Hochzeit in St. George (German Edition)
sich gar nicht scheiden lassen. Sie war gerne mit Richard verheiratet. Und er auch mit ihr. Hätte er sonst am Vorabend versucht, sie zu küssen? Hetty mit ihrem dummen Geschwätz über Hugh und sie. Richard konnte das unmöglich ernst genommen haben. Und doch schien er es zu glauben. Wie sonst war es zu erklären, daß er ihr derartige Beschuldigungen an den Kopf geworfen hatte?
»War das nicht ein traumhafter Abend?« drang die Stimme von Lady Linham in ihre Gedanken.
»Sogar Seine Königliche Hoheit hat sich gut amüsiert«, meldete sich ihre Freundin Lady Darlington zu Wort.
»Ja, es war ganz reizend«, bestätigte Catharine abwesend.
Hoffentlich hatte sich Richards Zorn inzwischen gelegt. Wenn er nur das Fahrzeug nicht in den Graben lenkte! Kermin begleitete ihn. Und Brian ritt zu Pferd neben der Kutsche her.
»Woher sind Sie denn mit Seiner Königlichen Hoheit so gut bekannt, meine Liebe?« fragte Lady Linham neugierig. »Er schien Sie noch von früher zu kennen. Wie ist das möglich?«
Catharine fuhr aus ihren Gedanken auf. Was sollte sie den Damen antworten? Die Wahrheit? Warum eigentlich nicht?
»Ich weiß es, ich weiß es!« rief Lady Darlington erfreut aus und klatschte in ihre Hände. »Ich habe mir die ganze Zeit den Kopf zerbrochen, woher mir Ihr hübsches Gesicht denn so bekannt vorkam. Sie sind die Tochter, ich meine die Schwester des jetzigen Herzogs von Milwoke, nicht wahr? Ich habe Ihre Mutter gut gekannt, meine Liebe. Sie war eine reizende Dame.«
»Wirklich? Sie sind die kleine Milwoke?« rief Lady Linham aus. Catharine nickte. Bevor sie jedoch antworten konnte, wurde ein neuer Gast gemeldet: »Lord Deverell.«
Hugh trat ein, wie immer tadellos gekleidet, mit einem geschmackvollen Blumenbukett für jede der drei Damen. Während sich Sophia und Catharine mit strahlendem Lächeln für die Blumen bedankten, warf Hetty ihm einen feindseligen Blick zu. Eine steile Falte erschien auf Hughs Stirn. Hetty schien böse auf ihn zu sein. Er war sich keiner Schuld bewußt. Catharine hatte den Blick, der zwischen den beiden hin- und hergeworfen wurde, aufgefangen. Hetty ist eine alberne Gans, dachte sie mit bangem Herzen. Hoffentlich hat sie Anstand genug und erwähnt ihren dummen Verdacht Hugh gegenüber nicht. Noch dazu in Gegenwart von Sophia und den Besucherinnen.
»Haben Sie schon gewußt, daß die liebe Mrs. Willowby die Tochter des Herzogs von Milwoke ist? Die Schwester des jetzigen Herzogs, meine ich natürlich, Lord Deverell«, erkundigte sich Lady Linham, sichtlich stolz darauf, Seine Lordschaft in eine derart interessante Neuigkeit einweihen zu können.
»Ich muß gestehen, das wußte ich bereits, Mylady«, antwortete Hugh und nahm Catharine gegenüber auf einem zierlichen Sofa Platz.
»Das hätte ich mir denken können«, sagte Hetty spitz. Zum Glück beachteten die beiden Damen sie nicht.
»Uns hat sie ihre hohe Geburt verschwiegen«, sagte Lady Darlington mit freundlichem Tadel. »Nicht, daß es etwas ausgemacht hätte, wenn wir es gewußt hätten. Wir haben Sie auch so immer geschätzt, meine Liebe.«
»Danke, Mylady«, antwortete Catharine. »Das freut mich. Woher haben Sie es gewußt, Hugh?« fragte sie, an Seine Lordschaft gewandt. »Hat Sophia es Ihnen erzählt?«
»Habe ich nicht!« warf ihre Gastgeberin ein. »Du hast mich gebeten, zu schweigen, ich habe dir mein Versprechen gegeben.«
»Lady Christlemaine ist unschuldig«, beteuerte nun auch Seine Lordschaft »Die Sache ist ganz einfach. Ich kenne Henry ziemlich gut. Wenn man Sie genau ansieht, dann haben Sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihrem Bruder.«
»Wenn man genau hinsieht«, wiederholte Hetty bitter.
Die beiden Damen erhoben sich. »Wir müssen gehen. Vielen Dank für den Sherry und nochmals Gratulation zu dem gelungenen Fest«, sagte LadyLinham und reichte ihrer Gastgeberin die Hand. »Ich muß Olivia, der Herzogin von Wellbrooks – sie ist meine Nichte, wissen Sie -umgehend die umwerfende Neuigkeit berichten«, sagte Lady Darlington. »Sie haben doch nichts dagegen, Mrs. Willowby, nicht wahr?«
»Aber natürlich nicht«, entgegnete Catharine mit gezwungenem Lächeln.
Warum sollte sie ihre Herkunft länger verschweigen? Sie konnte sicher sein, daß es sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreiten würde, daß sie, die Schwester des Herzogs von Milwoke, aus Frankreich zurück war und, ohne sich zu erkennen zu geben, unter ihrem Stand Mr. Willowby geheiratet hatte. Der weder über den besten Ruf verfügte noch
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