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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wo es mir gutgeht, Mrs. Ruddle. Zwanzig Jahre Dienste, und nie ein böses Wort oder eine ungerechte Handlung seinerseits, so lange ich ihn kenne.«
    Ein Anflug von Rührung schlich sich in seine Stimme. Er legte ein Puderdöschen auf die Etagere; dann faltete er den Blazer liebevoll zusammen und legte ihn sich über den Arm.
    »Da können Sie von Glück reden«, sagte Mrs. Ruddle.
    »Ich könnte das nicht vom armen Mr. Noakes behaupten, denn wenn er auch jetzt tot ist, muß ich sagen, daß er ein launischer, geiziger, mißtrauischer Rohling war, der arme alte Herr.«
    » Herr, Mrs. Ruddle, würde ich für einen dehnbaren Begriff halten. Seine Lordschaft –«
    »Da!« unterbrach ihn Mrs. Ruddle. »Also, wenn da nicht der junge Liebestraum den Weg heraufkommt …«
    Bunters Stirn legte sich in fürchterliche Falten. »Auf wen, Mrs. Ruddle, bezieht sich bitte diese Bemerkung?« fragte er mit einer Stimme wie Jupiter Tonans.
    »Na, auf diesen Frank Crutchley natürlich.«
    »Ah so!« Jupiter war besänftigt. »Crutchley? Ist er Ihr nächster Auserwählter?«
    »Nun machen Sie aber mal ’nen Punkt, Mr. Bunter! Meiner? Keine Bange! Nein, aber Aggie Twitterton ist hinter ihm her wie eine alte Katze hinter ihrem einzigen Jungen.«
    »Tatsächlich?«
    »Und das in ihrem Alter! Hammel als Lamm hergerichtet. Mir kann richtig schlecht werden. Wenn die wüßte, was ich weiß – aber bitte!«
    Diese interessante Enthüllung wurde durch das Eintreten von Crutchley persönlich unterbrochen.
    »’n Abend«, sagte er zur Allgemeinheit. »Irgendwelche besonderen Aufträge heute abend? Ich bin extra hergefahren, weil ich dachte, vielleicht liegt was an. Mr. Hancock braucht mich für ein, zwei Stunden nicht.«
    »Seine Lordschaft hat die Anweisung gegeben, den Wagen zu waschen; aber jetzt ist er wieder fort.«
    »Aha!« sagte Crutchley, der das offenbar für einen versteckten Hinweis hielt, daß man jetzt ungestört klatschen könne. »Na ja, einen schönen Tag haben sie ja dafür erwischt.«
    Er schickte sich zögernd an, sich hinzusetzen, fing aber Burners Blick und begnügte sich damit, sich nachlässig ans Ende der Bank zu lehnen.
    »Hast du schon gehört, für wann die Beerdigung angesetzt ist?« erkundigte sich Mrs. Ruddle.
    »Morgen halb zwölf.«
    »Wird ja auch Zeit – wo er schon eine Woche oder länger liegt. Wird nicht viele Tränen geben, wenn ihr mich fragt. Gab so den einen oder andern, der Mr. Noakes nicht leiden konnte, nicht mal den mitgezählt, der ihn um die Ecke gebracht hat.«
    »Viel weiter sind die ja bei der Verhandlung nicht gekommen, ist mein Eindruck«, bemerkte Crutchley.
    Bunter öffnete die Etagere und begann aus ihrem kunterbunten Inhalt Weingläser herauszusuchen.
    »Vertuschen«, sagte Mrs. Ruddle, »das wollten die. Es so hinstellen, als wär’ nichts gewesen zwischen Joe Sellon und ihm. Dieser Kirk, dem sein Gesicht war ja Geld wert, als Ted Puddock ihm die ganzen Fragen gestellt hat.«
    »Ich hatte den Eindruck, über den Teil sind sie ein bißchen schnell weggegangen.«
    »Sollte eben keiner denken, daß ein Bobby was damit zu tun haben könnte. Hast du gesehen, wie mir der Untersuchungsrichter über den Mund gefahren ist, als ich es ihm erzählen wollte? Ha! Aber die Zeitungsleute, die waren schon neugierig darauf.«
    »Darf ich fragen, ob Sie ihnen Ihre Meinung dargelegt haben?«
    »Hätte ich vielleicht, Mr. Bunter, oder vielleicht nicht, nur ist in dem Moment gerade Seine Lordschaft gekommen, und dann sind sie alle auf ihn los wie die Wespen aufs Marmeladenglas. Er und seine Mylady sind morgen sicher in allen Zeitungen. Von mir haben sie auch ein Photo gemacht, mit Ihrer Ladyschaft. Ist doch schön, wenn man seine Bekannten in der Zeitung sieht, nicht?«
    »Die Verletzung der intimsten Gefühle Seiner Lordschaft kann mir keine Befriedigung geben«, sagte Mr. Bunter tadelnd.
    »Ha! Wenn ich denen alles gesagt hätte, was ich von Joe Sellon halte, hätten sie mich auf der ersten Seite gebracht. Ich wundere mich, daß sie den jungen Burschen noch frei herumlaufen lassen. Nachher werden wir noch alle in unsern Betten ermordet. In dem Moment, wo ich den armen Mr. Noakes hier tot hab’ liegen sehen, hab’ ich bei mir gedacht: ›Na, was hat wohl Joe Sellon damit zu tun – wo er der letzte war, der den armen Mann lebend gesehen hat?‹«
    »Dann wußten Sie also schon, daß die Tat am Mittwochabend begangen wurde?«
    »Wie denn, natürlich – Nein, da noch nicht – Hören Sie

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