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Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Titel: Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie de Cambourg
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Hochglanz poliert und trug vorne zwei Stander mit dem Wappen der Schönbergs, einem Schloß mit zwei Türmen auf einem Hügel. Auf den vorderen Türen wurde das Motiv wieder aufgenommen, umrahmt von einem Lorbeerkranz. Ursprünglich im Fuhrpark des Auswärtigen Amtes, war der Wagen vor einigen Jahren aufwendig restauriert worden. Im Innenraum war der Mercedes ausgesprochen plüschig, mit Polstersesseln ganz im Stil der fünfziger Jahre. Sogar an kleine Lampenschirme in Tulpenform für die Leselampen war gedacht worden. Was bei jedem anderen Auto unpassend, ja geradezu albern gewesen wäre, wirkte beim Pullman wie dafür gemacht. Der Benzinverbrauch war natürlich astronomisch, aber die Schönbergs fuhren damit ja nicht in Urlaub.
    Der Chauffeur kam millimetergenau und ohne den kleinsten Ruck vor der Freitreppe zum Stehen. Ihr Vater und ihre Mutter warteten   bereits mit Hedy am Fuß der Treppe. Friedrich Bürger, für den Anlaß in eine unbestimmbare Kreuzung aus Livree und Uniform gekleidet, stürzte hinzu und öffnete persönlich die Wagentüren. Ursprünglich hatte der Wagen automatische Türen gehabt, doch die Mechanik hatte die Jahrzehnte nicht überdauert.  
    Zuerst kletterten der Fürst und die Fürstin von Schönberg-Wüstfeld aus dem Mercedes. Beide waren nicht mehr die Jüngsten, und so ging das nicht ohne einige Verrenkungen ab. Wechselseitiges Händeschütteln und Umarmungen schlossen sich an. Es folgte Wilhelm, der Mathilde und Gregor nur äußerst flüchtig begrüßte, um dann gleich seine Zukünftige zu vereinnahmen. Schließlich stieg noch ein breitschultriger, blonder Hüne im dunklen Anzug aus dem Wagen. Christine sah genauer hin. Sollte es sich dabei um Marcus handeln? Tatsächlich, er war es! Gegen ihren Willen war sie beeindruckt. Sehr tief verneigte sich der alte Fritz vor Marcus und schüttelte ihm die Hand. Von hier oben konnte Christine nicht hören, was Bürger sagte, doch der Respekt, den er Marcus entgegenbrachte, war offensichtlich.
    Marcus begrüßte Mathilde und Gregor herzlich und sagte etwas, worauf Mathilde mit der Hand auf Christines Zimmer zeigte. Marcus drehte sich um, sah nach oben und für einen Moment schien es, als blickte er ihr direkt in die Augen. Dann lächelte er, wandte sich wieder zur Treppe und ging mit den anderen ins Haus.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen wandte sich Christine vom Fenster ab. Am liebsten würde sie das Diner ausfallen lassen, aber was für einen Eindruck hätte das gemacht. Sie dachte an ihre Entscheidung von gestern und beschloß, den Abend so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Bloß keine Sachen von vor zehn Jahren wieder aufwärmen.  
    Christine ging noch einmal ins Bad. Sei langweilig, dachte sie und wischte sich entschlossen den Lippenstift ab. Sende bloß keine Signale aus. Männer kriegen immer alles in den falschen Hals. Auch die Perlenkette fand keine Gnade und kam wieder runter. Nur Ohrringe, Pumps und Kleid durften bleiben. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel, dann verließ sie ihr Zimmer und ging zum Hauptgebäude hinüber.

    Gegen die Konvention war das kleine Kabinett nicht in der bel étage, sondern im Erdgeschoß des Hauptgebäudes untergebracht.   Christine durchquerte das Vestibül und die anschließende Halle und folgte dann dem kurzen Korridor linker Hand. Warum das kleine Kabinett so hieß, wie es eben hieß, verlor sich in der Geschichte; es gab nur dieses eine in der Burg.
    In dem festlich geschmückten Saal war die Fürstin schon mitten in einer launigen und nicht immer jugendfreien Einführungsvorlesung zur bewegten Geschichte der Hohenthanns, als Christine dazu kam.
    “Dieser Stich ist die älteste Darstellung der Burg. Noch nicht sehr beeindruckend, das muß man zugeben. Viel Holz, wenig Stein und bestimmt kein Marmor. Erst mit der zweiten oder dritten Generation nach der Gründung war die Familie im Land etabliert und dann kam ein bißchen was rein und die Bauerei fing langsam an, Stein für Stein, sozusagen. Nach heutigen Maßstäben war das ganze natürlich reichlich, sagen wir mal, rustikal. Keine Spur von fließendem Wasser, ganz zu schweigen von, ähem, sanitären Anlagen. Was wir heute Schießscharte nennen, war für die Leute damals wahrscheinlich ein Panoramafenster und der letzte Schrei. In den folgenden Jahrzehnten wurde weiter fleißig angebaut, aber die Hohenthanns waren immer noch bloß Ritter, also ganz niedriger Adel. Das würde sich aber bald ändern.”
    Mathilde wurde langsam warm

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