Hochzeit in St. George (German Edition)
war der Meinung, ich hätte seine Tochter verführt.«
»Und hast du?«
»Aber Papa!« rief Richard scheinbar entrüstet. »Ich habe nicht.«
»Dann bestand auch keine Veranlassung, diese Halbfranzösin zu heiraten.«
»Sag nicht immer Halbfranzösin. Das kann ich nicht hören. Sie heißt Catharine. Und es gab doch eine Veranlassung, denn Aberfield hat mich mit seiner Tochter im Bett überrascht, wenn du es genau wissen willst.«
»Und wie wirst du die Person nun wieder los?«
»Catharine? Die will ich gar nicht loswerden. Ich liebe sie nämlich, Vater. Und ich hoffe, daß sie bei mir bleibt.«
Der Viscount hob überrascht eine Augenbraue. Es schien seinem flatterhaften Sohn tatsächlich ernst zu sein. »Na ja, diese Frau scheint einen guten Einfluß auf dich auszuüben. Wie man hörte, treibst du dich viel weniger an Spieltischen herum als früher. Du besuchst die Bälle der ersten Gesellschaft und hast sogar gelernt, Quadrille zu tanzen.«
»Du bist erstaunlich gut informiert«, bemerkte sein Sohn nicht gerade erfreut. »Wie kommt das? Du hast dich seit Jahren nicht mehr von Wild Rose Manor fortbewegt Und dennoch scheinst du über alle meine Schritte auf dem laufenden zu sein. Und über die von Lord Bridgegate ebenfalls, wenn man ihm Glauben schenken darf.«
»Bridgegate ist ein aufgeblasener, hinterhältiger Tunichtgut. Nichtder Umgang, den ich mir für meinen ältesten Sohn wünsche«, entgegnete der Viscount streng.
»Du vergißt, daß Bridge in nicht allzu langer Zeit Herzog sein wird«, wandte Richard ein.
»Das ist mir egal. Er ist kein Mann nach meinem Geschmack. Und daher ist es mir auch nicht recht, daß du ihm gestattest, ständig um Hetty herumzuscharwenzeln. Ich hatte gehofft, du würdest dir mehr Gedanken um deine Schwester machen. Aber natürlich, du bist selbst ein Windhund, wie sollte es dir da auffallen…«
»Es ist mir aber aufgefallen«, verteidigte sich Richard entrüstet über den ungerechtfertigten Vorwurf. »Und ich habe ein Auge auf Hetty, das kannst du mir glauben. Ich bin sogar zu Konzerten und Musikabenden gegangen, nur damit die beiden nicht unbeaufsichtigt waren.«
»Es war ein großer Fehler, sie überhaupt nach London zu holen«, warf ihm sein Vater vor.
»Wenn du so gut informiert wärst, wie du zu sein vorgibst, dann wüßtest du auch, daß ich sie nicht geholt habe. Sie ist von selbst gekommen. Mit Catharine als ihrer Begleiterin. Tante Mable hatte sie Catharines Obhut anvertraut.«
»Deine Tante kennt diese Halb…? Deine Frau? Das ist beruhigend. Aber empörend ist, daß sie Hetty gestattete, nach London zu gehen. Ich hatte ihr ausdrücklich aufgetragen, sich um sie zu kümmern…«
»Hetty hat sich in Brighton zu Tode gelangweilt. Sie war dort nicht glücklich«, wandte Richard ein.
»Seit wann liegt dir denn das Glück deiner Schwester am Herzen?« erkundigte sich der Viscount mit unüberhörbarem Spott. »Du hast dich doch all die Jahre nicht um sie gekümmert.«
»Aber jetzt tue ich es eben. Und du solltest froh darüber sein. Und dankbar.«
»Dankbar!« rief sein Vater aus. »Ich sehe keinen Grund, dir dankbar zu sein.«
»Ich nehme dir schließlich die Aufgabe ab, für Hetty einen passenden Ehemann zu suchen. Es wäre deine Pflicht, dich um sie zu kümmern!«
»Sieh an, sieh an, mein Herr Sohn erklärt mir meine Pflichten. Vielen Dank für die Belehrungen. Hetty kann jederzeit nach Wild Rose Manorkommen, damit es mir möglich ist, meine Pflichten zu erfüllen.«
Richard lachte unmutig auf. »Du weißt genau, daß sie das niemals will.«
Der Viscount schwieg kurze Zeit und sagte dann mit unangenehmem Lächeln auf seinen schmalen Lippen: »Vielleicht sollte ich sie dazu zwingen.«
»Vater, du bist wirklich zu arg«, rief Richard entrüstet. »Hetty bleibt in London. Und ich passe auf sie auf. Allerdings kostet ihr Debüt eine enorme Summe Geld. Es wäre mir sehr geholfen, wenn du mir finanziell ein wenig aushelfen könntest.«
»Dir finanziell aushelfen?« rief sein Vater. »Aber ich denke gar nicht daran! Wie komme ich dazu, dir deine Laster und deinen Müßiggang zu finanzieren?«
»Es ist für Hetty!« wandte Richard ungehalten ein.
»Auch Hetty bekommt kein Geld. Ich habe keines, nicht einmal, wenn ich wollte.«
»Aber der Verkauf des Grundstücks. Er muß doch eine erkleckliche Summe eingebracht haben. Mehr als diese verdammten Bilder und Statuen da gekostet haben können.«
»Du sprichst von der griechischen Historie!« unterbrach ihn sein
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