Hochzeit kommt vor dem Fall
nach der Regierungszeit gehen müssen. Komisch, daß Sie mich gerade nach der Sonnenuhr fragen, Sir, und wissen Sie auch, warum? Weil der Mann, der dem Herrn Pfarrer den Kaminaufsatz verkauft hat, gestern erst tot in seinem Haus gefunden worden ist, und es heißt, das war Mord.«
»Was Sie nicht sagen! Das ist schon eine sonderbare Welt, nicht? Wie heißt dieses Dorf hier eigentlich? Lopsley? Herzlichen Dank. Hier, genehmigen Sie sich einen … Übrigens, wissen Sie schon, daß Ihr Pferd ein loses Hufeisen links hinten hat?«
Der Fuhrmann hatte das noch nicht bemerkt und dankte dem aufmerksamen Herrn für die Mitteilung. Das Pferd trottete weiter.
»Wird Zeit, daß wir zurückfahren«, sagte Peter mit leichtem Widerstreben im Ton, »wenn wir uns noch rechtzeitig zur Sherry-Party des Pfarrers umziehen wollen. Aber dieser Tage noch werden wir dem Gutsherrn einen Besuch abstatten. Ich will diesen Kaminaufsatz wiederhaben.«
15
Sherry – und Wermutstropfen
» Narr, Heuchler, Schurke – Mann! So sollst du mich nicht nennen. «
GEORGE LILLO: TRAGEDY OF GEORGE BARNWELL
Harriet war froh, daß sie sich die Mühe gemacht hatten, sich umzuziehen. Die Pfarrersfrau (an die sie sich noch dunkel von Basaren und Blumenausstellungen her erinnerte – wie stets rundlich, liebenswert und ein bißchen rot im Gesicht) ließ nämlich dem Ereignis die Ehre eines schwarzen Spitzenkleides und eines farbenfrohen Jäckchens aus geblümtem Chiffonsamt widerfahren. Sie kam ihnen strahlend zur Begrüßung entgegen.
»Sie Ärmsten! Daß Sie solchen Ärger haben müssen! Und es ist ja so lieb von Ihnen, daß Sie uns besuchen kommen. Hoffentlich hat Simon mich schon bei Ihnen entschuldigt, daß ich Sie nicht aufgesucht habe, aber mit Haushalt und Pfarrei und Frauengruppe habe ich wirklich den ganzen Tag zu tun. Kommen Sie, nehmen Sie am Feuer Platz. Sie, meine Liebe, sind natürlich schon eine alte Bekannte, obwohl ich ja nicht glaube, daß Sie sich noch an mich erinnern. Lassen Sie sich von meinem Mann aus dem Mantel helfen. Was für ein hübsches Kleid! So eine wunderschöne Farbe. Es stört Sie hoffentlich nicht, wenn ich das sage, aber ich liebe nun einmal frohe Farben und frohe Gesichter um mich herum. Kommen Sie, setzen Sie sich aufs Sofa, vor das grüne Kissen – da werden Sie sich sehr gut machen … Nein, nein, Lord Peter, setzen Sie sich da nicht drauf! Das ist ein Schaukelstuhl; darauf sind die Leute nie gefaßt. Die meisten Männer sitzen gern hier drauf, der ist so schön tief. Nun, Simon, wo hast du denn die Zigaretten hingetan?«
»Hier sind sie, hier sind sie. Hoffentlich ist das eine Marke, die Sie mögen. Ich selbst bin ja Pfeifenraucher und verstehe wohl leider nicht viel davon. O danke, danke nein – keine Pfeife jetzt vor dem Essen. Ich werde zur Abwechslung mal eine Zigarette versuchen. Nun, meine Gute, wirst du uns bei dieser kleinen Ausschweifung Gesellschaft leisten?«
»Ach, eigentlich rauche ich ja nicht«, sagte Mrs. Goodacre, »wegen der Gemeinde, wissen Sie. Es ist zwar widersinnig, aber man muß Vorbild sein.«
»Die hier anwesenden Gemeindemitglieder«, sagte Peter, indem er einladend ein Streichholz anriß, »sind sowieso schon hoffnungslos verdorben und keiner Reue mehr fähig.«
»Nun gut, dann nehme ich eine«, sagte die Pfarrersfrau.
»Bravo!« rief der Pfarrer, »dann haben wir hier so eine richtig verruchte Gesellschaft beieinander. Also. Mein Vorrecht ist es, den Sherry einzuschenken. Ich glaube, ich gehe recht in der Annahme, daß Sherry der einzige Wein ist, mit dem die Göttin Nicotina nicht im Streit liegt.«
»Sehr richtig, Padre.«
»Ah, Sie bestätigen diese Meinung! Freut mich sehr – freut mich wirklich sehr, Sie das sagen zu hören. Und hier – ah, ja! Möchten Sie nicht von diesen Keksen versuchen? Meine Güte, welch erstaunliche Auswahl! Ein regelrechtes embarras de richesse !«
»Die sind eben aus einer Gemischpackung«, sagte Mrs. Goodacre schlicht. »Cocktailkekse heißen sie. Die hatten wir auch bei unserer letzten Whist-Runde.«
»Natürlich, natürlich! Und welche sind nun die mit dem Käse darin?«
»Diese, glaube ich«, sagte Harriet aus reichlicher Erfahrung, »und die langen hier.«
»Richtig! Wie klug, daß Sie so etwas wissen. Ich werde mich von Ihnen durch dieses köstliche Labyrinth führen lassen. Ich muß sagen, ich halte so ein kleines Schwätzchen wie dieses vor dem Essen für eine hervorragende Idee.«
»Möchten Sie denn wirklich nicht zum
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