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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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der Bursche überrascht. »Der reiche?«
    Richard mußte grinsen. »Nein, Bursche. Der arme.«
    Der Bursche ergriff die Zügel. »Schade«, sagte er. »Na, sei's drum. Willkommen zu Hause, Sir.«
    Richard warf ihm lachend eine Münze zu. »Du bist wirklich ein lustiger Kerl«, sagte er. »Im Gegensatz zu Willy. Das ist ein fauler Bursche. Wo steckt Willy überhaupt, und wie heißt du?«
    »Ich bin Steven, zu Ihren Diensten, Sir. Willy haben wir hier nicht mehr. Mrs. Mellvin hat ihn rausgeschmissen. Hat zuviel was mit die Weiber gehabt, hab' ich gehört.«
    »Mrs. Mellvin? Ist das die Haushälterin?«
    »Aye, aye, Sir. So ist es. Führt ein verdammt strenges Regiment. Aber sonst nicht übel.«
    Die Kutsche rollte über die Auffahrt. »Gehört das Fahrzeug auch Ihnen, Sir? Letzter Schrei aus London, sieht man gleich. Werd' mich um alles kümmern, Sir. Keine Sorge.«
    Richard dankte ihm und machte sich auf den Weg ins Haus.
    Ein Hausmädchen im adretten schwarzen Kleid, mit weißer Schürze, ein weißes Häubchen auf den Locken, öffnete ihm. Auch dieses Mädchen hatte Richard nie zuvor gesehen. Ebenso wie die mannshohe griechische Statue, die die Mitte der hohen, sonst kargen Eingangshalle schmückte. Richard betrachtete sie fasziniert.
    »Sie wünschen, Sir?« fragte das Mädchen.
    »Oh, ich bin Richard Willowby. Meine Diener stehen draußen mit dem Gepäck. Ist mein Vater zu Hause?«
    »Bitte, treten Sie ein. Ihr Vater ruht und möchte nicht gestört werden. Ich werde Mrs. Meillvin holen.« Sie knickste und eilte durch die Tür zum Küchentrakt davon. Richard blieb in der Halle stehen und betrachtete die Bilder, die an den hohen Wänden angebracht worden waren. Alles Szenen aus der griechischen Mythologie. Wie seltsam, daß sein Vater plötzlich eine Vorliebe für das Altertum entdeckt hatte. Es dauerte nicht lange, und die Tür öffnete sich wieder. Heraus trat eine Frau etwa in Richards Alter. Ihre etwas zur Fülligkeit neigende Figur war in ein modisches, hellgrünes Kleid gehüllt. Die roten Haare zu einem ordentlichen Knoten zusammengebunden. Sie machte ganz und gar nicht den Eindruck einer Haushälterin. Und doch mußte es sich um Mrs. Mellvin handeln.
    »Wie schön, daß ich Sie endlich kennenlerne, Sir«, rief sie aus und ging mit energischen Schritten und einem strahlenden Lächeln auf ihn zu.
    »Wie oft habe ich mich schon gefragt, wie der älteste Sohn und Erbe unseres Viscount wohl aussehen mochte. Und nun stehen Sie leibhaftig vor mir. Welche Freude, welche Freude.« Sie reichte Richard die Hand, ganz so, als sei sie die Gastgeberin und nicht eine der Dienstboten seines Vaters. »Ich bin Mrs. Meillvin. Ich sehe, Sie sind dabei, unsere neuen Bilder zu bewundern. Sind Sie nicht beeindruckend? Ach, ich liebe die griechische Mythologie. Sie nicht auch? Oh, ich stehe herum und rede und rede. Sie werden sicher müde sein nach der langen Reise. Am besten, Sie gehen hinauf. Ich werde sofort das Bett in Ihrem angestammten Zimmer richten lassen. Und frisches Wasser und eine kleine Erfrischung bringen. Wir essen in einer Stunde.«
    »Das wäre mir sehr recht, Mrs. Meillvin. Vielen Dank«, entgegnete Richard. »Wie ordentlich es hier überall aussieht. Ich bin sicher, das ist Ihr Verdienst.«
    Mrs. Meillvin lächelte geschmeichelt. »Daß Ihnen das aufgefallen ist, Sir«, flötete sie. »Mr. George war letzten Herbst zu Besuch und hat kein Wort darüber verloren. Na ja, er ist wohl Besseres gewöhnt Wenn man bedenkt, welchen Reichtum er jetzt sein eigen nennt. Was für ein glücklicher Mann. So reich und dabei so fröhlich und stets gut gelaunt…«
    »George war hier?« unterbrach sie Richard. Wie seltsam. Das Verhältnisseines Bruders zu seinem Vater war mindestens ebenso schlecht wie Richards Verhältnis zu ihm. »Was konnte wohl der Grurid für seinen Besuch sein?«
    »Er hat… hat es mir nicht gesagt«, antwortete Mrs. Mellvin. »Ach, da bist du ja, Heather«, wandte sie sich an das Hausmädchen, das eben erschienen war. »Rasch, richte das Bett für Mr. Willowby. Und wenn die Diener das Gepäck hinaufgebracht haben, dann kümmere dich ums Auspacken. Und anschließend richte das Zimmer für den Kammerdiener von Mr. Willowby. Ich werde in die Küche eilen und heißes Wasser schicken.«
    Richard sah seinen Vater etwa eine Stunde später beim Abendessen. Er hatte ausreichend Zeit gehabt, sich frisch zu machen und in korrekte Abendkleidung zu schlüpfen, auf die sein Vater größten Wert legte. Er war gerade

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