Hochzeit in St. George (German Edition)
gefällt.«
Dieser Gedanke gefiel Richard außerordentlich gut. »Was für eine glänzende Idee. Wissen Sie, ich wollte nie heiraten. Fairerweise möchte ich Sie jedoch daran erinnern, daß eine Scheidung erhebliche Nachteile mit sich bringt Ich kann damit leben, von der vornehmen Gesellschaft geschnitten zu werden. Aber können Sie das auch?«
»Vielleicht bleibe ich gar nicht in England, sondern gehe nach Frankreich zurück. Vielleicht ziehe ich aufs Land, wo mich keiner kennt. Vielleicht möchte ich mich aber auch gar nicht scheiden lassen. Ich wünsche nur, daß mir diese Möglichkeit offensteht, wenn es soweit ist.«
»Na, mir soll es recht sein«, erklärte Richard. Er hatte keine Lust, sich mit dem Thema Scheidung auseinanderzusetzen, noch bevor er verheiratet war. Und wer wußte schon, wann das Geld aus Frankreich wirklich kam. »Noch eine weitere Bedingung?«
Catharine errötete leicht und blickte zu Boden. »Meine letzte Bedingung ist …«, sagte sie und stockte, nach den richtigen Worten suchend, »die letzte Bedingung ist, daß…, daß Sie mir nicht zu nahekommen. Daß Sie nicht versuchen, mich zu küssen. Und daß wir die Ehe nicht vollziehen.«
Richard blickte auf die magere, blaße Gestalt, die in unförmigem, schwerem schwarzem Umhang vor ihm stand, ihre Haare unter einem unkleidsamen Schleier verborgen. Er lachte fröhlich auf. »Das verspreche ich Ihnen gerne. Wenn das alles war, möchte ich jetzt nachsehen, wo Kermin bleibt. Ich habe einen Riesenhunger.«
Energisch zog er an dem bestickten Klingelstrang, der an der leeren Wand hing. »Aberfield hat mich aus dem Haus gejagt, bevor das Dinner serviert wurde. Er hat einfach kein Benehmen«, grinste er.
Die Tür ging auf, und Kermin erschien. Hetty Willowby folgte ihm auf dem Fuße. »Richard!« rief sie aus und fiel ihrem Bruder um den Hals. »Freust du dich, mich zu sehen? Ich habe gerade mein altes Zimmer für mich hergerichtet. Und Catharine soll in Mamas Zimmer schlafen. Du hast doch sicher nichts dagegen.« Sie ließ ihren Bruder los und deutete auf ihre Begleiterin: »Habt ihr euch bereits bekannt gemacht? Catharine, das ist mein Bruder Richard. Richard, das ist …«
»Du brauchst uns nicht mehr vorzustellen, liebste Schwester«, wandte Richard ein. »Natürlich kenne ich Catharine. Du sprichst von meiner zukünftigen Frau.«
Hetty hielt die Luft an und blickte überrascht von einem zum anderen. Kermin ließ einen fassungslosen Pfiff hören.
»Das ist aber eine gute Idee!« rief Hetty, als sie sich wieder gefangen hatte. »Wenn ihr heiratet, kann Catharine bei uns bleiben und mich in die Gesellschaft einführen.« Sie wandte sich an Catharine : »Habe ich es dir nicht gesagt: Richard ist noch viel trickreicher als ich. Ohne Schwierigkeiten hat er eine Lösung für all unsere Probleme gefunden.«
Der so Gelobte lachte erheitert auf. »Danke für dein Vertrauen, Schwester. Ich fühle mich geehrt. Doch jetzt, Kermin, brauche ich dringend etwas zu essen. Ich falle um vor Hunger.«
Der Diener erwachte aus seiner Versunkenheit. »Ich dachte, Sie würden bei Lady Ridley dinieren«, wandte er ein.
»Habe ich aber nicht«, erklärte Richard. »Ihr Vater hat mich hinausgeworfen, bevor wir uns zu Tisch begeben konnten. Also bririge alles, was du in der Küche auftreiben kannst.«
»Das wird nicht viel sein«, antwortete der Diener düster und machte sich auf den Weg in das untere Stockwerk, wo die Küche lag.
Hetty wandte sich ungeduldig ihrem Bruder zu. »Wann werdet ihr heiraten?« wollte sie wissen. »Wird es eine große Hochzeit? Darf ich deine Brautjungfer sein, Catharine? Ach, ich finde das alles so aufregend.«
»Kein Grund, aus dem Häuschen zu geraten«, antwortete ihr Bruder. »Wir heiraten übermorgen. Und es wird keine große Feier sein. Erstens ist es zu spät, um Einladungen zu verschicken, und zweitens wäre es schade um das viele Geld.« Catharine zuckte zusammen. Sie mußte sich wohl erst an die freimütige Art ihres zukünftigen Gatten gewöhnen.
»Übermorgen schon!« rief Hetty aus. »Aber geht denn das überhaupt? Kann man so schnell heiraten? Da braucht man doch eine Sonderlizenz, oder?«
Catharine und Richard starrten sich an. Daran hatten beide nicht gedacht. Doch Hetty hatte ohne Zweifel recht.
»Verdammt!« rief Richard aus. »Wo bekommen wir nur so ein Papier her? Wir müßten jemanden kennen, der einen guten Kontakt zum Bischof hat. Ob ich zu Cristlemaine gehen soll?«
»Du meinst, Cousin Max kennt den
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