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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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aus. ›Er gleicht dem Riß der Laute, dem geringen‹, dachte er traurig, ›sie wird nicht mehr in holden Tönen klingen.‹ Aber dann schüttelte er zornig den Kopf. Tennyson hin, Tennyson her, er würde die Stellung nicht kampflos räumen. Er rief einen robusteren, erbaulicheren Dichter zu Hilfe: ›Daß wir schlafen, zu erwachen, und wer fällt, zum Kampf ersteht.‹ Dann rief er seiner Frau zu, daß er noch ausgehen müsse, und griff nach Hut und Mantel. Wenn er sich nur noch einmal dieses Wohnzimmer ansehen könnte, würde er vielleicht sehen, wie der Sturz sich zugetragen haben mochte.
    Das Wohnzimmer von Talboys lag im Dunkeln, aber aus dem Fenster darüber sowie aus der Küche fiel noch Licht. Kirk klopfte, und wenig später kam Bunter in Hemdsärmeln an die Tür.
    »Es tut mir sehr leid, Seine Lordschaft so spät noch einmal stören zu müssen«, begann Kirk, der erst jetzt merkte, daß es schon elf Uhr vorbei war.
    »Seine Lordschaft«, sagte Bunter, »ist zu Bett gegangen.«
    Kirk erklärte, daß es überraschend notwendig geworden sei, das Wohnzimmer noch einmal zu untersuchen, und daß er dies unbedingt vor der Verhandlung besorgen wolle. Es sei nicht notwendig, daß Seine Lordschaft persönlich herunterkomme. Er begehre nichts als die Erlaubnis, einzutreten.
    »Wir möchten den Hütern des Gesetzes sehr ungern bei der Erfüllung ihrer Pflicht im Wege stehen«, erwiderte Bunter, »aber mit Ihrer gütigen Erlaubnis möchte ich darauf hinweisen, daß die Stunde schon ein wenig fortgeschritten und die vorhandene Beleuchtung unzulänglich ist. Außerdem befindet sich das Wohnzimmer genau unter Seiner Lordschaft –«
    »Direktorchen! Direktorchen!« rief eine leise, spöttelnde Stimme aus dem Fenster darüber.
    »Mylord?« Mr. Kirk trat von der Veranda zurück, um den Besitzer der Stimme sehen zu können.
    »Kaufmann von Venedig, V. Akt, 1. Szene. Still! Luna schläft ja beim Endymion und will nicht aufgeweckt sein.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Mylord«, sagte Kirk, von Herzen dankbar, daß sein Gesicht die Maske der Nacht trug. Und das vor den Ohren der Dame!
    »Keine Ursache. Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    »Wenn Sie mich nur rasch noch einen Blick ins Wohnzimmer werfen lassen könnten«, bat Kirk in bedauerndem Ton.
    »Wär unser alle Welt und Zeit, Direktor, so lobt’ ich diese Emsigkeit. Aber fühlen Sie sich ganz zu Hause. Nur tun Sie’s, wie der Dichter singt, auf biegsam klerikalen, körperlosen Zehen. Das erste war Andrew Marvell, das zweite Rupert Brooke.«
    »Ich danke ergebenst«, sagte Mr. Kirk, auf die Erlaubnis ebenso wie auf die Belehrung bezogen. »Mir ist da nämlich eine Idee gekommen.«
    »Ich wollte, ich hätte nur die Hälfte davon. Möchten Sie mir Ihre Geschichte jetzt gleich erzählen, oder reicht’s auch morgen noch?«
    Mr. Kirk bat Seine Lordschaft inständig, sich nicht stören zu lassen.
    »Na, dann viel Glück und gute Nacht.«
    Nichtsdestotrotz zauderte Peter. Seine angeborene Neugier kämpfte mit der Schicklichkeit, die ihm anriet, Kirk soviel Verstand zuzutrauen, daß er seine Ermittlungen selbst durchführen konnte. Die Schicklichkeit siegte, aber er blieb dann noch eine Viertelstunde auf der Fensterbank sitzen, während von unten ein leises Scharren und Plumpsen herauftönte. Dann wurde die Haustür geschlossen, und Schritte entfernten sich auf dem Weg.
    »Er läßt die Schultern hängen«, sagte Peter laut zu seiner Frau. »Anscheinend hat er ein Gemsennest voller Kuckuckseier gefunden.«
    Und das stimmte haargenau. Der Riß in Kirks Theorie hatte sich verbreitert und mit alarmierender Schnelligkeit alles zum Verstummen gebracht, was er zu Joe Sellons Gunsten hätte sagen können. Es erwies sich nicht nur als außerordentlich schwierig, sich vorzustellen, wie Noakes es fertiggebracht haben könnte, sich bei dem Sturz vorn und hinten zugleich zu verletzen, nein, es stand jetzt auch eindeutig fest, daß der Kaktus die ganze Zeit unverrückbar an seinem Platz geblieben war.
    Kirk hatte sich zwei Möglichkeiten ausgedacht. Entweder war der Übertopf von der Kette genommen oder der innere Topf aus dem Übertopf gehoben worden. Nach sorgfältiger Prüfung hatte er die erste Alternative fallenlassen müssen. Der Übertopf war unten konisch geformt, so daß er, wenn man ihn herunternahm, nicht aufrecht stehenbleiben konnte. Außerdem war der Ring, an dem sich die drei Ketten vereinigten, an denen der Topf hing, mit sechsfach gewickeltem kräftigem Draht noch

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