbourough. Das ist Miss Catharine, die Schwester Seiner Gnaden. Aber das können Sie ja nicht wissen. Sie sind ja erst seit kurzem im Haus.« Die letzten Worte waren in einem deutlich abfälligen Ton geäußert worden. Es schien, als würde zwischen dem neuen Butler und der langgedienten Haushälterin nicht alles zum Besten stehen. Dem Diener war sein schroffes Verhalten sichtlich peinlich. »Sie müssen verzeihen, Mylady«, begann er, »ich hatte wirklich keine Ahnung…«
    »Es ist schon gut«, unterbrach ihn Catharine ungeduldig. »Wenn Sie mich jetzt zu meinem Bruder bringen würden.«
    Henry befand sich, wie sie erwartet hatte, in der Bibliothek. Catharine erschrak, als sie ihn sah. Die Beine in eine warme Wolldecke gehüllt, saß er regungslos vor dem Fenster, in das Buch vertieft, das er in seinen Händen hielt.
    Er ist um Jahre gealtert, dachte sie, und sofort stieg Mitleid in ihr auf. Armer Henry. Jetzt siehst du, daß Geld nicht das Wichtigste im Leben ist. Ob es wohl die Ehe mit Esther war, die dich mit noch nicht vierzig Jahren zum alten Mann werden ließ?
    Sie machte dem Butler, der sie eben ankündigen wollte, ein Zeichen. Dann schlich sie sich auf Zehenspitzen zum Lehnstuhl ihres Bruders heran und hielt ihm von hinten die Augen zu. »Wer bin ich, Euer Gnaden?« fragte sie mit verstellter Stimme.
    Der Herzog fuhr auf: »Was soll das? Ich habe keine Ahnung.«
    Catharine ließ ihn los und drückte ihm einen kleinen Kuß auf die Wange.
    »Catharine!« rief Henry aus. »Bist du es wirklich? Das ist aber eine Überraschung! Ich kann leider nicht aufstehen, um dich zu umarmen. Meine Beine schmerzen. Darf ich dir etwas anbieten?«
    »Ja, ich hätte gerne ein Glas Limonade.«
    Henry gab diesen Wunsch an den Butler weiter, der immer noch in der Tür stand und das Geschehen neugierig beobachtete.
    »Was führt dich nach London?« erkundigte sich Henry, als sich der Butler zurückgezogen hatte.
    »Ich werde hier wohnen. Ich habe Frankreich den Rücken gekehrt«, erklärte seine Schwester.
    »Hier wohnen?« stotterte Henry. »Du meinst, hier im Hause? Das wird nicht gehen, Catharine. Esther würde das keinesfalls dulden.«
    Catharine sah ihn mit bitterem Lächeln an. »Es ist also Esthers Haus«, stellte sie fest. »Sie kann darüber bestimmen, wer hier wohnen darf und wer nicht.«
    Henry zuckte resigniert mit den Schultern. »Es ist ihr Geld«, sagte er. »Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich das Haus längst verkaufen müssen. Da ist es nur recht unr billig, daß sie auch bestimmt. Noch dazu, da ich ein kranker Mann bin. Ich bin gar nicht in der Lage, all die Dinge so gut zu regeln, wie Esther es kann.«
    Catharine verbiß sich eine schneidende Antwort. »Beruhige dich, Bruder. Ich habe nicht vor, dir

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